• Sonntag, 18 Mai 2025
  • 19:08 Frankfurt
  • 18:08 London
  • 13:08 New York
  • 13:08 Toronto
  • 10:08 Vancouver
  • 03:08 Sydney

Industriemetalle: Preise sollten Boden bilden

03.07.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Mitte Juni gab der Fed-Vorsitzende Bernanke einen Politikwechsel der US-Notenbank bekannt. Nur wenig später kamen neben schwachen Konjunkturdaten Sorgen über systemische Risiken im chinesischen Bankensystem auf. Dies brachte auch die Preise der Industriemetalle stark unter Druck. Wir gehen jedoch nicht von weiteren deutlichen Preisrückgängen aus, sondern sehen die aktuell niedrigen Preisniveaus als langfristig attraktive Kaufgelegenheiten an.

Unter den Marktteilnehmern ist ein großer Pessimismus auszumachen, der sich auch in fallenden Aktienmärkten widerspiegelt. Diese ziehen offenbar auch die Rohstoffpreise mit nach unten, obwohl letztere nicht vom zwischenzeitlichen Anstieg der Aktienkurse profitiert hatten. Nachdem der Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Bernanke, kürzlich die Märkte auf einen Politikwechsel der Fed vorbereitet und eine Reduzierung der Anleihekäufe signalisiert hatte, kam es ebenfalls zu einem Preisrutsch - auch wenn die Fed unseres Erachtens letztlich doch ihrem lange bekannten und angekündigten Plan folgte. Dabei wirkten sich der gegenüber dem Euro merklich aufwertende US-Dollar sowie steigende Anleiherenditen negativ aus.

Die Metallpreise im Speziellen wurden darüber hinaus durch eine Reihe weiterer Aspekte belastet. Insbesondere schwache Konjunkturdaten aus China sowie Äußerungen aus Regierungskreisen ließen Sorgen hinsichtlich der Nachfrage im mit Abstand wichtigsten Konsumentenland für Industriemetalle aufkommen. Große Sorgen unter den Marktteilnehmern verursachte auch der sprunghafte Anstieg der Interbanken-Zinsen in China, der Befürchtungen über systemische Risiken im dortigen Bankensystem aufkommen ließ.

Open in new window

Die Metallmärkte scheinen derzeit stark auf negative Nachrichten zu reagieren und abhängig von externen Einflüssen zu sein. Unseres Erachtens sollten die negativen Nachrichten mittlerweile jedoch zum Großteil in den Preisen eskomptiert sein und wir gehen nicht von weiteren deutlichen Preisrückgängen aus. Im Gegenteil: Notieren die Metallpreise länger unter den Produktionskosten, dürfte es zu umfangreicheren Produktionskürzungen kommen, welche die Preise unterstützen sollten. Darüber hinaus scheinen die aktuell niedrigen Preisniveaus als langfristig attraktive Kaufgelegenheiten angesehen zu werden. Im Folgenden werfen wir einen etwas detaillierteren Blick auf die einzelnen Metalle.

Bei Kupfer steht derzeit die Angebotslage im Mittelpunkt des Marktinteresses. Die International Copper Study Group (ICSG) hatte auf ihrer letzten Frühjahrstagung ihre Schätzung zur globalen Marktlage bei Kupfer in diesem Jahr konkretisiert. Mit 417 Tsd. Tonnen erwartet sie den ersten Angebotsüberschuss seit vier Jahren. Dieser kommt in erster Linie durch eine kräftige Erhöhung der Produktion zustande. Im nächsten Jahr soll sich der Überschuss sogar auf 681 Tsd. Tonnen ausweiten. Die Weichen stehen hier also mittelfristig klar auf Entspannung. Kurzfristig hat sich die Angebotslage allerdings nochmals merklich zugespitzt. So musste der Start der Exporte von Kupferkonzentrat aus der neuen "Oyu Tolgoi"-Mine verschoben werden, nachdem Unstimmigkeiten zwischen dem Minenbetreiber und der mongolischen Regierung nicht ausgeräumt werden konnten.

Die Ausbeutung des weltweit größten bekannten Kupfer-Gold- Vorkommens soll maßgeblich zur Ausweitung des Angebots am Weltmarkt beitragen (siehe Rohstoffe kompakt Industriemetalle vom 28.02.). Daneben ist die "Bingham Canyon"-Kupfermine in den USA nach dem Erdrutsch Mitte April nach wie vor auf nicht absehbare Zeit außer Betrieb. Hinzu gekommen ist Mitte Mai eines der schwersten Grubenunglücke Indonesiens, wo ein Tunnel in der "Grasberg"-Mine, der weltweit zweitgrößten Kupfermine, eingestürzt ist. Auch hier standen die Arbeiten still, da die Untersuchungen sich hinzogen, und der Minenbetreiber hatte "force majeure" angemeldet. Diese Schutzklausel bewahrt Minenproduzenten vor Strafzahlungen bei Lieferausfällen, die nicht in ihrem Einfluss liegen.

Eigenen Angaben zufolge hat der Minenbetreiber täglich rund 1.360 Tonnen Kupfer und 3 Tsd. Unzen Gold "verloren". Die jüngsten Minenschließungen haben auch dazu beigetragen, dass die Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) im zweiten Halbjahr nur moderat steigen. Industriekreisen zufolge wurden diese zwischen BHP Billiton und japanischen Kupferschmelzen auf 72 USD je Tonne und 7,2 US-Cents je Pfund taxiert, rund 3% mehr als im ersten Halbjahr.

Open in new window





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)