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Agrar: Steigende Preise 2015 - Ausnahmen bestätigen die Regel

04.12.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Bei dem unbefriedigenden Preisverlauf von -30% seit Jahresbeginn - deutlich stärker als bei Mais und Weizen mit rund 10% und Sojabohnen mit knapp 20% -, ist eine Flächenreduktion für die nächste Ernte in den USA bereits jetzt wahrscheinlich, Informa Economics schätzt sie auf 14%. Noch früher ist bereits auf der südlichen Halbkugel mit Einschränkungen zu rechnen. Erst wenn sich der Blick darauf richtet und ein Ende der Phase zahlreicher Überschüsse am Baumwollmarkt wahrscheinlich wird, dürften sich die Preise erholen. Da wir dies für 2015/16 erwarten, prognostizieren wir für Q4 2015 einen Baumwollpreis von 67 US-Cents je Pfund.


Kaffee:

Kaffee Arabica ist unter den von uns beobachteten Agrarrohstoffen mit einem Plus von über 70% der mit der höchsten Preissteigerung über den Jahresverlauf 2014. Der stärkste Anstieg erfolgte bereits in den ersten Monaten des Jahres, als die Dürre in Brasilien die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog, die erhofften 60 Mio. Sack à 60 kg brasilianischer Kaffeeernte immer unwahrscheinlicher wurden und pessimistische Prognosen die Kaffeeernte sogar unter 40 Mio. Sack abrutschen sahen. Auch wenn es nicht ganz so schlimm kam:

Die staatliche Agentur Conab bezifferte im September die Ernte 2014 auf unbefriedigende 45,1 Mio. Sack, darunter 32,1 Mio. Sack Arabica, nachdem die Gesamternte 2013/14 49,2 Mio. Sack und bei Arabica 38,3 Mio. Sack betragen hatte (Grafik 9). Für den brasilianischen Arabica-Kaffee hat die Internationale Kaffeeorganisation ICO bereits die Erwartung geäußert, dass die Produktion die Nachfrage um bis zu 3 Mio. Sack unterschreiten könnte. In seinem Effekt auf die Versorgung des Weltmarkts kann dies selbst ein weiterer Zuwachs in Kolumbien kaum spürbar lindern.

Auch Mittelamerika kann hier nicht viel ausrichten, obwohl dort die Produktion nach den durch die Krankheit Blattrost verursachten Einbußen der letzten Jahre langsam wieder steigt.

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Die ICO schätzt das Defizit am globalen Kaffeemarkt 2014/15 auf 800 Tsd. Sack und ist damit noch auf der optimistischen Seite. Der Kaffeehändler Volcafe hat jüngst seine Prognose für ein Defizit sogar von 9 auf 10 Mio. Sack angehoben. Trotz der inzwischen eingetretenen regelmäßigeren Regenfälle in Brasilien - die die Kaffeepreise gegenüber Oktober wieder auf ein niedrigeres Niveau drückten - ist auch die Perspektive für die nächste Ernte 2015/16 dort nur mäßig. Allerdings macht der Regen pessimistische Einschätzungen, wonach die Gesamternte dann unter 40 Mio. Sack fallen könnte, unwahrscheinlicher. Im Moment sieht die Blüte in Brasilien nicht schlecht aus, aber erst im Januar wird man klarer sehen können, ob auch die Fruchtentwicklung befriedigend verläuft.

Dennoch: Zumeist wird nicht damit gerechnet, dass die Produktion merklich höher ausfällt als 2014/15. Nachdem bereits 2014/15 die Lagerbestände an Arabica-Kaffee angegriffen werden mussten und sich dies 2015/16 verstärkt fortsetzt, sollten die Preise 2015 steigen. Wir gehen dennoch von einer eher moderaten Aufwärtsbewegung aus, da die Vorjahre ein ausreichend hohes Polster an Kaffeebeständen aufzubauen erlaubten, die einen wirklichen Versorgungsengpass am Kaffeemarkt verhindern sollten. Unsere Prognose für den Arabica-Preis im vierten Quartal 2015 lautet auf 230 US-Cents je Pfund.

Robusta-Kaffee hat den Preisanstieg bei Arabica-Kaffee - wenn auch deutlich abgeschwächt - mitvollzogen. Im wichtigsten Produzentenland Vietnam hat die Robusta-Ernte im Oktober begonnen, allerdings leicht später als normal, nachdem die Reifezeit durch zu wenig Regen zuletzt leicht verzögert war. Ende November und Anfang Dezember dürfte die Haupterntezeit sein. Beobachter erwarten, dass die Ernte nur leicht niedriger als die Rekordernte des Vorjahres werden könnte, als 1,7 Mio. Tonnen (28,5 Mio. Sack) geerntet wurden.

