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Rohstoffe kompakt Agrar: Genussmittel: Kein Markt gleicht dem anderen

29.05.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Für die gesamte Saison 2011/12 erwartet die ICO eine weltweite Produktion von 131,4 Mio. Sack nach 134,2 Mio. Sack im Vorjahr, gibt aber noch keine Aussicht auf 2012/13. Die brasilianische Regierung wird mit der Erwartung einer Rekordernte von 50,5 Mio. Sack zitiert, was gegenüber anderen Schätzungen ein eher niedriger Wert ist. Die Nachfrage hatte in 2011 einen wenig dynamischen Verlauf genommen. In Westeuropa dürfte sie sogar leicht rückläufig gewesen sein. Weltweit stieg zwar der Konsum auf 137,9 Mio. Sack, doch laut ICO bedeutet dies nur ein Wachstum von 1,7%. Hohe Preise dürften dazu ebenso beigetragen haben wie eine schwache Einkommensentwicklung. Besonders aufgrund einer weiter kräftig steigenden Nachfrage aus Asien und moderaten Zuwächsen in Nord- und Südamerika könnte die Wachstumsrate in 2012 wieder etwas über 2% liegen.

Die Lagerbestände an Arabica-Kaffee an der Börse haben sich zwar stabilisiert, liegen aber seit vielen Monaten auf niedrigem Niveau (Grafik 2). In den Erzeugerländern hat sich der jahrelange Abbau der Lagerbestände zwar deutlich abgeschwächt (Grafik 3). Sie lagen zu Beginn des Wirtschaftsjahres allerdings auf einem so niedrigen Niveau wie seit Jahrzehnten nicht.

Im Erntejahr 2012/13 könnte eine Situation auftreten, in der zwar die Erholung in Brasilien das Angebot erhöht, aber nach bisheriger Einschätzung der ICO die Produktionszuwächse in anderen Ländern begrenzt sein dürften. Gleichzeitig dürfte die Nachfrage weiter steigen. Noch ist unklar, ob dies in einem weiteren Defizit am Kaffeemarkt resultiert (Grafik 4). Wir halten dies für nicht unwahrscheinlich, auch wenn manche anderen Beobachter einen Überschuss erwarten. Daher rechnen wir mit einer Stabilisierung und sogar einer leicht nach oben gerichteten Entwicklung der Arabica-Preise. Bei Robusta sehen wir dagegen wenig Potenzial nach oben, nachdem die Preise bereits auf ein 8-Monatshoch gestiegen sind (Grafik 5).

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Zucker:

Die Notierungen für Rohzucker sind seit Wochen nach unten gerichtet und sind zuletzt sogar erstmals seit September 2010 unter die Marke von 20 US-Cents je Pfund gefallen. Dazu trug eine recht entspannte Sicht auf das Angebot bei, die keine Knappheit am Markt erwarten lässt. Dabei ist hervorzuheben, dass dies trotz Produktionsrückgang im wichtigsten Anbauland Brasilien geschieht, was einige Beobachter bereits eine Schwächung der brasilianischen Dominanz am Zuckermarkt ausrufen lässt.

Die enttäuschende brasilianische Produktion des Vorjahres, als die Zuckerrohrernte im mit etwa 90% der Produktion wichtigsten Anbaugebiet Center-South erstmals seit 10 Jahren rückläufig war, dürfte sich in der inzwischen begonnenen Ernte erholen. Allerdings werden die Erwartungen bereits nach unten geschraubt, nachdem es insbesondere im Februar und März zu trocken war. Nach 31,3 Mio. Tonnen Zucker in 2011/12 sollen in Center-South nach einer Prognose der Zuckerindustrievereinigung UNICA nun 33,1 Mio. Tonnen, d.h. 5,8% mehr, produziert werden. Andere Beobachter allerdings sind skeptisch, ob die Zuckerrohrernte überhaupt gegenüber 2011/12 gesteigert werden kann bzw. rechnen sogar mit einem zweiten Rückgang in Folge nach der Rekordernte 2010/11.

Für Brasilien insgesamt erwartet das staatliche Prognoseinstitut Conab in einer ersten Einschätzung aus dem April eine Zuckerproduktion in 2012/13 von 38,9 Mio. Tonnen nach 36,9 Mio. Tonnen aus der letzten Ernte. Die ersten Verarbeitungsdaten nach Erntebeginn spiegeln allerdings noch Verzögerungen durch zu starken Regen in manchen Gebieten wider. Längerfristig erwartet die ISO, dass die Ausdehnung der brasilianischen Zuckerproduktion in der Dekade von 2010 bis 2020 mit jahresdurchschnittlich 3% deutlich hinter der Zuwachsrate der Vordekade zurückbleiben wird. Für 2020 würde aber auch dies einen Zuwachs der Zuckerproduktion auf 47,5 Mio. Tonnen bedeuten.

In Indien ist die Produktionsmenge zweistellig gegenüber dem Vorjahr gewachsen, für die Gesamtsaison rechnet die Regierung mit 25,5 Mio. Tonnen. Da auch in der nächsten Saison eine ähnlich hohe oder aufgrund der derzeit guten Anpflanzungsfortschritte auch etwas größere Produktionsmenge möglich ist, könnte sich 2012/13 ein dritter Überschuss - die Nachfrage liegt bei etwa 22 Mio. Tonnen - in Folge ergeben, so dass weiterhin damit zu rechen ist, dass Indien als Exporteur am Weltmarkt auftritt. Dies sieht auch die ISO so, auch wenn sie für die nächste Ernte etwas pessimistischer ist.

Derzeit liegt die für das sonst in dieser Hinsicht sehr formalistische Indien ungewöhnliche Situation vor, dass im Mai entschieden wurde, zumindest vorläufig unbeschränkte Exporte zuzulassen. Auch dies hat die Preise gedrückt, in einer Zeit, in der das Anlaufen der brasilianischen Ernte die Verfügbarkeit ohnehin erhöht.

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