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2017 – Kurzfristige Korrektur ebnet Weg für höhere Preise

01.12.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Die Metallpreise sind in diesem Jahr förmlich nach oben geschossen. Unseres Erachtens hat sich mittlerweile aber beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut und wir erwarten kurzfristig deutliche Preisrückgänge. Mittel- bis langfristig sehen wir höhere Metallpreise. Im nächsten Jahr steht einem an vielen Märkten steigenden Angebot eine unter anderem durch Infrastrukturmaßnahmen bedingt deutlich höhere Nachfrage gegenüber.

Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl hat die Metallmärkte ordentlich durchgeschüttelt. Die Preisreaktion fiel jedoch anders aus als von uns erwartet. Anstatt in Schockstarre zu verfallen oder panikartig zu verkaufen, nahmen die Teilnehmer an den Metallmärkten die Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten der USA nicht nur gelassen, sondern geradezu euphorisch auf. Die Metallpreise und hier allen voran Kupfer, Zink und Blei schossen nach oben. Der LME-Industriemetallindex (LMEX) stieg zwischenzeitlich auf ein 18-Monatshoch von rund 2.857 Punkten (Grafik 1).

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Auftrieb erhielten die Metallpreise von deutlich gestiegenen Aktienmärkten – der Dow Jones Industrial Average notierte auf einem Rekordhoch –, die den höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrückten. Auch wurden die Metallpreise offenbar in Erwartung einer höheren Nachfrage nach oben getrieben. Denn Trump hatte während seines Wahlkampfes nicht nur angekündigt, die Steuern zu senken, sondern auch viel in die Infrastruktur des Landes zu investieren. Explizit erwähnte er zum Beispiel den Bau von Straßen sowie die Renovierung und Instandsetzung von Flughäfen und Brücken. Die potenziellen Impulse der neuen US-Regierung dürften daher ein zentrales Thema im nächsten Jahr bleiben. Die Marktteilnehmer werden wohl mit großem Interesse darauf achten, ob Trump seine Versprechen einhält und Infrastrukturmaßnahmen anstößt. Falls ja, dürfte dies mit einer höheren Nachfrage nach Metallen und Stahl einhergehen. Die USA sind hinter China der weltweit zweitgrößte Konsument von Metallen mit Marktanteilen zwischen 6% und 15%. Unter Trump könnten aber auch Handelskonflikte drohen, zum Beispiel mit China. So hatte Trump in einer Wahlkampfrede China bereits als Währungsmanipulator bezeichnet. Auch wenn dies noch keine formalen Folgen hat, könnte China im Falle eines Konfliktes weniger Material exportieren. Dann wären die Märkte wohl nicht mehr so gut versorgt.

Neben den USA wird das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer wohl auch im nächsten Jahr auf China liegen. Dort hat die Regierung auf der einen Seite zwar Gegenmaßnahmen zur Abkühlung des überhitzten Häusermarktes ergriffen, die sich in den nächsten Quartalen negativ auf die Wirtschaft auswirken könnten. Auf der anderen Seite haben die Zentralregierung und die Zentralbank aber fiskal- und geldpolitische Maßnahmen eingeleitet, um die Wachstumsziele zu erreichen. Nach einem Plus von 6,5-7% für dieses Jahr strebt die Regierung 2017 ein BIP-Wachstum von mindestens 6,5% an. Schon jetzt laufende Stimulierungsmaßnahmen sind hierbei auf Infrastrukturebene zum Beispiel hohe Investitionen in das Stromnetz (über 300 Mrd. USD bis 2020) und der Ausbau des Schienennetzes (über 400 Mrd. USD bis 2020).

