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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Uneinheitliches Bild 2016/17

08.06.2016 | 6:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Am Rapsmarkt dürfte es laut USDA nach 2015/16 auch 2016/17 zu einem Defizit kommen (Grafik 9). Dazu trägt bei, dass die weltweite Produktion laut USDA wie bereits im Vorjahr weiter sinken soll. Für den Ernterückgang verantwortlich ist zum einen der erwartete Produktionsrückgang in Kanada. Die kanadischen Landwirte planen laut Kanadischer Statistikbehörde eine Flächeneinschränkung um 3,7%. Das USDA rechnet für Kanada bei einer Rückkehr zu durchschnittlichen Erträgen mit einer um 1,7 Mio. Tonnen oder 10% sinkenden Produktion.

Zum anderen stellt das USDA auch für die EU ein Minus ein. Die EU-Kommission rechnet allerdings bei einer um gut 4% ausgedehnten Rapsfläche nach dem enttäuschenden Vorjahr 2016 mit einer leicht höheren EU-Ernte von 22 Mio. Tonnen. Einigkeit besteht dagegen über einen Rückgang in der Ukraine: Trockenheit hatte die Aussaat im Herbst empfindlich beeinträchtigt und auch für einen überdurchschnittlichen Ausfall über den Winter gesorgt.

Auch wenn sich die Bedingungen zuletzt verbessert haben, rechnet etwa das Beratungshaus UkrAgroConsult mit einer Ernte von 1,28 Mio. Tonnen, was einem Minus von 27% gegenüber dem Vorjahr entspricht. In China wird die Rapsfläche wohl wegen der geringen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Feldkulturen zurückgehen. Auch der IGC erwartet bei Raps für 2016/17 einen weiteren Rückgang der globalen Produktion und ein Absinken der Bestände um 20%.

Es bleibt also bei Raps bei einer engen Marktlage, die sich im Umfeld einer angespannteren Versorgungslage mit Ölsaaten insgesamt in einer nach oben gerichteten Preisentwicklung niederschlagen dürfte. Für Q4 2016 erwarten wir daher einen Rapspreis in Paris von 390 EUR je Tonne.



Baumwolle:

Hohe weltweite Bestände nach einer Reihe von Überschussjahren, implodierende chinesische Importe (Grafik 23) und die Konkurrenz künstlicher Fasern ließen den Baumwollpreis Anfang März auf 55,9 US-Cents je Pfund und damit auf den niedrigsten Stand seit Juni 2009 abstürzen. Seither konnte er sich wieder um fast 20% auf ein 9½-Monatshoch von 66 US-Cents je Pfund erholen.

Dies ist vor allem der Aussicht auf nicht nur ein, sondern mindestens zwei Defizitjahren am Baumwollmarkt in der laufenden und der kommenden Saison geschuldet. Denn in der noch laufenden Saison 2015/16 war der weitere Produktionsrückgang groß genug, um trotz einer leicht rückläufigen Nachfrage den Markt erstmals seit sechs Jahren ins Defizit rutschen zu lassen (Grafik 10). Den damit verbundenen Lagerabbau taxiert das USDA auf gut 2 Mio. Tonnen, das International Cotton Advisory Committee ICAC auf 1,7 Mio. Tonnen.

Besonders stark rückläufig war die Produktion 2015/16 in Indien und China. Bei Indien war dies vor allem bedingt durch die zweite schlechte Monsunsaison in Folge. In China dagegen vorrangig durch die Politikänderungen, die die Produktion außerhalb der Hauptanbauregion Xingjiang vor allem im Osten des Landes einbrechen ließen.

Die Produktion sank aber auch beim weltgrößten Exporteur, den USA. Der starke Preisrutsch 2014 und Aussaatbehinderungen durch Starkregen im letzten Frühjahr hatten 2015/16 zu einer Einschränkung der USBaumwollfläche um 22% geführt, was bei einer deutlich niedrigeren Produktivität, aber auch einer niedrigeren Aufgaberate zu einem Produktionsrückgang um 21% führte.

