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Industriemetalle: Korrektur überzogener Erwartungen

07.04.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Aus fundamentaler Sicht gibt es für uns keine Rechtfertigung für den hohen Preis. So wird die Aluminiumproduktion nach wie vor ungebremst ausgeweitet, vor allem in China. Auf Tagesbasis wurde dort im Februar 27% mehr Aluminium hergestellt als ein Jahr zuvor. In den ersten beiden Monaten lag die Aluminiumproduktion 23% über Vorjahr (Grafik 5). Auch außerhalb Chinas wurde die Produktion zuletzt ausgeweitet, wenn auch nur moderat.

Die schrumpfende Differenz zwischen dem LME- und dem SHFE-Preis könnte zu attraktiven Arbitragemöglichkeiten führen, so dass China in den nächsten Monaten auch wieder mehr Aluminium und Aluminiumprodukte exportieren könnte. Das staatliche Research-Institut Antaike erwartet zudem, dass die Schmelzkapazitäten von Aluminium in China bis Ende 2018 auf 47 Mio. Tonnen ausgeweitet werden (von 43,2 Mio. Tonnen Ende 2016).

Produziert hat China im letzten Jahr etwa 32 Mio. Tonnen Aluminium, womit sich Überkapazitäten von über 11 Mio. Tonnen ergeben. Eine Knappheit ist für uns daher nicht erkennbar. Kapazitätsstilllegungen im Rahmen der Bekämpfung der Luftverschmutzung, über die in den letzten Monaten stark spekuliert wurde, gab es bislang noch nicht. Die LME-Aluminiumvorräte fallen zwar seit über drei Jahren nahezu kontinuierlich, wir führen dies aber nicht nur auf eine robuste Nachfrage zurück, sondern sehen dies auch durch Finanztransaktionen bedingt.

Ebenso dürfte es sich hierbei teilweise um Umschichtungen handeln. Im März wurden zwar gut 300 Tsd. Tonnen Aluminium aus den LME-Lagerhäusern abgezogen, etwa 130 Tsd. Tonnen davon sind aber zeitgleich in die Lagerhäuser der SHFE in China geflossen. Vor allem aus den asiatischen LME-Lagerhäusern wurde viel Material zur Auslieferung abgerufen. Neben der Umschichtung in die SHFE-Lagerhäuser dürfte ein Teil der ausgelieferten LME-Bestände in die USA verschifft worden sein. Denn dort hatten die bis in den Februar hinein stark gestiegenen physischen Prämien zu entsprechenden Arbitragemöglichkeiten geführt.

In anderen Regionen waren die Prämien deutlich geringer gestiegen. Die börsenregistrierten Aluminiumvorräte zeigen außerdem kein umfassendes Bild. Nur ein kleiner Teil der gesamten Aluminiumbestände liegt in börsenregistrierten Lagerhäusern. Es wird geschätzt, dass sich global betrachtet die oberirdischen Aluminiumvorräte auf etwa 15 Mio. Tonnen belaufen. Auch dies spricht unseres Erachtens gegen eine Knappheit am Aluminiummarkt.

Unserer Meinung nach besteht Korrekturbedarf für den Aluminiumpreis. Wir sehen den Preis weiterhin eher zwischen 1.700 USD und 1.800 USD je Tonne als bei 2.000 USD je Tonne.

Das Auf und Ab am Nickelmarkt wird maßgeblich durch die Angebotsperspektiven bestimmt (Grafik 6). Die Marktteilnehmer schauen in diesem Zusammenhang vor allem auf die politische Entwicklung in Indonesien und den Philippinen. Nach der Lockerung des Exportverbots von unbehandelten Erzen in Indonesien im Januar hat das indonesische Energie- und Bergbauministerium mittlerweile den Export von 3,7 Mio. Tonnen Nickelerz mit niedrigem Metallgehalt befürwortet.

Ausfuhrgenehmigungen erteilt das Handelsministerium auf Basis der Empfehlung des Energie- und Bergbauministeriums. 2013 hatte Indonesien vor der Einführung des Exportverbots im Januar 2014 knapp 65 Mio. Tonnen Nickelerz exportiert. Aus Indonesien dürfte daher zukünftig mehr Material an den Weltmarkt kommen.

Während die Lage in Indonesien offenbar nach und nach übersichtlicher wird, bleibt sie auf den Philippinen verworren. Im Zuge der Bekanntgabe der finalen Ergebnisse der umweltpolitischen Überprüfung der Minen des Landes hatte die Umwelt- und Bergbauministerin die Schließung von 23 Minen, darunter hauptsächlich Nickelminen, angeordnet und fünf weitere Minen mussten vorübergehend ihre Produktion einstellen. Daneben hatte sie 75 Abbaulizenzen für nichtig erklärt.

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Diese umfassen Projekte, die noch nicht in der Produktion sind. Laut Aussagen der Umweltministerin betreffen die Schließungen etwa die Hälfte der jährlichen philippinischen Nickelminenproduktion. Die Philippinen waren im letzten Jahr der weltweit größte Nickelminenproduzent und zugleich der Hauptlieferant Chinas (Grafik 7). Die philippinische Minenkammer befürchtet, dass durch das Vorgehen der Umweltministerin, das in der Regierung nicht unumstritten ist, die gesamte Nickelminenindustrie im Land ausgelöscht werden könnte.

Einige Nickelproduzenten haben mittlerweile gegen die Verordnung der Umweltministerin geklagt. Der philippinische Präsident hatte sich jedoch mehrfach hinter seine Umwelt- und Bergbauministerin gestellt. Zwischenzeitlich wurde sogar über ein Verbot für den Export unbehandelter Erze nach indonesischem Vorbild nachgedacht.

Wie in Indonesien sollten mit diesem Schritt auch auf den Philippinen die Unternehmen gezwungen werden, Schmelzen im Land zu bauen, so dass ein größerer Teil der Wertschöpfungskette dort selbst verbleibt. Laut Ansicht der Minenproduzenten geht dies aber nur mit staatlichen Subventionen und Anreizen. Auf den Philippinen gibt es aktuell zwei Nickelschmelzen. Vor wenigen Wochen hatten acht von der Schließung betroffene Nickelproduzenten einen Teilerfolg gegen die Umweltministerin errungen, indem ihnen die Ausfuhr von Lagerbeständen gestattet wurde.


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