Im Oktober hatte das Ministerium für Industrie- und Informationstechnologie zudem einen Plan für den langfristigen Bedarf wichtiger Metalle veröffentlicht. Demnach soll die chinesische Kupfernachfrage zwischen 2016 und 2020 jährlich um 3,3% auf dann 13,5 Mio. Tonnen zulegen. Stärker wächst die Aluminiumnachfrage (+5,2% p.a.), die 2020 ein Niveau von 40 Mio. Tonnen erreichen soll. Die Nachfrage nach Zink und Blei soll dagegen nur moderat um 1,7% p.a. (auf 7,3 Mio. Tonnen) bzw. um 0,6% p.a. (auf 4,5 Mio. Tonnen) zunehmen. Bei allen genannten Metallen lässt damit zwar die Nachfragedynamik nach, China braucht aber absolut betrachtet deutlich größere Mengen als bisher. Unterstützt wird die Nachfrage laut Ministeriumsangaben dabei unter anderem vom Transportsektor, wo es um Gewichtsreduzierungen geht, von der Aufrüstung des ländlichen Stromnetzes sowie von Fahrzeugen mit neuen Antriebsformen. China wird also auch im nächsten Jahr ein wesentlicher Nachfrager nach Metallen bleiben.

Neben den eher mittel- bis längerfristigen Faktoren dürften 2017 die spekulativen Finanzinvestoren wieder maßgeblich zu den kurzfristigen Schwankungen beitragen. Deutliche Positionsverschiebungen hatten schon in diesem Jahr zu beträchtlichen Preisausschlägen geführt. Ende November waren die spekulativen Finanzinvestor en sehr optimistisch hinsichtlich der weiteren Preisentwicklung der Metalle positioniert und hatten stark auf steigende Preise gesetzt. Sollte sich daran in den verbleibenden Wochen des Jahres nichts ändern, besteht von dieser Seite zu Beginn des neuen Jahres Korrekturpotenzial. Schließlich könnte diese Anlegergruppe Gewinne mitnehmen.

Wir erachten den Preisanstieg der Metalle seit Ende Oktober für übertrieben. Zwar bestand für die Metallpreise und hier allen voran Kupfer Aufholpotenzial, der Preisanstieg erfolgte jedoch zu schnell und war zu einem Großteil spekulativ getrieben. Gemessen an den S&P GSCI-Subindizes auf Kassa-Basis haben die Metalle die lange Zeit bestehende Lücke zu den anderen Rohstoffsektoren geschlossen (Grafik 2). Sobald sich die Märkte beruhigt haben, dürften sich die Marktteilnehmer wieder auf die Fundamentaldaten der Metalle konzentrieren. Und die haben sich auch mit dem Wahlausgang in den USA bislang nicht verändert. Wir sehen im nächsten Jahr für die meisten Metallpreise zwar Aufwärtspotenzial, allerdings erst nach einer deutlichen Preiskorrektur.

Im Folgenden gehen wir auf die Situation und die Aussichten an den einzelnen Metallmärkten ein.

Nachdem der Kupferpreis Anfang November die psychologisch wichtige Marke von 5.000 USD je Tonne überschritten hatte, was zu technisch-bedingten Anschlusskäufen führte, sprangen spekulative Finanzanleger auf den fahrenden Zug auf und verstärkten den Preisanstieg noch. Kupfer wurde im Zuge dessen im November kurzzeitig über die Marke von 6.000 USD katapultiert. Laut CFTC-Statistik wurden an der Comex in New York in der Woche zum 22. November die Netto-Long-Positionen bei Kupfer auf ein Rekordhoch ausgeweitet. Auch an der LME lagen die Netto-Long-Positionen in den beiden von uns betrachteten Kategorien in der Woche zum 25. November auf Rekordhoch. Der größte Teil des Anstiegs erfolgte hier aber bereits in den Wochen vor der US-Wahl. Auf extreme Positionierungen folgte in der Vergangenheit oftmals eine Gegenbewegung beim Preis. Von dieser Seite besteht also zunächst Korrekturpotenzial (Grafik 3). Dafür spricht auch die sich zunächst entspannende Angebotssituation.

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