Industriemetalle: Korrektur überzogener Erwartungen


Entgegen unseren Erwartungen stiegen die Metallpreise im letzten Quartal zumeist spürbar an. Für Aluminium und Blei standen am Ende zweistellige Zuwachsraten zu Buche. Kupfer und Aluminium erreichten im Quartalsverlauf mehrjährige Höchststände und Zink lief an das 9-Jahreshoch von November 2016 heran.
Ausnahmen bildeten Nickel und Zinn. Bei Nickel waren unseres Erachtens spezifische Gründe dafür ausschlaggebend, vor allem die Lockerung des Exportverbots von unbehandelten Erzen in Indonesien (siehe hierzu auch Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Indonesien lockert Exportverbot von Erzen vom 25. Januar). Im Großen und Ganzen setzten die Metallpreise also ihren Jahresschlussspurt aus 2016 in den ersten Monaten 2017 fort (Grafik 1).
Im Nachhinein betrachtet waren mehrere Gründe ausschlaggebend für die Preisanstiege. So setzten viele Marktteilnehmer große Hoffnungen in den neuen US-Präsidenten Trump, der mit markigen Worten angekündigt hatte, die Wirtschaft in den USA zu beflügeln. Unter anderem mittels Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben sollte die Wirtschaft angekurbelt werden. Doch bis auf die Aussage, dass über mehrere Jahre hinweg insgesamt 1 Bio. USD in die Infrastruktur investiert werden soll, blieb Trump bislang jegliche Details zu seinen Plänen schuldig.
Daneben wurden positive Konjunkturdaten aus den wichtigsten Industrieländern/-regionen veröffentlicht, die auf eine solide Nachfrage nach Industrierohstoffen schließen ließen. Unterstützt wurden die Preise ebenso von einem schwachen US-Dollar, der trotz der Zinserhöhung der US-Notenbank Fed abwertete. Temporäre Angebotsausfälle wie zum Beispiel bei Kupfer oder Sorgen über ein nachhaltig niedrigeres Angebot wie zum Beispiel bei Zink und Aluminium trugen ebenfalls zu den zwischenzeitlich deutlich höheren Preisen bei.
Zu guter Letzt verstärkten die spekulativen Finanzinvestoren den Preisanstieg, indem sie ihre Wetten auf steigende Preise deutlich ausweiteten. Bei Nickel waren die spekulativen Finanzinvestoren an der LME zeitweise so optimistisch wie nie zuvor gestimmt, bei Kupfer und Aluminium reichten die Netto-Long-Positionen jeweils an ihre bisherigen Höchststände heran.
Die Euphorie ließ im März aber zumindest zeitweise nach. Einen Dämpfer erhielt die Stimmung der Marktteilnehmer vom gescheiterten Versuch von Trump, die Gesundheitsreform seines Amtsvorgängers Obama zurückzunehmen. Das wichtigste politische Vorhaben der Republikaner war am Widerstand in den eigenen Reihen gescheitert. Damit wurden viele Hoffnungen auf die sogenannte Trumpflation zunichte gemacht.
Es wuchs offenbar die Skepsis, ob Trump seine großspurig angekündigten Steuersenkungs- und Infrastrukturpläne umsetzen kann. Es wurde auch bereits angedeutet, dass sich die Steuerreform verschieben könnte. Damit dürfte eine schnelle Beflügelung der US-Konjunktur auf sich warten lassen. Seit der Wahl Anfang November wurden hierfür aber viele Vorschusslorbeeren verteilt. Entsprechend hoch sehen wir das Enttäuschungspotenzial bei den Marktteilnehmern.
In China bekämpft die Regierung verstärkt die Blasen am Immobilienmarkt, was sich negativ auf die Nachfrage nach Metallen auswirken könnte. Denn die Baubranche ist wiederum der größte Konsument von Metallen. Auf dem Nationalen Volkskongress Anfang März hatte die chinesische Regierung zudem etwas verhaltenere Töne angeschlagen. So soll die Wirtschaft 2017 um 6,5% wachsen, nachdem das BIP im letzten Jahr um 6,7% zugelegt hatte. Auch das Ziel für die Investitionen in Sachanlagen wurde gesenkt, das heißt vor allem die Staatsunternehmen werden nicht mehr ganz so viel investieren (Grafik 2).
Darüber hinaus lässt Aussagen von BHP Billiton, dem weltgrößten Minenproduzenten, zufolge der Effekt der staatlichen Stimulierungsmaßnahmen in China nach. Für die wichtigsten Industrieländer/-regionen gilt zudem, dass die Stimmungsindikatoren zuletzt den "harten" Daten davon gelaufen sind, das heißt die gute Stimmung spiegelt sich noch nicht in der Realwirtschaft wider. Hinzu kam, dass sich einige Angebotssorgen an den Metallmärkten auflösten (siehe hierzu die kommenden Abschnitte zu den einzelnen Metallen).
Die höheren Preise führen Industriekreisen zufolge auch dazu, dass die Minenunternehmen wieder mehr in die Erschließung von Vorkommen investieren. Erstmals seit fünf Jahren sollen 2017 die Ausgaben hierfür wieder steigen. Auch hatten die spekulativen Finanzinvestoren im März bei einigen Metallen Gewinne mitgenommen.
Wir sehen für die meisten Metallpreise zunächst weiteres Korrekturpotenzial, und zwar vor allem dann, wenn der Hype um den neuen US-Präsidenten Trump vollständig ausgepreist wird. Wir behalten daher unsere teilweise niedrigen Preisprognosen für die nächsten Monate bei. Im Folgenden gehen wir auf die aktuelle Lage an den einzelnen Metallmärkten ein.

Auch wenn Kupfer von der Preisentwicklung her im Mittelfeld der Metalle zu finden war, erhielt es einmal mehr große Aufmerksamkeit. Denn die Marktteilnehmer wurden von Angebotsausfällen in drei großen Minen aufgeschreckt. So waren die Arbeiter in der "Escondida"-Mine in Chile, der weltweit größten Kupfermine mit einer Produktion von etwa 1,1 Mio. Tonnen p.a. am 9. Februar in den Ausstand getreten.