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Agrar: Steigende Preise 2015 - Ausnahmen bestätigen die Regel

04.12.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Inzwischen wird der globale Überschuss 2014/15 von USDA und IGC auf rund 19 Mio. Tonnen geschätzt. Das ist zwar nur etwa die Hälfte des Vorjahresüberschusses, soll aber das Lager-Verbrauchs-Verhältnis auf fast 20% treiben - so hoch wie zuletzt 2002/03 (Grafik 5).

Es sind aber auch hier die weiteren Perspektiven, die dem Preis zuletzt wieder aufhelfen. Zum einen stehen in Brasilien und Argentinien geringere Ernten ins Haus, nachdem der Sojabohnenanbau weiterhin attraktiver ist. Vor allem aber dürfte sich auch in den USA in der nächsten Saison die Verschiebung von Mais zu Sojabohnen fortsetzen (Grafik 6). Erstmals seit 2010 könnten dann wieder weniger als 90 Mio. Morgen mit Mais bebaut werden. Und dies bei gleichzeitig steigender Nachfrage zur Verfütterung - hohe Viehpreise geben bei den noch immer niedrigen Futterpreisen einen Anreiz zur Ausdehnung der Herden - und durch eine gestiegene Rentabilität der US-Ethanolproduktion.

Insgesamt erwarten wir bei Mais 2015/16 zumindest eine deutliche Einengung der Marktbilanz. Diese Aussicht sollte die Preise steigen lassen. Unsere Prognose für den US-Maispreis in Q4 2015 lautet auf 420 US-Cents je Scheffel. Der Einfluss vom US-Leitmarkt sollte gemeinsam mit einer niedrigeren Produktion in der EU und bei ihrem Hauptlieferanten Ukraine auch in Paris für steigende Notierungen sorgen. Hier erwarten wird für Q4 2015 einen Preis von 175 EUR je Tonne.

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Sojabohnen und Raps:

Mit dem Preisanstieg bis Mai und dem anschließenden Absturz auf ein 4-Jahrestief zeigt die Preisentwicklung bei Sojabohnen ein ähnliches Bild wie bei Mais und Weizen. Zuletzt hat sich der Preis zwar bei robuster Nachfrage nach US-Ware auf knapp über 1.000 US-Cents je Scheffel erholt, doch sind wir bei Sojabohnen wenig optimistisch, dass diese Marke in der nächsten Zeit gehalten werden kann. Mit 26 Mio. Tonnen soll der globale Überschuss 2014/15 laut USDA doppelt so hoch ausfallen wie in der Vorsaison. Und dies trotz weiter steigender Nachfrage, unter deren Komponenten die weiter robusten chinesischen Importzuwächse eine wichtige Rolle spielen.

Dabei stehen die großen Zuflüsse auf den Markt noch bevor (Grafik 7): Zum einen aktuell aus den USA, später aber auch aus Südamerika. Dass die US-Ernte mit über 100 Mio. Tonnen rekordhoch ausfällt, ist unstrittig: Bis zuletzt werden die Ernteerwartungen angehoben. Anders als bei Getreiden sind aber bei Sojabohnen auch aus Südamerika neue Rekorde zu erwarten. Beeindruckend sind vor allem die Prognosen für Brasilien, wo laut USDA die Produktion erstmals deutlich über 90 Mio. Tonnen liegen soll. Allerdings bleibt die staatliche Prognosebehörde Conab mit seiner Schätzung unter dem USDA.

Die hohe Produktion sollte nicht nur in den USA das Lager-Verbrauchs-Verhältnis vom historischen Tief von 2,6% auf komfortablere 12,5% katapultieren, sondern auch weltweit auf das Rekordniveau von über 30% steigen lassen. Auch 2015/16 kann mit einer hohen globalen Ernte gerechnet werden. Werden die Prognosen etwa von Informa Economics wahr, wonach sich 2015/16 die Flächenverschiebung in den USA zugunsten von Sojabohnen fortsetzen soll dürfte die Versorgung mit Sojabohnen auf absehbare Zeit gut gesichert sein. Wir erwarten daher, dass sich Sojabohnen rasch wieder auf unter 1.000 US-Cents je Scheffel verbilligen und der Preis leicht unter dieser Marke stagniert. Entsprechend lautet unsere Prognose für Q4 2015 auf 950 US-Cents je Scheffel.

