Industriemetalle: Korrektur überzogener Erwartungen

Mittlerweile läuft die Produktion zwar wieder, der Streik hat den Minenbetreiber unseren Berechnungen zufolge aber mindestens 140 Tsd. Tonnen Produktion gekostet (Grafik 3).
Einen weiteren dreiwöchigen Streik gab es in der "Cerro Verde"-Mine in Peru. Laut Gewerkschaftsangaben sollte über die Hälfte der Arbeiter in einen unbefristeten Ausstand treten. Die Mine ist nach einem deutlichen Ausbau Ende 2015 die größte Kupfermine des Landes (Kapazität von rund 500 Tsd. Tonnen p.a.) und zählt zu den fünf größten weltweit. Laut Angaben des Minenbetreibers Freeport-McMoRan hatte der Streik aber keinen nennenswerten Einfluss auf die Produktion gehabt. Er trug aber über eine entsprechende Stimmung bei den Marktteilnehmern zu höheren Kupferpreisen bei.
Seit der Inbetriebnahme der "Las Bambas"-Mine (für 2017 wird eine Produktion von bis zu 460 Tsd. Tonnen angestrebt) und der Erweiterung der "Cerro Verde"-Mine Ende 2015 hat Peru deutlich mehr Kupfer produziert. 2016 war die Kupferproduktion dort gemäß Angaben des Energie- und Bergbauministeriums um 38% gestiegen (Grafik 3) und soll 2017 um weitere 20% auf dann 2,7 Mio. Tonnen ausgeweitet werden. Peru festigt damit seinen Platz als weltweit zweitgrößter Kupferminenproduzent. Der Streik in der "Cerro Verde"-Mine sollte da nur einen kurzzeitigen Dämpfer dargestellt haben.

Schwerwiegender gestaltet sich die Situation in der "Grasberg"-Mine in Indonesien, der weltweit zweitgrößten Kupfermine. 2016 wurde dort mit "nur" gut 530 Tsd. Tonnen aber deutlich weniger Kupfer produziert als in den Vorjahren. Freeport-McMoRan, der auch hier Minenbetreiber ist, hat von der indonesischen Regierung erst vor kurzem eine vorübergehende spezielle Abbaulizenz und damit Ausfuhrgenehmigung für Kupferkonzentrat erhalten. Die alte Erlaubnis war am 12. Januar ausgelaufen.
Die Regierung verlangt von Freeport, dass das Unternehmen neue Vertragsregularien akzeptiert und sich schrittweise von Anteilen an der Mine trennt, wogegen sich Freeport wehrt. Da die Lagerkapazitäten erreicht wurden, wurde die Produktion in der Mine Mitte Februar eingestellt und Freeport hatte "force majeure" angemeldet. Anfang März hatte das Unternehmen mitgeteilt, geplante Investitionen von jährlich 1 Mrd. USD in die Mine aufgrund der verfahrenen Situation nicht mehr zu tätigen. Damit hätte vor allem der Untertagebau vorangetrieben werden sollen.
Ursprünglich hatte Freeport geplant, Ende 2017 schrittweise vom Tagebau in den Untertagebau überzugehen. Dieser Transformationsprozess dürfte nun mindestens um ein Jahr verschoben werden. Dem globalen Kupfermarkt dürfte damit langfristig dringend benötigtes Angebot fehlen. Der Konflikt zwischen der Regierung und Freeport soll in den nächsten Monaten endgültig gelöst werden.
Das geringere Minenangebot spiegelt sich zumindest vorerst in fallenden Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) wider. Je eingeschränkter das Minenangebot ist, desto niedriger sind die Gebühren, die die Schmelzer zum Verarbeiten des Kupferkonzentrats von den Minen erhalten. Die größten chinesischen Schmelzen - China ist der weltweit größte Kupferraffinadeproduzent - haben sich mit ihren Lieferanten für das zweite Quartal auf TC/RCs von 80 USD je Tonne bzw. 8 US-Cents je Pfund geeinigt. Dies sind 11% weniger als im ersten Quartal, und dieser Wert lag schon etwas unter dem vorherigen Niveau.
Die Produktionsunterbrechungen, auf denen der Preisanstieg in den letzten Monaten unter anderem basierte, sind vorerst gelöst. Wir rechnen daher bereits in Kürze mit einer Preiskorrektur. Kupfer sollte unseres Erachtens im zweiten Quartal unter 5.500 USD je Tonne fallen.
Deutlich zu hoch sehen wir derzeit auch den Aluminiumpreis, vor allem an der LME. Dort nähert sich der Preis der psychologischen Marke von 2.000 USD je Tonne, während er an der SHFE in Shanghai den jüngsten Anstieg in London nicht mehr ganz nachvollzogen hat (Grafik 4). An der LME waren daher wohl spekulative Käufe für den Preisanstieg verantwortlich.
