• Freitag, 23 Mai 2025
  • 14:53 Frankfurt
  • 13:53 London
  • 08:53 New York
  • 08:53 Toronto
  • 05:53 Vancouver
  • 22:53 Sydney

Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar August 2009

14.09.2009
- Seite 6 -
Edelmetalle

Bei den Edelmetallen gibt es zwei Gegenpole. Auf der einen Seite steht das Währungsmetall Gold als vollkommen untypischer "Rohstoff", der in hohem Maße mit Finanzindikatoren wie Währungsentwicklungen, Inflationserwartungen und Aktienmarktvolatilitäten korreliert. Auf der anderen Seite steht die Gruppe der Platinmetalle - Platin, Palladium und Rhodium. Ihre Nachfrage hängt zum überwiegenden Teil vom Verlauf der globalen Autokonjunktur ab, weswegen sie als sehr stark konjunktursensitiv einzustufen sind. Eine Zwitterstellung nimmt Silber ein, das durch seine hohe Korrelation mit Gold einerseits sehr stark von Kapitalmarkteinflüssen abhängt, andererseits jedoch durch seine industrielle Nutzung dem Wirtschaftszyklus in höherem Maße als Gold folgt.

Gold

• Die absolute Preisentwicklung von Gold in US-Dollar wird im Wesentlichen von der Wechselkursentwicklung des US-Dollars zu anderen Währungen bestimmt. Unsere im Kapitalmarktausblick 2009 geäußerte Dollar-Prognose hat sich noch nicht geändert. Den Greenback erwarten wir zum Jahresende 2009 bei 1,55 US-Dollar je Euro. Aus unserer Sicht lassen sich die großen US-Staatsdefizite im Ausland nur bei einer fortgesetzten Dollar-Schwäche finanzieren, wobei eine kontrollierte und langsame Abwertung unserer Ansicht nach im Interesse aller Beteiligten liegt.

• Auch durch die langfristigen Inflationserwartungen ist Gold nach wie vor gut unterstützt. Der starke Anstieg der Zentralbankgeldmengen in den USA und Euroland über den Jahreswechsel 2008/09 hat bereits zu Jahresbeginn für Kursgewinne bei Gold gesorgt. Im Frühjahr und in den Sommermonaten waren dann die Industrierohstoffe, die auf lange Sicht eine höhere Korrelation mit den US-Inflationsraten aufweisen als Gold, als Inflationshedge gefragt. Mittlerweile ist Gold jedoch so weit zurückgeblieben, dass eine relative Aufholbewegung nicht unwahrscheinlich ist.

Open in new window

• Die physische Goldnachfrage aus dem Schmucksektor, die immer noch den Großteil der gesamten Goldnachfrage ausmacht, ist weiterhin schwach. Die Importzahlen aus den großen Goldnachfrageländern enttäuschen aus zwei Gründen. Zum einen steigen die realen Einkommen im Zuge der Wirtschaftskrise nicht mehr an, zum anderen drückt auch das relativ hohe Preisniveau die Nachfrage. In den Herbstmonaten ist zwar traditionell ein saisonaler Anstieg zu verzeichnen. Dieser dürfte in diesem Jahr jedoch wesentlich schwächer ausfallen als in den Vorjahren.

• Einen letzten positiven News-Flow hatte Gold vom Thema Dehedging, das in den Vorjahren für eine stetige Mehrnachfrage von mehreren hundert Tonnen gesorgt hatte. Zum Schluss hat jetzt auch noch der weltgrößte Goldproduzent, Barrick, die Nerven verloren. Das kanadische Unternehmen nutzte den seit Jahresanfang deutlich gestiegenen Aktienkurs, um neue Aktien im Gegenwert von knapp 3,5 Mrd. USD zu platzieren und die Erlöse für eine Rückabwicklung seines Hedge-Buchs zu verwenden. Üblicherweise finden solche Aktionen in der Nähe des Tops statt. Die Goldminen waren im Jahr 2001, als der Goldmarkt sein Tief markierte, in hohem Maße gehedgt und sie werden in dem Jahr, in dem der Goldpreis sein Hoch markieren wird, ungesichert sein.

• Die Kapitalflüsse sprechen kurzfristig für einen weiteren Goldpreisanstieg. Dies zeigen sowohl die stetigen Zuflüsse in Exchange Traded Funds (ETFs), als auch die hohen spekulativen Netto-Long Positionen an den amerikanischen Terminbörsen. Kurzfristig findet Gold auch in den Medien erneut hohe Beachtung, was in der Vergangenheit oft noch kurze Kursanstiege und anschließend scharfe Korrekturbewegungen andeutete. Für eine Korrektur spricht auch, dass sich Gold mehr über die Marke von 1.000 USD je Unze geschleppt hat, als dass es diese Hürde mit Schwung nehmen konnte.

Mittelfristig glauben wir, dass Gold das alte Rekordhoch bei 1.030 USD je Unze überwinden kann. Da wir von einem EUR/USD-Wechselkurs von 1,55 und einem Goldpreis von 680 bis 700 Euro je Unze ausgehen, würde dies einen Goldpreis zwischen 1.050 und 1.100 USD implizieren. Im Konzert mit den anderen Rohstoffen dürfte dies maximal eine neutrale relative Performance sein.

Silber

• Die Kursentwicklung von Silber entspricht genau seiner oben geschilderten Zwitterstellung: Es entwickelte sich seit Jahresanfang besser als Gold, jedoch schlechter als die reinen Basismetalle (z.B. Kupfer und Nickel). Im Zuge dessen verbesserte sich das Preisverhältnis zwischen Gold und Silber von etwa 75 (Unzen Silber / 1 Unze Gold) und befindet sich nun am unteren Ende der von uns im Kapitalmarktausblick 2009 prognostizierten Spanne von 60-65. Wenn die von uns erwartete Konjunkturerholung weiter anhält und das Investorensentiment sich noch verbessert, könnte auch ein Ratio von 50-55 angesteuert werden. Dies halten wir jedoch für recht ambitioniert.

Open in new window

Platin und Palladium

• Die Platinmetalle profitierten in den letzten Monaten stark von Zuflüssen in ETFs und Netto-Long-Positionen an den Terminmärkten. Außerdem erlebte der Automobilsektor in den letzten Monaten eine Sonderkonjunktur, ausgelöst durch die diversen "Abwrackprämien" in verschiedenen Ländern. So lagen die Fahrzeugverkäufe bzw. Neuzulassungen in den USA, Deutschland und China um 1%, 28% bzw. 90% (!) höher als im Vorjahresmonat. Dies führte zu erheblichen Vorzieheffekten und es besteht die Gefahr, dass es zu einem erneuten Einbruch der Automobilnachfrage in den nächsten Monaten kommt.

• Außerdem haben Platin (etwa 1.300 USD / Unze) und Palladium (etwa 295 USD / Unze) ihre Kursziele für 2009 erreicht. Damit neigt sich die Zeit der niedrigen Palladiumexporte aus den staatlichen russischen Lagerbeständen wahrscheinlich dem Ende zu. Bei Preisen über 300 US-Dollar / Unze glauben wir nicht, dass die dortigen Entscheidungsträger noch auf deutlich höhere Niveaus warten wollen.

• Ein potentiell positiver Faktor besteht weiterhin auf der unsicheren Angebotsseite. Die südafrikanischen Platinminen hatten in den letzten Wochen erneut Produktionsausfälle durch Streiks. Außerdem könnten im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2010 Ressourcen (z.B. Strom) umgeleitet werden, um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen.

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)