Etwas besser schätzen wir die Chancen für einen Preisanstieg bei Raps ein. Die stark rückläufige kanadische Canolaproduktion 2014 ist dafür verantwortlich, dass 2014/15 die weltweite Produktion stagniert, obwohl die Rapsernte in der EU wiederholt aufwärts revidiert wurde und auf bis zu 24 Mio. Tonnen geschätzt wird - ein neuer Rekord. 2015/16 dürfte diese Menge aber nicht mehr erzielt werden: Zum einen ist die mit Raps bestellte Fläche in der EU wohl niedriger. Maßgeblichen Einfluss hat hier, dass alleine in Deutschland nach Angaben der Industrieorganisation Ufop 5% weniger Fläche mit Raps bestellt wurde.

Neben den schwachen Preisen trug auch das Verbot eines viel genutzten Pflanzenschutzmittels dazu bei, dessen Auswirkungen noch unklar sind. Auch in Australien und der Ukraine, wo nach Angaben des IGC zugunsten von Getreide deutlich weniger Winterraps ausgesät wurde, dürften die nächsten Ernten geringer als die letzten sein. Weltweit rechnet der ICG 2015/16 mit einer Einschränkung der Rapsfläche um 4%. Zwar werden die Vorgaben vom Sojabohnenpreis große Sprünge verhindern, doch niedrigere Ernten in wichtigen Anbieterstaaten dürften nicht ganz ohne Wirkung bleiben. Wir prognostizieren für Q4 2015 einen Rapspreis in Paris von 350 EUR je Tonne.

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Baumwolle:

Seit dem Sommer dümpelte der Baumwollpreis in New York um 65 US-Cents je Pfund. Zuletzt ist er sogar unter 60 US-Cents je Pfund abgesunken. Damit ist Baumwolle so billig wie seit fünf Jahren nicht. Bis zuletzt wird die weltweite Produktion 2014/15 immer weiter nach oben revidiert. Der zunächst prognostizierte Rückgang gegenüber 2013/14 ist quasi verschwunden. Wegen einer steigenden Nachfrage soll sich der Überschuss im Vergleich zu 2013/14 zwar halbieren. Der neuerliche Überschuss bedeutet aber einen weiteren Anstieg der weltweiten Lagerbestände, die auf rekordhohe 107 Mio. Ballen (23,4 Mio. Tonnen) steigen sollen.

Der größte Produktionsanstieg kommt dabei aus den USA, wo nach einer massiven Flächenausdehnung die Ernte um mehr als ein Viertel steigen dürfte. Dies gleicht eine niedrigere Produktion in einigen anderen Ländern aus, vor allem in China, wo die Anbaufläche weiter eingeschränkt wurde. Das Land der Mitte bestimmt dennoch die Stimmung am Baumwollmarkt. Das Land ist dabei, seine Baumwollpolitik von Lagerankäufen zu direkt bei den Produzenten ansetzenden Subventionen umzustellen. Zunächst waren nur Regelungen für eine einzelne Region bekannt gegeben worden, die inzwischen - allerdings deutlich weniger großzügig - auf andere Regionen ausgedehnt wurden.

Über die Wirkung der neuen Politik herrscht noch immer hohe Unsicherheit am Markt. Fakt ist, dass die chinesischen Importe an Baumwolle bereits 2013/14 stark rückläufig waren und das Importvolumen 2014/15 nur noch etwa ein Drittel der Jahre zwischen 2011/12 und 2012/13 erreichen soll (Grafik 8). Im Oktober 2014 lagen die Importe 42% unter Vorjahr und auf dem niedrigsten Niveau seit Januar 2009. Für die ersten 10 Monate 2014 beträgt der Rückgang gegenüber der Vorjahresperiode 38%. In den nächsten Monaten dürften wegen der zur Verfügung stehenden heimischen Ernte und einer schwachen Nachfrage aus der Textilindustrie die Importe schwach bleiben.




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