Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar September 2009

Energie
Rohöl und Rohölprodukte
Keine Evidenz für einen Rückgang der Überschusslagerbestände bei Rohöl und Rohölprodukten. Insbesondere Lagerbestände bei Destillaten befinden sich weit oberhalb des saisonalen Durchschnitts.
Rückgang der Lagerbestände in Cushing sorgte für eine weitere Verflachung der Rohölterminkurve. Mittelfristig weiterhin Drehung von Contango auf Backwardation erwartet.
Der globale Ölmarkt befand sich unserer Schätzung nach bereits in Q3 2009 leicht im Defizit. Im nachfragestarken 4. Quartal sehen wir ein deutliches Defizit. Dieses kann eventuell durch nachlassende Förderdisziplin (Zielerreichung bei Produktionskürzungen zuletzt von mehr als 70% auf Werte knapp oberhalb von 60% gesunken) der OPEC teilweise ausgeglichen werden.
Makrodaten deuten weiterhin auf einen Nachfrageaufschwung in den kommenden 6 Monaten hin. Die Internationale Energieagentur musste die Nachfrageschätzung deutlich nach oben revidieren. Weitere Aufwärtsrevisionen werden folgen.
Erste Anzeichen für eine Nachfragebelebung bei US-Benzin. Die Nachfrage hat sich bei 9,2 mb/d deutlich über dem Niveau des Vorjahres und auf Augenhöhe der Jahre 2006 und 2007 stabilisiert.

US-Raffineriemargen bleiben unter Druck. Insbesondere die Überschüsse bei US-Destillaten wirken einem kurzfristigen Anstieg entgegen. Benzin wird gegenüber Heizöl von uns bevorzugt.
Erdgas
Überschusslagerbestände bei US-Erdgas verharren auf hohem Niveau. Rekordlagerbestand zum Ende der Einlagerungssaison (injection season) von mehr als 3.800 Mrd. Kubikfuss erwartet.
US-Erdgasmarkt befindet sich immer noch in einer Überschusssituation. Angebotskürzungen kommen allmählich in Gang. Wir rechnen für das Jahr 2010 mit einem Rückgang des Angebots um 2,3% und einem Anstieg der Industrie-Nachfrage in etwa der gleichen Größenordnung, was zu einem ausgeglichenen Markt führen könnte. Allerdings waren aufgrund des Preisanstiegs zuletzt höhere Drilling-Aktivitäten zu beobachten. Insgesamt überwiegen bei Erdgas aus fundamentaler Sicht immer noch die Risiken.
Große Short-Eindeckungen in kurzlaufenden Kontrakten sorgten im Novemberkontrakt 2009 für einen Preisanstieg von mehr als 30%. Short-Covering scheint weitgehend abgeschlossen.
Genehmigung für eine Kapitalerhöhung des US Natural Gas Fund (UNG), der in die kurzen Kontraktlaufzeiten investiert, um den US-Erdgas-Cash-Preis zu replizieren. Regulierungsmaßnahmen könnten durch die Begrenzung des Long-Exposures einen extremen Sell-Off auslösen.
Extreme Roll-Verluste am kurzen Ende der Terminkurve sollten UNG-Investoren auf Dauer abschrecken. Die Prämie des November-Kontrakts zum physischen Kassapreis betrug zwischenzeitlich rund 100% für vier Handelswochen. Der November-Kontrakt wird bis zum Laufzeitende (28.10.2009) weitere 15% bei unverändertem Kassapreis (4 USD je mmBtU) verlieren. Allerdings stieg der Kassapreis aufgrund eines Kaltlufteinbruchs zuletzt innerhalb weniger Tage von 2,3 auf 4 USD je mmBtU an. Der prozentuale Abschlag des November- zum Dezember-Kontrakt beträgt aktuell knapp 20%.