Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Wann endet die Talfahrt am Nickelmarkt

Eramet (4,3%): das französische Unternehmen wird in diesem Jahr nur noch 52.000 Tonnen nach 56.088 im Vorjahr, ein Rückgang von 5,6%. Zwar ist ein Teil davon auf die Erneuerungsarbeiten bei der Doniambo Schmelze in Neukaledonien zurückzuführen. Dennoch dürften aus unserer Sicht auch die Minenlieferungen künftig reduziert werden.
Darüber hinaus wurde bekannt, dass der drittgrößte Nickelproduzent Russlands mit einem Produktionsanteil von 5%, Industrial Metallurgical Holding, die Produktion bereits im August um 30-40% reduziert und nun komplett angehalten hat. Das kanadische Unternehmen First Nickel stellte seine Produktion in der Lockerby Mine ein. Auch Australiens drittgrößter Nickelproduzent Mincor hat für die Kambalda Mine nennenswerte Produktionskürzungen angekündigt.
Die Kosten bleiben hoch
Der Blick auf die Kostenkurve zeigt, dass noch weitere Produktionskürzungen zu erwarten sind: Denn bei den derzeitigen Preisen ist mindestens ein Viertel der Produktion bereits nicht mehr profitabel (siehe Graphik 3). Hinzu kommt, dass die Gesamtkosten weitaus höher liegen als die abgebildeten Netto-Direktkosten C1, die nach Abzug der Erlöse aus dem Verkauf von Nebenprodukten (sog. by-product credits) veröffentlicht werden. Die Netto-Direktkosten sollten künftig sogar eher weiter steigen. Denn die Preise für andere Rohstoffe, die bei der Förderung von Nickel abfallen, und damit auch die Nebenverdienste sind zuletzt gesunken. Davon profitierte beispielsweise Norilsk Nickel: die bis Mitte des Jahres stark gestiegenen Preise für Platinmetalle und Kupfer, die in seinen Minen zusammen mit Nickel als Nebenprodukt produziert werden, hatten die Kosten der Nickelproduktion deutlich reduziert. Hier werden die Erlöse mit dem starken Preisverfall in den letzten Monaten weiter sinken und die Kosten der Nickelproduktion dadurch steigen. Auch berücksichtigen die abgebildeten Betriebskosten nicht weitere wichtige Aufwendungen, wie z.B. Abschreibungen, Lizenz-, Schmelz-, Raffinerie- und Transportgebühren oder Managementsalär. Aus unserer Sicht ist die Situation am Nickelmarkt noch dramatischer als es scheint, wobei rund die Hälfte aller Betriebe auf dem derzeitigen Preisniveau bereits nicht mehr profitabel sind.
Die künftige Produktion kommt aus Lateriten, diese sind extrem teuer
Derzeit ist der Anteil der etwas einfacheren Primär- bzw. Sulfiderze bei der Gewinnung von Nickel noch etwas höher als der der Laterite. Künftig dürfte sich die Situation ändern, denn rund 70% aller Nickel-Reserven befinden sich in den Lateriten, d.h. durch Witterung zersetzten Gesteinen, und die Lateritprojekte sind in der Regel wesentlich größer als die Sulfidprojekte. Zwar sind die sich in Planung befindenden 27 neuen Minen auch mehrheitlich Sulfid-Projekte (16:11). Tatsache ist aber, dass die Nickelreserven in den 11 Lateriten-Minen mehr als zehnmal so hoch sind wie in den sulfidischen Minen. Damit zeichnet sich ab, dass die kostenintensivere Nickelproduktion aus Lateriten, die außerdem höhere Anfangsinvestitionen erfordern immer bedeutsamer und den Sulfiderzen überlegen werden wird. Mittelfristig sollte man damit rechnen, dass die bereits geplanten Projekte nun verschoben werden, wie dies z.B. Sumitomo Metal Mining bei seinem Taganito Projekts auf den Philippinen mit einer Produktionskapazität von 30.000 Tonnen kürzlich mitteilte. Somit spricht die allmähliche Umschichtung auf Lateriten langfristig für einen steigenden Nickelpreis.
Sonderfall China: Nickelhaltiges Roheisen (nickel pig iron, NPI) unprofitabel
Zudem hat sich in den letzten Jahren bei der Edelstahlherstellung die Produktionsmethode mit nickelhaltigen Roheisen (NPI) etabliert, wenngleich bislang ausschließlich in China. NPI wird aus nickelarmen Lateriten aus Philippinen und Indonesien (Nickelgehalt 1,5-1,6%) gewonnen und zeichnet sich durch einen deutlich geringeren Reinheitsgrad von in der Regel unter 5% Nickel aus (verglichen mit 25% bis 40% bei konventionellem Nickel). Außerdem ist NPI durch einen hohen Anteil von Phospor und Chrom „verschmutzt“, weshalb NPI vor allem in der 200er Serie seine Verwendung findet, die einen geringeren Nickelgehalt hat als die 300er Serie. Schätzungen zufolge (Rusmet, Tsingshan) dürfte die Nickelproduktion aus NPI im vergangenen Jahr bei 80-90 Tsd. Tonnen gelegen haben. Aber die Produktionskosten sind hier eher hoch. Will man einen äquivalenten Gehalt wie bei konventionellem Nickel erzielen, ist laut dem australischen Forschungsinstitut Abare mit Produktionskosten um die 26.000 Dollar je Tonne zu rechnen (siehe Grafik 3), auch wenn die Kosten nach dem 40%-igen Rückgang der Kokspreise mittlerweile etwas niedriger liegen sollten. Deshalb dürfte dieser Trend bei den derzeit niedrigen Nickelpreisen ebenfalls ins Stocken geraten, wobei die meisten Elektroöfen bereits auf die Produktion von anderen Ferrolegierungen, wie Ferrochrom oder Ferromangan, umgeschichtet haben. Wir rechnen außerdem damit, dass die zahlreichen NPI-Projekte mit der Jahreskapazität von 116 Tsd. Tonnen, die für das nächste Jahr geplant waren, nun aufgeschoben werden.
Fazit
Alles in allem rechnen wir damit, dass das derzeit niedrige Preisniveau bei Nickel zu weiteren Produktionskürzungen führen wird. Wenngleich die nachlassende Nachfrage aus der Edelstahlindustrie kurzfristig weiterhin Druck auf die Preise ausüben wird, denken wir, dass die Voraussetzungen angesichts eines bereits fortgeschrittenen Anpassungsprozesses in Vorratshaltung der Edelstahlindustrie gut sind, mittelfristig eine Trendwende zu bewirken. Dies gilt umso mehr, als dass die Nickelpreise deutlich stärker korrigiert haben als die Preise der übrigen Industriemetalle. Zwar belastet weiterhin die Überproduktion aus den kleinen und mittelgroßen Minenbetrieben, die nach dem rasanten Anstieg des Nickelpreises im Vorjahr auf über 50.000 USD je Tonne, geöffnet wurden. Auch sind die Nickelerzlagerbestände in den chinesischen Häfen mit über 8 Millionen Tonnen nach wie vor sehr hoch. Dennoch erachten wir die derzeitige Situation am Nickelmarkt als überverkauft. Die chinesische Edelstahlproduktion dürfte auch künftig etwa 1,5-fach so schnell wie das BIP steigen, was für einen anhaltend steigende Nachfrage nach Nickel spricht. Wir rechnen aufgrund der gleichzeitigen drastischen Produktionskürzungen in den kommenden Monaten mit einem nachhaltigen Preisanstieg auf über 15.000 USD je Tonne im nächsten Jahr.