Von einem Minus von 20% spricht zuletzt eigentlich nur noch die auch in den vergangenen Jahren zu pessimistische vietnamesische Kaffee- und Kakaovereinigung. Selbst eine weitere gute Ernte in Vietnam und die bereits eingebrachte, durchaus positiv zu nennende Robusta-Ernte 2014 in Brasilien - die sogar mit einem Zuwachs gegenüber 2013 schloss - verhindern aber nicht, dass etwa Volcafe auch bei Robusta 2014/15 ein Marktdefizit erwartet. Dies dürfte unserer Ansicht nach den Robusta-Preis bis Q4 2015 auf 2.300 USD je Tonne steigen lassen.


Kakao:

Zwischen Juli 2013 und September 2014 zogen die Kakaopreise um rund 50% an. Zunächst war es vor allem die Angst vor einem Marktdefizit, die die Preise trieb. In ihrem Quartalsbericht von Ende August hatte die Internationale Kakaoorganisation ICCO dann den höher als erwarteten Anlieferungen in Westafrika seit Saisonbeginn im Oktober 2013 Rechnung getragen und ihre Prognose für die Marktbilanz 2013/14 von einem Defizit in einen Überschuss gedreht. Dies hat sie gerade nochmals bestätigt (Grafik 10).

Der mit der verbesserten Versorgung einhergehende Preisrückgang wurde aber rasch durch die Angst zunichte gemacht, dass sich Ebola in die wichtigen Produktionsländer Westafrikas hinein ausbreiten und dort zu erheblichen Lieferausfällen führen könnte. In der zweiten Septemberhälfte machten denn die Kakaopreise in London auch nur unweit der 2.200 GBP je Tonne Halt. Seither gaben sie um über 10% nach und notieren derzeit bei rund 1.900 GBP je Tonne.

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Die Furcht vor einer Angebotsunterbrechung durch Ebola hat sich etwas gelegt. Zudem waren die ersten Meldungen über die neue Ernte in Westafrika, insbesondere der Elfenbeinküste, sehr positiv: Nachdem die letzte Ernte rekordhohe 1,74 Mio. Tonnen erbracht hatte, lagen die ersten Anlieferungen inoffiziellen Daten zufolge nochmals höher als im Vorjahr. Gemeinsam mit einer schwächer wachsenden Verarbeitungsnachfrage - im dritten Quartal hatten die europäische und asiatische Verarbeitung enttäuscht, die nordamerikanische dagegen positiv überrascht - hat dies bei der ICCO bereits zu Überlegungen geführt, das zunächst auf etwa 100 Tsd. Tonnen geschätzte Marktdefizit 2014/15 niedriger anzusetzen.

Ob es dazu kommt, nachdem die Anlieferungen in der Elfenbeinküste inzwischen und wohl dauerhaft deutlich hinter dem Vorjahr zurückbleiben (Grafik 11) und das ghanaische Cocobod seine Produktionsprognose von 1 Mio. auf 850-900 Tsd. Tonnen korrigiert hat, bleibt abzuwarten. Gerade hat die ICCO die ghanaische Produktion 2013/14 nach kräftiger Aufwärtsrevision im Vorbericht wieder auf knapp 900 Tsd. Tonnen nach unten korrigiert. Die künftige weltweite Produktion ist ebenso mit hoher Unsicherheit verbunden, und die ICCO sah sich zuletzt gezwungen, Verlautbarungen in der Presse entgegenzutreten, wonach die künftige Versorgung mit Kakao ernsthaft gefährdet sei.

Optimistisch für das Angebot der nächsten Jahre zeigt sich allerdings auch die ICCO nicht. Erst mit einigen Jahren Verzögerung rechnet sie wegen der höheren Preise, die nach politischen Reformen in wichtigen Anbieterländern nun auch stärker bei den Produzenten ankommen, mit einer so starken Produktion, dass die laufende Nachfrage befriedigt werden kann. Wir schließen uns aber der Einschätzung der ICCO an, dass die ausreichend hohen Lagerbestände es nicht zu einem Versorgungsengpass kommen lassen und entsprechend eine Preisexplosion ausbleibt. Bewahrheitet sich unsere Prognose von 2.200 GBP je Tonne in Q4 2015, bleiben die Notierungen also auch 2015 deutlich unter den Spitzen der Jahre 2010 und 2011.




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