Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar März 2009

Makro-Perspektive
Die internationalen Finanzmärkte präsentierten in den letzten Wochen eine einheitliche Reaktion auf die Ankündigung der US-Finanzpolitik, eine noch expansivere Richtung einzuschlagen. Angetrieben wurden die Märkte für Risikoanlagen von der Aussicht, dass die amerikanische Notenbank weitere 1.000 Mrd. USD durch den direkten Kauf von Anleihen in Umlauf bringen will. Die internationalen Aktienmärkte stehen kurz vor dem Abschluss einer Bodenbildung, die in eine liquiditätsgetriebene Rallye einmünden sollte.
Da die mahnenden und vorsichtigen Stimmen immer noch überwiegen, gehen wir davon aus, dass sehr viele Marktteilnehmer bei Aktien drastisch unterinvestiert sind und unabhängig von den makroökonomischen Daten bei weiteren Kursgewinnen prozyklisch in die Märkte „gezwungen“ werden. Aber auch die Makro-Daten sind, wie wir in den letzten Marktkommentaren bereits ausgeführt haben, so weit gefallen, dass zumindest eine technische Reaktion nach den extrem schwachen letzten beiden Quartalen überfällig scheint. Daher halten wir an unserem Dax-Kursziel von 5.400 Punkten zum Jahresende fest, wobei der Löwenanteil der Aufwärtsbewegung im zweiten Quartal stattfinden sollte.
Das Segment, das die Bodenbildungen bereits hinter sich hat, sind die Währungsmärkte. In den letzten 18 Monaten hat sich der Euro-Yen Wechselkurs als zuverlässiges Barometer für die Risikoneigung spekulativer Marktteilnehmer erwiesen. Der Carry Trade von den praktisch nicht verzinsten Yen Anlagen zu höher rentierlichen Risikoanlageklassen erlebte den zarten Beginn einer Neuauflage. Der letzte Tankan-Report der japanischen Notenbank offenbarte nur zu deutlich, dass die japanischen Exportunternehmen mit den Ende 2008 markierten Wechselkursen von 90 Yen je US-Dollar bzw. 115 Yen je Euro nicht wettbewerbsfähig sind.
Der Alleingang der Schweizer Notenbank bei den Interventionen zur Schwächung des Schweizer Frankens erwischte viele spekulative Marktteilnehmer, die sich long Yen und short Euro positioniert hatten auf dem falschen Fuß, da nun klar war, dass Aktionen zur Schwächung des Yen nicht zwingenderweise international abgestimmt werden müssen. Die Folge war ein steiler Anstieg der Euro-Yen Cross-Rate von 115 auf 135 Yen je Euro, bei der die wichtige technische Marke von 128 Yen/€ ohne nennenswerte Widerstände gefallen ist. Wir sehen hier als Kursziel nach wie vor die Marke von 155 Yen je Euro. Technisch ebenfalls abgeschlossen ist die Bodenbildung beim Dollar-Yen-Wechselkurs, der in den letzten Tagen die psychologische Marke von 100 Yen je Dollar hinter sich lassen konnte. Kursziel ist hier aus unserer Sicht wenigstens das Niveau von 110 Yen je US-Dollar.

Es ist wenig verwunderlich, dass die Rohstoffmärkte in einem derartigen Kapitalmarktumfeld ebenfalls klare Ansätze einer Bodenbildung zeigten. Aus unserer Sicht deuten die Märkte für Rohöl, Benzin, Kupfer, Aluminium, Zink, Platin, Palladium, Mais, Sojabohnen, Weizen, Baumwolle und Kaffee einen Trendwechsel an. Einzelne Märkte, insbesondere die Basismetalle, scheinen der realwirtschaftlichen Entwicklung kurzfristig weit vorausgelaufen. Wir haben mehrfach betont, dass die Rohstoffe anders als die internationalen Aktienmärkte üblicherweise kein Frühindikator der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sind, sondern allenfalls als Gleichlaufindikator der Konjunktur zu werten sind. Insofern würde es uns wenig überraschen, wenn einzelne Märkte, namentlich die Metalle Kupfer und Aluminium sowie die Weißmetalle Silber, Platin und Palladium noch einmal empfindlich zurückfallen, auch wenn die Aktienmärkte ihren Aufwärtstrend fortsetzen sollten.
Die Bewegungen bei den Metallen waren auch teilweise durch Investorengelder getrieben. Die von der amerikanischen Futures-Behörde CFTC als spekulativ eingruppierten Marktteilnehmer (Non Commercials) haben in den letzten Monaten im Rohstoffbereich wieder eine Netto-Long-Position von 20 Mrd. USD aufgebaut, die zu drei Vierteln auf die Edelmetalle, vor allem Gold, entfällt. Hingegen wurde bei Kupfer eine Short-Position von 300.000 Tonnen eingenommen, deren Auflösung jetzt den starken Aufwärtstrend des Metalls begründete. Wir gehen davon aus, dass die Short Covering Rallyes bei den Basismetallen auslaufen. Gleichzeitig erwarten wir, dass die Kapitalzuflüsse in die Anlageklasse Rohstoffe anhalten. Nur werden sich diese nicht mehr ausschließlich auf Gold konzentrieren, wenn die Marktteilnehmer erkennen, dass andere, fundamental wesentlich attraktivere Rohstoffe stark ansteigen müssten, um die Inflationsraten zu erzeugen, gegen die sich viele Marktteilnehmer durch den Erwerb von Gold bereits abgesichert haben. Als Kandidaten gelten aus unserer Sicht Rohöl, Getreide und die Soft Commodities.
