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Industriemetalle: Korrektur überzogener Erwartungen

07.04.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Über die Höhe der Nickelvorräte bei den Minenproduzenten gibt es unterschiedliche Angaben. Diese reichen von über 1 Mio. Tonnen bis hin zu 5 Mio. Tonnen. Das Hin und Her wird wohl noch eine Zeit lang weitergehen. Die erwartete massive Verknappung des Angebots ist aber bislang jedenfalls ausgeblieben. Gegen eine Knappheit am Nickelmarkt sprechen auch die seit Oktober wieder steigenden LMENickelvorräte. In den letzten Monaten ging hier zudem die Zahl gekündigter Lagerscheine deutlich zurück (Grafik 8). Weniger Unterstützung erhält der Nickelpreis daneben von der Edelstahlindustrie, dem größten Konsumenten von Nickel.

Das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS geht zwar davon aus, dass die weltweite Edelstahlproduktion in diesem Jahr ein neues Rekordhoch von 47,3 Mio. Tonnen erreichen dürfte. Die Dynamik soll allerdings nachlassen. MEPS erwartet für dieses Jahr noch einen Anstieg um 4%, nach 9,5% im letzten Jahr. Die Zeichen am Nickelmarkt stehen unseres Erachtens weiter auf Entspannung. Das Angebot dürfte vor allem wegen der Lockerung des Exportverbots in Indonesien im Jahresverlauf höher ausfallen als zuvor befürchtet. Dies sollte deutlich steigenden Nickelpreisen entgegenstehen.

Am globalen Zinkmarkt scheint sich die Lage vordergründig ebenfalls wieder entspannt zu haben. Die Produktion von Zinkraffinade ist deutlich ausgeweitet worden. Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) zufolge wurde seit September bislang jeden Monat wieder mehr Zink produziert als im Vorjahr. Zuvor war die Zinkproduktion elf Monate in Folge gesunken (Grafik 9).

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Der Anstieg ist zum Großteil auf China zurückzuführen. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros hat die Zinkproduktion dort im Januar und Februar zusammengenommen mit 982 Tsd. Tonnen ein Rekordhoch erreicht. Die Zinkschmelzen haben offenbar die hohen Preise entsprechend genutzt. Daneben wurden neue Schmelzkapazitäten in Betrieb genommen.

Es ist allerdings fraglich, wie lange die hohen Produktionsraten aufrecht erhalten werden können. Denn die Zinkminenproduktion kann mit der -raffinadeproduktion nicht mehr mithalten. Gemäß WBMS-Daten war die Produktion von Zinkerz und -konzentrat schon im letzten Jahr um fast 8% gefallen. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass eine Reihe großer Zinkminen 2015 ihr Lebensende erreicht hatten und bislang nicht adäquat ersetzt wurden. Auch sind die darüber hinaus erfolgten freiwilligen Kürzungen der Minenproduzenten aus dem ersten Halbjahr 2016 bislang noch nicht wieder vollständig wettgemacht worden.

Das geringere Angebot von Zinkkonzentrat spiegelt sich entsprechend in niedrigeren Schmelzgebühren (sog. TCs) wider. Nach langen Verhandlungen gab es Ende März diesbezüglich den ersten Abschluss zwischen einem großen Zinkschmelzer in Südkorea und einem großen Zinkminenproduzenten. Für 2017 einigte man sich auf 15% niedrigere Gebühren (172 USD je Tonne) als im Vorjahr. Dieser Abschluss dürfte als Benchmark für die Branche dienen. In den letzten Wochen war allerdings über noch niedrigere Gebühren spekuliert worden. Dies hätte aber wohl dazu geführt, dass einige Zinkschmelzer ihre Produktion massiv gedrosselt hätten, um Verluste einzudämmen.

Auch wenn sich die Versorgungslage perspektivisch anspannen könnte, ist der Anstieg des Zinkpreises unseres Erachtens übertrieben. Im Einklang mit den anderen Industriemetallen erwarten wir zunächst eine Korrektur des Preises und sehen ihn im zweiten Quartal bei 2.500 USD je Tonne. Blei wies zwar knapp vor Aluminium die beste Preisentwicklung unter den Industriemetallen im letzten Quartal auf, nachrichtenmäßig war an diesem Markt aber nicht viel los. Gegenüber dem Schwestermetall Zink bestand (und besteht immer noch) für Blei Aufholpotenzial. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Metallen hat sich im Quartalsverlauf um etwa 130 USD auf noch 430 USD je Tonne verringert (Grafik 10).

Am Markt wurde der Preisanstieg von Blei zuletzt auf eine stark gestiegene Zahl an gekündigten Lagerscheinen an der LME zurückgeführt. Diese waren um 40 Tsd. Tonnen nach oben gesprungen, was die frei verfügbaren Lagerbestände auf einen Schlag drastisch reduzierte. Seit einigen Tagen ist der daraus zu erwartende Lagerabbau zu beobachten. Allerdings führen wir dies nur bedingt auf eine höhere physische Nachfrage nach Blei zurück. Denn ähnliche massive kurzfristige Veränderungen bei den Lagerscheinen und -beständen gab es in der Vergangenheit schon öfter.

Von Schwankungen abgesehen zeigen sich die LME-Bleivorräte seit Mitte 2013 weitgehend unverändert. Auch dürfte es sich hierbei lediglich um Verschiebungen von Beständen handeln. So fällt zum Beispiel auf, dass sich die Bleivorräte an der SHFE in Shanghai seit Anfang Dezember mehr als verdreifacht haben.

Die Lagerveränderungen werden auch durch eine derzeit schwache Nachfrage in China, dem größten Konsumenten von Blei, ins rechte Licht gerückt. Denn dort zeigt sich laut Aussagen des chinesischen Analysehauses SMM derzeit die Batterienachfrage nach dem Ende der Wintersaison schwach. Einige Batteriehersteller würden demnach auf Bleivorräten mit einer Reichweite von mehr als 30 Tagen sitzen.


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