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Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Korrektur vor weiteren Preisanstiegen

01.08.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Allerdings wurden die Vorräte an Nickelerzen in China bislang offenbar nicht so stark abgebaut, wie noch vor einigen Monaten erwartet. Japans größter Nickelproduzent, Sumitomo Metal Mining, beziffert die Bestände auf etwas mehr als 20 Mio. Tonnen. Ende 2013 sollen es demnach 25 Mio. Tonnen gewesen sein. Ein Teil der fehlenden Nickelerzimporte aus Indonesien wird durch höhere Einfuhren aus den Philippinen aufgefangen. Dies führt dazu, dass die Nickelroheisenproduktion (sog. Nickel Pig Iron) in China ebenfalls nicht so stark zurückgeht wie ursprünglich erwartet.

Laut Sumitomo sollen dieses Jahr 430 Tsd. Tonnen NPI hergestellt werden. Im letzten Jahr waren es je nach Quellenangabe bis zu 500 Tsd. Tonnen. Damit würde dem globalen Nickelmarkt doch wieder mehr Angebot zur Verfügung stehen. Die Nickelvorräte in den LME-Lagerhäusern liegen mit rund 316 Tsd. Tonnen ohnehin noch auf Rekordniveau (Grafik 7).

Im Gegensatz zu Aluminium wird hier durch Finanztransaktionen auch die Auslieferungszeit nicht künstlich verlängert. Die gekündigten Lagerscheine wurden in den letzten Monaten ebenfalls reduziert, was auf eine geringere Nachfrage hindeutet.

Die weitere Entwicklung des Nickelpreises dürfte stark davon abhängen, ob aus Indonesien wieder (mehr) Angebot an den Markt zurückkommt. Zumindest kurzfristig dürfte das Angebot aber begrenzt bleiben, was den Preis wohl unterstützt. Im Falle von wieder höheren Exporten sollte der Nickelpreis mittel- bis langfristig nachgeben. Zum Jahresende erwarten wir einen Nickelpreis von 18.000 USD je Tonne.


Zink:

Der Zinkpreis hat im Juli wegen eines düsteren Angebotsausblicks und einer robusten Nachfrage mit über 2.400 USD je Tonne den höchsten Stand seit August 2011 erreicht. Mit einem Plus von rund 15% weist Zink unter den Industriemetallen nach Nickel die zweitbeste Preisentwicklung seit Jahresbeginn auf.

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Nach sechs Jahren eines Angebotsüberschusses war die Nachfrage am globalen Zinkmarkt 2013 gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) erstmals wieder größer als das Angebot. In den ersten fünf Monaten 2014 hat sich das Angebotsdefizit deutlich auf 194 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Zwar legte die weltweite Produktion gegenüber den ersten fünf Monaten 2013 noch merklich zu, das Plus bei der Nachfrage war aber deutlich größer. Infolgedessen befinden sich die LME-Zinkvorräte mit rund 656 Tsd. Tonnen derzeit auf einem 3½-Jahrestief. Seit Jahresbeginn wurden die LME-Bestände um 30% abgebaut. An der Shanghai Futures Exchange (SHFE) ergibt sich ein ähnliches Bild. Dort liegen die Zinkvorräte mit 206 Tsd. Tonnen auf dem tiefsten Stand seit Juli 2010 (Grafik 8).

Laut Einschätzung der ILZSG wird sich an dieser Marktlage auch im Gesamtjahr nichts ändern: Das Angebot sollte zukünftig weniger stark steigen. Denn einige große Zinkminen sind bereits erschöpft oder dürften dies bald sein, was nur teilweise durch neue Minen ausgeglichen werden kann. Denn der Zinkpreis lag in den letzten zwei bis drei Jahren nur selten über 2.200 USD je Tonne - ein Niveau, bei dem neue Minen Industriekreisen zufolge erst profitabel sind. Deshalb dürfte kaum in neue Minen investiert worden sein.

Vor allem in den großen stahlproduzierenden Ländern wie China und Südkorea bleibt die Nachfrage nach Zink, das in erster Linie zur Galvanisierung von Stahl verwendet wird, robust. Das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS erwartet, dass auf globaler Ebene im Gesamtjahr 2014 1,655 Mrd. Tonnen Stahl produziert werden. Dies würde einem Anstieg um 2,7% gegenüber dem Rekordniveau vom letzten Jahr entsprechen. Im nächsten Jahr soll die globale Stahlproduktion nochmals um 3,6% auf dann 1,72 Mrd. Tonnen ausgeweitet werden, was für eine robuste Zinknachfrage spricht (Grafik 9).