Allerdings richtet sich der Blick inzwischen verstärkt auf 2016/17. Hierfür läuft in den USA derzeit die Aussaat. Laut der Anbaupläne der Landwirte aus dem März dürfte nach dem massiven Rückgang des Vorjahres die Baumwollfläche wieder ausgedehnt werden. Das beabsichtigte Flächenplus von 11% übersetzt das USDA gemeinsam mit etwas höheren Erträgen in die Schätzung eines Produktionszuwachses um 15%.

Auch in Indien soll die Produktion 2016/17 ertragsbedingt um 4,5% steigen. In Pakistan soll nach dem witterungsbedingten Einbruch um ein Drittel im Vorjahr nun wieder 28% mehr Baumwolle geerntet werden. Chinas Produktion dürfte aber weiter sinken. Global soll die Produktion um fast 5% auf knapp 23 Mio. Tonnen steigen.

Die wieder höhere weltweite Baumwollproduktion reicht aber nicht aus, um ein weiteres Marktdefizit zu verhindern, obwohl die Nachfrage wohl nur marginal steigen wird. Und dies von enttäuschendem Niveau aus: Jüngst senkte das ICAC für 2015/16 und 2016/17 die absolute Höhe der Nachfrage um jeweils 120 Tsd. Tonnen. Das USDA schätzt, dass die globalen Bestände 2016/17 um 1,4 Mio. Tonnen sinken werden, das ICAC ist mit 800 Tsd. Tonnen etwas optimistischer.



Auch wenn die Nachfrage nach Baumwolle weltweit nur marginal steigen soll: Die US-Exporte sollen davon profitieren können, dass der Engpass an hochwertiger US-Baumwolle durch die höhere US-Produktion aufgelöst wird. Dieser Engpass sorgte 2015/16 gemeinsam mit den weiter rückläufigen Importen Chinas für einen kräftigen Rückgang der US-Baumwollexporte (Grafik 11).

Über das Ausmaß des Importrückgangs Chinas besteht aber keine Einigkeit zwischen USDA und ICAC. Die Gesamthöhe der chinesischen Importe 2015/16 gibt das ICAC mit 1,08 Mio. Tonnen an, das USDA mit 925 Tsd. Tonnen. Damit zusammen hängt auch die unterschiedliche Ansicht darüber, ob die Talfahrt der chinesischen Importe 2016/17 gestoppt wird - das USDA erwartet ein Plus von 6% - oder sich weiter fortsetzt - das ICAC hat ein Minus von 13% eingestellt. Das inzwischen höhere Lohnniveau macht für China den Import von Garnen gegenüber Rohbaumwolle attraktiv.

Lieferanten sind Länder wie Vietnam und Bangladesch, in denen die Baumwollverarbeitung zu niedrigeren Kosten stattfindet. Die Baumwollimporte Vietnams sollen daher laut ICAC 2015/16 um 17% steigen, die Bangladeschs um 12% und dieser Trend soll sich 2016/17 fortsetzen. Beide Länder sind schon jetzt größere Baumwollimporteure als China.

Dass die internationalen Bestände an Baumwolle - wenn auch von hohem Niveau aus - rückläufig sind, sollte den Baumwollpreis unterstützen. Wenn China seine Bestände durch die staatlichen Auktionen ebenfalls verkleinert hat und auch aus Qualitätsüberlegungen heraus die eingelagerte Ware nicht weiter verwendet werden kann, dürfte dies am internationalen Baumwollmarkt neue Geschäftigkeit auslösen. Allerdings ist eine wirkliche Knappheit an Baumwolle nicht absehbar, so dass dem Preisauftrieb recht enge Grenzen gesetzt sind.

Wir erwarten daher, dass sich der Baumwollpreis auf dem höheren Niveau zunächst stabilisieren kann. Für das 4. Quartal prognostizieren wir einen Baumwollpreis von 64 US-Cents je Pfund. Im nächsten Jahr rechnen wir mit einem weiteren Preisanstieg.


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