Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar September 2009


Die zyklischeren Edelmetalle Silber, Palladium und Platin performen Gold weiterhin aus. Silber und Palladium sind kurzfristig überkauft. Bei letzterem droht die oberhalb von 300 USD je Unze Wiederaufnahme des russischen staatlichen Verkäufe, die bei Kursen um 200 USD im Frühjahr und Sommer 2009 praktisch zum Erliegen gekommen sind. Platin bietet kurzfristig das größte Potenzial.
Agrarrohstoffe
Der Maispreis zog zuletzt von 3,2 USD auf über 3,8 USD je Scheffel an. Die Kursbewegung wurde von einem Short-Covering infolge der Möglichkeit von Frostschäden im Rahmen des Kaltlufteinbruchs in den USA ausgelöst. Kurzfristig drohen Preisrückgänge, wenn die Wetterprämien wieder aufgelöst werden. Mittelfristig zählt Mais zu einem der attraktivsten Rohstoffe in unserem Anlageuniversum. Bei den derzeitigen Preisverhältnissen zeichnet sich eine Verlagerung von Ackerfläche vom Maisanbau zu Sojabohnen während der US-Pflanzperiode im nächsten Frühjahr ab. Dadurch dürfte das Defizit im Marketingjahr 2010/11 deutlich größer ausfallen als im aktuellen Marketingjahr. Wir halten im nächsten Marketingjahr 2010/11 einen Rückgang der US-Stocks-to-Use-Ratio von 13% auf 6% für möglich. Die Mais-Terminkurve könnte in einem derartigen Umfeld in Backwardation fallen.
Bei Sojabohnen werden immer noch die spekulativen Long-Positionen abverkauft, die während des Frühjahrs und Sommers, als sich die Terminkurve stark in Backwardation befand, gebildet wurden. In diesem Marketingjahr 2009/10 wird die US-Ernte vorbehaltlich etwaiger Frostschäden eine Überschusssituation hervorrufen, die die US-Stocks-to-Use-Ratio von 3% auf über 7% ansteigen ließe. Auf globaler Ebene sollten nach den dürrebedingt stark reduzierten Produktionsvolumina in Südamerika in 2010 wieder normale Erntemengen erzielt werden. Im nächsten Marketingjahr droht angesichts des Preisvorteils gegenüber Mais aufgrund von Produktionsausweitungen ein noch größerer US-Überschuss. Der einzige Ausweg ist unserer Ansicht nach eine deutliche Underperformance von Sojabohnen gegenüber Mais bis zu den US-Pflanzentscheidungen im Frühjahr 2010.
Der Weizenpreis ist zuletzt mit Mais und Sojabohnen ebenfalls deutlich angestiegen. Da US-Winterweizen aktuell bereits ausgebracht wird, bedarf es eines schnellen Preisanstiegs, um einen größeren Ackerflächenverlust zu verhindern. Jedoch sind die Lagerbestände hoch genug, um ein Defizit im nächsten Marketingjahr abzufedern. Weltweit ist ebenfalls keine größere Knappheit erkennbar. Wir stufen Weizen als Durchschnittsperformer im Agrarsektor ein.
Bei Baumwolle ist die Triebfeder des jüngsten Preisanstiegs unserer Ansicht nach die viel zu niedrige Nachfrageschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA). Das USDA hat die Exportnachfrage für US-Baumwolle von 15,0 Millionen 480 Pfund Ballen im August 2008 auf aktuell 10,5 Millionen 480 Pfund Ballen im Zuge des Konjunktureinbruchs 2008 reduziert. Die aufgehellten Konjunkturperspektiven 2009 spiegeln sich somit in der Schätzung des USDA noch nicht wider. Wir rechnen hingegen mit deutlich höheren Exportwerten und erwarten noch in diesem Marketingjahr 2009/10 eine Halbierung der US-Stocks-to-Use-Ratio.
Nachdem der Zuckerpreis in den ersten acht Monaten 2009 durch die Zuspitzung des fundamentalen Datenkranzes stetig neue Hochs erklommen hatte, zeigte er im September zum ersten Mal Schwäche. Diese setzte sich zu Beginn des aktuellen Monats in verstärktem Maße fort, sodass die Zuckernotierung kurzfristig auf die untere Linie des seit Frühjahr 2009 gebildeten Trendkanals zurückfiel, der zuvor deutlich nach oben verlassen worden war. Ob sich hierbei bereits die ersten Anzeichen für das Ende einer Topformation ableiten lassen, ist jedoch bisher noch nicht eindeutig zu beurteilen. Es wurde zwar begonnen, das extrem hohe Niveau der Netto-Long-Positionen spekulativer Marktteilnehmer abzubauen, dennoch muss weiterhin damit gerechnet werden, dass auf Importe angewiesene Nationen, Preisrücksetzer zu Nachkäufen nutzen werden. Darüber hinaus stellt die Terminkurve in Backwardation für technisch agierende, semi-aktive Produkte einen Kaufanreiz dar.

© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 15.10.2009