Dies rechtfertigt unseres Erachtens mittel- bis langfristig höhere Zinkpreise. Kurzfristig sind Korrekturen aber durchaus möglich. Denn Zink hat sich innerhalb kurzer Zeit stark verteuert. Ende des Jahres erwarten wir den Zinkpreis bei 2.350 USD je Tonne.


Blei:

Auch Blei hat sich in den letzten Wochen verteuert, konnte aber mit der Preisentwicklung seines Schwestermetalls Zink nicht mithalten. Mit rund 2.300 USD je Tonne hat Blei aber dennoch den höchsten Stand seit siebzehn Monaten erreicht.

Der globale Bleimarkt wies gemäß Daten der ILZSG in den ersten fünf Monaten des Jahres ein Angebotsdefizit von 20 Tsd. Tonnen auf, das damit in etwa auf dem Niveau des gesamten Vorjahres lag. Für 2014 insgesamt erwartet die ILZSG ein Angebotsdefizit von 49 Tsd. Tonnen (Grafik 10), was auf eine robuste Nachfrage ausgehend von China zurückzuführen ist. Das für dieses Jahr prognostizierte Nachfragewachstum übersteigt leicht die erwartete Angebotsausweitung. Damit spannt sich die Situation am globalen Bleimarkt nunmehr das vierte Jahr in Folge merklich an. 2011 bestand noch ein Angebotsüberschuss von fast 160 Tsd. Tonnen.

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Die Nachfrage wird unter anderem unterstützt durch die zuletzt wieder stark anziehenden Fahrzeugverkäufe in allen wesentlichen Absatzmärkten. So war in Europa im Juni die Jahresveränderungsrate bereits den zehnten Monat in Folge positiv, womit die Autoindustrie auf dem hiesigen Kontinent ihre Talsohle durchschritten haben dürfte. In den USA erreichten die annualisierten Fahrzeugverkäufe mit knapp 17 Mio. Einheiten im letzten Monat den höchsten Wert seit fast acht Jahren. Und in China werden 2014 wohl erstmals überhaupt in einem Jahr mehr als 19 Mio. Autos verkauft.

Daneben generieren die E-Bike-Industrie sowie die Telekommunikationsbranche in China eine robuste Bleinachfrage. Generell sollte die Batterieproduktion im Vorfeld des Winters auf der nördlichen Halbkugel merklich anziehen, was positiv für die Bleinachfrage ist.

Aus fundamentaler Sicht besteht unseres Erachtens für den Bleipreis weiteres Aufwärtspotenzial. Wie bei den meisten anderen Metallen sehen wir aber auch hier kurzfristig Korrekturbedarf. Ende des Jahres erwarten wir einen Bleipreis von 2.250 USD je Tonne.


Zinn:

Der Zinnpreis handelt aktuell wieder am unteren Ende seiner seit etwa elf Monaten gültigen Handelsspanne zwischen 22.000 USD und 24.000 USD je Tonne. Grund hierfür dürften in erster Linie die wieder höheren Zinnexporte Indonesiens sein, die die Lage am Weltmarkt entspannen. Denn Indonesien ist der weltgrößte Zinnexporteur. Gemäß Daten des Handelsministeriums hat das Land im Juni den zweiten Monat in Folge mehr als 12 Tsd. Tonnen Zinn exportiert. Von Januar bis April wurden im Durchschnitt nur knapp 5.500 Tonnen Zinn pro Monat ausgeführt (Grafik 11).

Im April hatte sich zudem unter den Exporteuren Unsicherheit breit gemacht, nachdem die indonesische Marine im März vorübergehend ein Schiff mit mutmaßlich illegalen Zinnlieferungen festgesetzt hatte. Dadurch hatte sich zur Verschiffung anstehendes Material in Indonesien aufgestaut. Auch wurden offenbar im Vorfeld verschärfter Qualitätsanforderungen und Handelsregularien Lagerbestände bei den Schmelzen reduziert.

Mit den zuletzt höheren Zinnexporten hat Indonesien im ersten Halbjahr insgesamt 46,8 Tsd. Tonnen Zinn ausgeführt und damit den Rückstand zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf 15% verringert. Das International Tin Research Institute (ITRI) schätzte Ende letzten Jahres, dass Indonesien monatlich rund 8.000 Tonnen Zinn exportieren muss, damit sich auf dem Weltmarkt Angebot und Nachfrage die Waage halten. Nach dieser Lesart müsste der Zinnmarkt im ersten Halbjahr 2014 nahezu ausgeglichen gewesen sein.




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