Ende November notiert keiner der von uns beobachteten Preise merklich über dem Niveau zu Jahresbeginn. Viele liegen etwa gleichauf, nachdem die Gewinne aus dem Sommer wieder zerflossen sind. Dazu gehören Weizen und Mais, wo sich die Versorgungslage nochmals üppiger zeigt (Weizen) bzw. weniger verknappt (Mais) als zunächst prognostiziert. Dies erschwert 2018 einen Preisanstieg.
Die rekordhohe Sojabohnenernte dürfte das Preisgeschehen am Ölsaatenmarkt dominieren. Verluste in zweistelliger Prozenthöhe verzeichnete der Zuckerpreis, für den es zuletzt aber wieder aufwärts geht. Die Versorgung bleibt auch hier weiter üppig, doch kann die Verschiebung zugunsten von Ethanol in Brasilien den Preis etwas stützen. Bei Kakao dürfte ein geringeres Angebot bei robuster Nachfrage für Preisauftrieb sorgen.
Weizen:
Der Weizenpreis in Chicago (Preisgrafiken im Anhang) befindet sich etwa auf dem Niveau zu Jahresbeginn. Lediglich zwischen Anfang Juni und Anfang Juli schoss er ausgelöst durch die Dürre in den nördlichen Anbaugebieten des Mittleren Westens der USA und der Sorge um die Entwicklung des dort heranwachsenden proteinreichen Sommerweizens um 30% nach oben und erreichte mit gut 570 US-Cents den höchsten Stand seit zwei Jahren.
Allerdings nur, um Ende Juli wieder unter die Marke von 500 US-Cents je Scheffel abzusacken. Auch der EU-Weizenpreis stieg im Sommer auf über 185 EUR je Tonne, notiert nun aber mit nur gut 160 EUR je Tonne sogar wieder unter Jahresbeginn. Inzwischen wird das Problem des US-Sommerweizens auch sehr viel weniger dramatisch gesehen: Das Landwirtschaftsministerium USDA hat bereits in seinem Oktober-Bericht die erwartete Erntemenge an US-Sommerweizen wieder auf das Niveau angehoben, das es bei der ersten nach Weizenarten aufgeschlüsselten Angabe im Juli gemacht hatte.
Zwar beträgt der Produktionsrückgang gegenüber Vorjahr demnach 22%. Der Großteil dieses Rückgangs war aber schon vor der Dürre erwartet worden und ist auf eine geringere Anbaufläche zurückzuführen. Während dies Preisaufschläge für den knappen proteinreichen Weizen sicher rechtfertigt - tatsächlich notiert Sommerweizen in Minneapolis auch jetzt noch deutlich über Vorjahr - konnte sich der Weizenpreis in Chicago angesichts der global üppigen Versorgung mit Weizen insgesamt nicht auf einem höheren Niveau etablieren.
Kein Wunder, denn die Schätzung des USDA für die weltweite Produktion liegt im November bei 752 Mio. Tonnen und damit nur marginal unter dem Rekordniveau des Vorjahres. Das USDA geht zudem von einem weltweiten Angebotsüberschuss in der Saison 2017/18 von 12 Mio. Tonnen und einem weiteren Anstieg der globalen Endbestände auf rekordhohe 268 Mio. Tonnen aus.
Auch der Internationale Getreiderat IGC, der anfänglich ein Defizit erwartete (Grafik 2), ist inzwischen auf einen Überschuss umgeschwenkt, setzt diesen mit 7 Mio. Tonnen allerdings niedriger an als das USDA. Die Lagerbestände steigen also, jedoch findet ein großer Teil des Lageraufbaus in China statt. In der Summe der wichtigen Exportländer dürften die Bestände sogar leicht niedriger als zu Saisonbeginn sein.
Nur in wenigen Ländern kam es 2017/18 bei der Produktion zu einem deutlichen Minus gegenüber Vorjahr, etwa in Kanada und in den USA, wo die Weizenfläche auf den niedrigsten Stand seit Aufzeichnungsbeginn vor 100 Jahren fiel. Für Australien muss trockenheitsbedingt mit einem regelrechten Einbruch gerechnet werden. Dagegen stiegen die Erntemengen in vielen anderen Ländern. Heraus sticht Russland, dessen Ernte wieder und wieder nach oben korrigiert wurde und mit 83 Mio. Tonnen einen neuen Rekord markiert (Grafik 3).
Der größte Produzent China spielt wegen seiner Politik der weitgehenden Selbstversorgung für den internationalen Weizenmarkt nur eine untergeordnete Rolle, aber auch der zweitgrößte Produzent Indien kann kräftig zulegen. Ebenso die EU, wo die die Produktion zumindest leicht vom enttäuschenden Vorjahresniveau stieg. Vor allem in Frankreich erholte sie sich nach dem katastrophalen Vorjahr auf Normalmaß - und das bei guter Qualität.
In Deutschland dagegen verharrte sie auf Vorjahresniveau und war damit leicht unterdurchschnittlich - und enttäuschte nach Trockenheit im Frühsommer und übermäßigem Regen zur Erntezeit auch bei der Qualität. In Südeuropa kam es hitzebedingt zu teils deutlichen Einbußen.
Die starke Konkurrenz aus Russland und der Schwarzmeerregion insgesamt sowie der starke Euro beschränken die Exportaussichten der EU - bisher liegen die Exporte 2017/18 gegenüber dem Vorjahr um 21% im Minus, während die Russlands um 28% stiegen. Die Unsicherheit über die weitere Einfuhrpolitik Ägyptens im Hinblick auf kaum zu vermeidende Verunreinigungen ist ebenfalls wenig ermutigend.
Immerhin wird der erhöhte Bedarf einiger Länder innerhalb der EU die Effekte auf die Preise wohl zumindest teilweise kompensieren - dies ist allerdings nur ein schwacher Trost. Denn insgesamt ist die globale Versorgungslage so üppig, dass die Preise bis auf Weiteres gedrückt bleiben dürften. Allerdings sind viele Aspekte bereits eingepreist: Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer halten inzwischen wieder hohe Netto-Short-Positionen.
Wenige Informationen gibt es bisher zu 2018/19: Strategie Grains geht davon aus, dass in der EU eine marginal kleinere Fläche mit Weichweizen bestellt wird, da die Aussaatbedingungen vielfach schlecht waren und die niedrigen Preise die Attraktivität des Weizens verringern. Der IGC sieht bei der Erntefläche aber ein marginales Plus. SovEcon geht davon aus, dass in Russland eine ähnlich große Fläche bestellt wurde wie zuletzt, die Ernte aber etwas unter dem Rekord des Vorjahres bleibt.
Der IGC sieht dort die Erntefläche leicht rückläufig. Für die USA erwartet er einen weiteren marginalen Rückgang auf ein Allzeittief, für die zur Ernte kommende Fläche setzt das USDA in seinen Langfrist-Projektionen aber ein kleines Plus an, ebenso für den Ertrag. Allerdings sind die Pflanzenbewertungen derzeit trockenheitsbedingt sehr mäßig. Für die Welt als Ganze wagt der IGC die Einschätzung, dass auch global die zur Ernte kommende Fläche marginal kleiner als zuletzt sein dürfte (-0,3%). Für die Einschätzung der globalen Bilanz 2018/19 ist es noch zu früh. Nach einer deutlichen Verknappung sieht es aber nicht aus.