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Black Thursday am Ölmarkt

28.11.2014 | 11:41 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Energie

Die Ölpreise erlebten gestern einen regelrechten Ausverkauf. Brent und WTI stürzten um bis zu 8% ab. Brent kostete zwischenzeitlich nur noch 71 USD je Barrel, WTI notierte im Tief bei knapp 68 USD je Barrel. Beides entspricht den niedrigsten Niveaus seit mehr als vier Jahren. Auslöser war die Entscheidung der OPEC, das Produktionsziel bei 30 Mio. Barrel pro Tag zu belassen. Offensichtlich hatten im Vorfeld doch noch einige Marktteilnehmer mit einer Kürzung gerechnet, obwohl Kommentare aus Saudi-Arabien dies unwahrscheinlich machten.

Auch ließ die OPEC eine klare Botschaft vermissen, dass die Produktion an das Produktionsziel angepasst werden soll. Zuletzt lag die Förderung knapp 1 Mio. Barrel pro Tag über dem Ziel. Selbst bei einer Einhaltung des Zielwertes würde der Ölmarkt im ersten Halbjahr 2015 deutlich überversorgt sein, da der Bedarf an OPEC-Öl laut OPEC-Schätzung im 1. und 2. Quartal 2015 nur bei 28,4 Mio. bzw. 28,5 Mio. Barrel pro Tag liegt.

OPEC-Generalsekretär el-Badri antwortete auf die Frage, was die OPEC dagegen zu tun gedenke, kurz und knapp, man werde 30 Mio. Barrel pro Tag produzieren. Deutlicher kann der Strategiewechsel der OPEC nicht auf den Punkt gebracht werden. Anstatt wie früher mit einer Anpassung des Angebots die Marktbilanz wieder ins Gleichgewicht zu bringen, setzt man nun auf die Kraft des Marktes. Der Ölpreis dürfte so lange fallen, bis eine steigende Nachfrage und ein fallendes Angebot außerhalb der OPEC dafür sorgen, dass das Überangebot verschwindet.

Die Schlüsselrolle dürfte dabei den US-Schieferölproduzenten zukommen, die bei Preisen unter 70 USD je Barrel zunehmend in Probleme geraten dürften.



Edelmetalle

Der Goldpreis fällt heute Morgen vorübergehend auf ein Wochentief von rund 1.180 USD je Feinunze. Offenbar lastet der Verfall der Ölpreise auf den Notierungen, weil dadurch die ohnehin niedrige Inflation noch weiter gedrückt wird, wodurch Gold zur Absicherung gegen Kaufkraftverlust weiter an Attraktivität verliert. Die Teuerungsrate in der Eurozone könnte bereits im Dezember auf Null sinken. Im November dürfte sie bei 0,2% liegen. Daten hierzu werden heute veröffentlicht.

All dies gibt der EZB weitere Argumente, zusätzliche expansive Maßnahmen zu beschließen. Sie dürfte daher eher früher als später mit dem Kauf von Staatsanleihen beginnen. Dies sollte aber zumindest dem Goldpreis in Euro Unterstützung geben. Silber fällt heute Morgen im Fahrwasser von Gold wieder auf 16 USD je Feinunze, nachdem es gestern schon überproportional verloren hat.

In der Schweiz findet am Sonntag das Goldreferendum statt. Im Falle einer Mehrheit für die Initiative müsste die Schweizerische Nationalbank künftig u.a. einen Mindestanteil von 20% ihrer Aktiva in Gold halten und hierzu innerhalb weniger Jahre große Mengen Gold kaufen. Unter der Annahme, dass der Goldpreis stabil bleibt, entspräche dies Goldkäufen der SNB von ca. 1.750 Tonnen. Eine Zustimmung gilt den letzten Umfragen zufolge aber als unwahrscheinlich. Die Marktreaktion zu Wochenbeginn könnte daher entsprechend negativ ausfallen.


Industriemetalle

Der Preisverfall bei Öl ging nicht spurlos an den Industriemetallen vorbei. So fällt zum Beispiel Kupfer heute Morgen unter die Marke von 6.500 USD je Tonne und verzeichnet damit ein 8-Monatstief. Neben diesem externen Einflussfaktor lasten wohl auch Nachrichten aus Peru auf dem Preis. Dort beenden die Arbeiter laut Gewerkschaftsangaben am Montag einen mittlerweile dreiwöchigen Streik in der "Antamina"-Kupfer-Zink-Mine, nachdem dieser vom Arbeitsministerium als illegal erklärt wurde. Derzeit wird zwischen dem Minenbetreiber und der Gewerkschaft unter Vermittlung der Regierung verhandelt. Im Juli 2012 wurde ein Tarifvertrag mit dreijähriger Laufzeit abgeschlossen. Die Mine hat im letzten Jahr über 460 Tsd. Tonnen Kupfer und gut 315 Tsd. Tonnen Zink produziert.

Zinn handelt zum Wochenausklang bei rund 20.300 USD je Tonne und damit weiterhin klar unter der Marke von 22.000 USD, welche vom Verband der indonesischen Zinnexporteure als durchschnittliche Produktionskosten angesehen wird. Der Gouverneur der Provinz Bangka Belitung, die für rund 90% der gesamten indonesischen Zinnproduktion steht, hat sich nun für ein Exportmoratorium ausgesprochen, um den Preis zu unterstützen. Diesbezügliche Gespräche mit den Zinnproduzenten sollen in Kürze beginnen. Ein kompletter Exportstopp könnte jedoch schwierig umzusetzen sein, da laut Aussagen von PT Timah, dem größten Produzenten des Landes, vertragliche Lieferverpflichtungen bestehen.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat IGC hat seine Schätzung für die weltweite Maisernte im laufenden Erntejahr 2014/15 um weitere 2 Mio. auf 982 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Damit liegt die globale Erntemenge nur noch knapp unter dem Rekordniveau des Vorjahres. Da auch die Schätzung für den weltweiten Verbrauch um denselben Betrag angehoben wurde, bleibt es beim erwarteten Angebotsüberschuss von 19 Mio. Tonnen. Die globalen Lagerendbestände sollen deswegen auf 195 Mio. Tonnen steigen.

Bei Weizen kam es zu einer leichten Abwärtsrevision der globalen Ernteschätzung um 1 Mio. Tonnen. Die nun erwarteten 717 Mio. Tonnen stellen aber nach wie vor ein Rekordniveau dar. Gleichzeitig wurde die Schätzung für den globalen Verbrauch um 2 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Der vom IGC erwartete Angebotsüberschuss schrumpft daraufhin auf 5 Mio. Tonnen. Für das Erntejahr 2015/16 geht der IGC von einer 1% höheren Weizenfläche aus, nachdem die Aussaat von Winterweizen auf der Nordhalbkugel nahezu abgeschlossen ist.

Bei Sojabohnen revidierte der IGC seine Schätzung für die globale Ernte um 1 Mio. auf 308 Mio. Tonnen nach oben. Die Schätzung für den weltweiten Verbrauch blieb unverändert bei 297 Mio. Tonnen. Der daraus resultierende Angebotsüberschuss führt zu einem Anstieg der globalen Lagerendbestände auf 40 Mio. Tonnen. Mit Ausnahme von Weizen bleiben die wichtigsten Märkte für Getreide und Ölsaaten somit deutlich überversorgt.



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