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Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Korrektur vor weiteren Preisanstiegen

01.08.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Aluminium:

Nach wie vor herrscht "verkehrte Welt" am globalen Aluminiummarkt. Trotz anhaltend hoher Aluminiumproduktion steigt der Preis an der LME und hat jüngst mit über 2.000 USD je Tonne den höchsten Stand seit siebzehn Monaten erreicht. Dabei ist der Markt auf dem Papier nicht knapp, wirft man einen Blick auf die globalen Produktionsraten. Gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) wurden im Juni 4,303 Mio. Tonnen Aluminium hergestellt, was nur gut 2% weniger war als beim Rekordhoch im März. Vor allem China hat seine Produktion ausgeweitet. Dort werden mittlerweile pro Monat fast 2 Mio. Tonnen Aluminium hergestellt, womit China für über 45% der weltweiten Aluminiumproduktion steht (Grafik 4).

Vor allem in den nordwestlichen Provinzen des Landes wurden neue Schmelzen in Betrieb genommen, da dort das Land günstig ist und die Energie subventioniert wird. Das staatliche Research-Institut Antaike schätzt, dass China 2014 sogar fast 28 Mio. Tonnen Aluminium produzieren könnte. Die Schmelzkapazitäten zum Ende des Jahres werden auf 35 Mio. Tonnen taxiert. Durch Subventionen werden in China die Aluminiumproduzenten künstlich am Leben erhalten, denn diese machen gemäß Daten von SMM seit über einem Jahr ununterbrochen Verluste.

Wegen des Anstiegs des Aluminiumpreises konnten die Verluste zuletzt aber stark eingedämmt werden und betragen SMM zufolge aktuell rund 200 RMB je Tonne (entspricht gut 30 USD je Tonne). Im März beliefen sich die Verluste demnach noch auf über 1.800 RMB je Tonne.

Die hohen Produktionsraten in China überkompensieren Kürzungen andernorts. So wurden laut Angaben von Rusal, dem weltweit größten Aluminiumproduzenten, im letzten Jahr weltweit Produktionskapazitäten von 1,2 Mio. Tonnen stillgelegt. Weitere 1-1,5 Mio. Tonnen außerhalb Chinas sollen dieses Jahr folgen. Dies wird unseres Erachtens jedoch nicht ausreichen, den seit Jahren überversorgten Aluminiummarkt ins Gleichgewicht zu bringen, zumal der jüngste Preisanstieg und die hohen physischen Prämien offenbar dazu führen, dass vorübergehend stillgelegte Schmelzen wieder in Betrieb genommen werden. Im letzten Jahr übertraf Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) zufolge das Angebot die Nachfrage um 1,1 Mio. Tonnen. Dies war der siebte Jahresüberschuss in Folge.

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Die Nachfrage zeigt sich schon seit einiger Zeit sehr robust und dürfte in diesem Jahr wohl um 5-7% zulegen. Neben dem Bausektor und der Verpackungsindustrie spielt die Transportbranche eine immer größere Rolle, wo Aluminium wegen seines geringeren Gewichts zum Beispiel vermehrt in der Automobilindustrie eingesetzt wird. Der größte US-Aluminiumproduzent, Alcoa, hat jüngst seine Nachfrageprognose von +7% bestätigt.

Den Abbau der Aluminiumbestände in den Lagerhäusern der LME - diese sind erstmals seit September 2012 wieder unter die Marke von 5 Mio. Tonnen gefallen - führen wir aber nicht ausschließlich auf die höhere reale Nachfrage zurück. Es dürften zwar einige gekündigte Lagerscheine bedient worden sein, diese befinden sich mit 2,88 Mio. Tonnen aber noch immer fast auf Rekordniveau. Das heißt, der Großteil der Lagerbestände steht dem Markt nach wie vor nicht zur Verfügung. Dies wird auch in den Wartezeiten zur Auslieferung von Aluminium deutlich: In Vlissingen und Detroit, den Lagerhäusern mit den höchsten Aluminiumbeständen im LME-System überhaupt, betrugen sie Ende Juni 774 bzw. 681 Tage.

Das Angebot am Markt ist also weiterhin durch die umfangreichen Finanztransaktionen künstlich verknappt. Dies macht sich in den physischen Prämien bemerkbar - ein Aspekt, den es derzeit bei Aluminium besonders zu beachten gilt. In allen wichtigen Konsumentenländern/-regionen müssen aktuell (nahezu) rekordhohe Aufschläge auf den börsengehandelten Aluminiumpreis gezahlt werden. So beträgt die Prämie auf den LME-Preis in Europa gemäß Daten von Platts 360-380 USD je Tonne (exklusive Zölle) bzw. 440-450 USD je Tonne (inklusive Zölle). In den USA beläuft sie sich auf 20 US-Cents je Pfund (entspricht rund 440 USD je Tonne) und in Japan müssen Konsumenten ebenfalls Aufschläge von über 400 USD je Tonne zahlen (Grafik 5).

Die niedrigen Zinsen gepaart mit der Steilheit der Forward-Kurve und die zumindest vorläufige Beibehaltung der aktuellen LME-Lagerhaltungspraktiken machen Finanztransaktionen auch weiterhin attraktiv. Eine Trendumkehr bei der Entwicklung der Prämien oder Katalysatoren für eine solche Veränderung können wir aktuell nicht erkennen. Die Prämien dürften daher unseres Erachtens auf absehbare Zeit hoch bleiben.

Aus fundamentaler Sicht lässt sich unserer Meinung nach das derzeitige Preisniveau von Aluminium nicht rechtfertigen. Wegen der hohen Produktionsraten ist ein niedrigerer Preis wohl eher angemessen. Die künstliche Verknappung des Angebots sowie das aktuelle Momentum sprechen aber gegen einen deutlichen Preisrückgang. Ende 2014 sehen wir den Aluminiumpreis bei 1.925 USD je Tonne.


Nickel:

Der Nickelpreis hat in diesem Jahr bislang die Entwicklung aller anderen Metallpreise in den Schatten gestellt. Mit einem Anstieg auf zwischenzeitlich über 21.600 USD je Tonne, der allerdings stark spekulativ getrieben war, verzeichnete Nickel ein Plus von mehr als 50%. Nach der fälligen Korrektur pendelt der Preis mittlerweile zwischen 18.000 und 20.000 USD je Tonne, womit seit Jahresbeginn immer noch ein Plus von 36% zu Buche steht (Grafik 6).

Wie wir bereits in einem "Rohstoffe kompakt" zu Nickel im Mai geschrieben hatten, war der starke Preisanstieg auf Angebotsausfälle zurückzuführen. Indonesien, der weltweit größte Nickelminenproduzent, hatte am 12. Januar ein Exportverbot für unbehandelte Erze eingeführt.

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Trotz immer wieder auftretender Handelsbilanzdefizite wird dieses bislang auch strikt umgesetzt, so dass das Land seitdem kaum noch Nickelerze ausführt. Als Hauptabnehmer hat China im Mai und Juni nur noch jeweils rund 40 Tsd. Tonnen Nickelerze aus Indonesien importiert. Im Januar waren es noch über 6 Mio. Tonnen. Kürzlich hatte das indonesische Energie- und Bergbauministerium aber zwei lokalen Minenunternehmen die Ausfuhr von Eisenerz, Blei- und Zinkkonzentrat gestattet, nachdem diese eine 20%-ige Exportsteuer entrichtet hatten.

Dies führte bei den Marktteilnehmern zu Spekulationen, dass auch bei Nickel die Erzexporte wieder aufgenommen werden könnten. Der gegen Ende Juli zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärte Joko Widodo möchte sich mit den Minenunternehmen treffen, um Unstimmigkeiten über die Bergbaupolitik zu beseitigen. So könnte es zu Exporterleichterungen für die Unternehmen kommen, die sich zum Bau von Schmelzen im Land verpflichtet haben. Ob dies allerdings schlussendlich zu höheren Nickelerzausfuhren führt, ist fraglich.

Das Exportverbot hat mit dazu beigetragen, dass sich der hohe Angebotsüberschuss am globalen Nickelmarkt - dieser belief sich gemäß Daten der International Nickel Study Group (INSG) 2013 auf knapp 173 Tsd. Tonnen - in diesem Jahr bislang merklich abgebaut hat. Die INSG berichtete jüngst für die ersten fünf Monate 2014 einen Überschuss von 15 Tsd. Tonnen. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum war dieser noch viermal so hoch.




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