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Softs: Unsicherheit im Vorfeld wichtiger Ernten

12.03.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Der Kakaopreis dürfte sich angesichts eines leichten Angebotsdefizits im laufenden Erntejahr geringfügig erholen. Bei Kaffee Arabica sehen wir ebenfalls Erholungspotenzial, obwohl in Brasilien eine Rekordernte zu erwarten ist. Denn die Lagerbestände sind rekordniedrig und die Nachfrage ist robust. Das reichliche Angebot dürfte den Zuckerpreis belasten. Die gestiegenen Produktionskosten und die Konkurrenz durch Ethanol sollten einem Preisrückgang allerdings entgegenstehen.

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Kakao:

In den vergangenen Wochen konnten sich die im Vorjahr stark gesunkenen Kakaopreise deutlich erholen. Der Preis für den an der ICE gehandelten nächstfälligen Terminkontrakt hat seit der Trendwende im Dezember um bis zu 30% auf ein 3-Monatshoch von 2.500 USD je Tonne zulegen können. Auch der an der LIFFE gehandelte Terminkontrakt verteuerte sich zwischenzeitlich um 25% auf 1.600 GBP je Pfund (Grafik 2).

Nachdem in der Vorsaison die sich ständig erhöhenden Überschussschätzungen
auf die Preise gedrückt hatten, trübt sich inzwischen der Blick auf die laufende Ernte in Westafrika ein. Starke trockene Harmattan-Winde und Regenmangel haben die durch anfänglich gute Witterung bis in den Spätherbst herrschende Hoffnung ins Wanken gebracht, dass die diesjährige Erntesaison ähnlich gut oder gar noch besser als in der fast perfekten Vorsaison ausfallen könnte. Die gesunkenen Preise könnten zudem eine weniger intensive Pflanzenpflege zur Folge haben, zumal sich die Betriebsmittel verteuert haben.

Diese weniger optimistische Einschätzung bestätigt auch die mittlerweile vorliegende erste Prognose der Internationalen Kakaoorganisation (ICCO) für die laufende Erntesaison. Wurde in der Saison 2010/11 noch ein Rekordüberschuss von 347 Tsd. Tonnen erzielt, so rechnet die ICCO für das Erntejahr 2011/12 mit einem Marktdefizit von 71 Tsd. Tonnen (Grafik 3).

Bei der weltweiten Produktion erwartet die ICCO einen Rückgang um 8%, nachdem im Vorjahr noch ein Anstieg um 18,5% verzeichnet wurde. Der Rückgang ist vor allem der Lage in Westafrika geschuldet. Die Ernte im weltgrößten Produzentenland Elfenbeinküste soll dabei sogar um 10,7% auf 1,35 Mio. Tonnen fallen. Die Zahlen für die Kakaoverarbeitung im vierten Quartal waren in Nordamerika und in Europa nach guten Vorquartalsergebnissen enttäuschend ausgefallen.

Zwar wurde von der Europäischen Kakaovereinigung für das Gesamtjahr 2011 ein Anstieg der Verarbeitung um 6,8% und damit so hoch wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr angegeben. Der für das vierte Quartal 2011 gemeldete Anstieg betrug aber lediglich 1,8% gegenüber Vorjahr. Daher bleibt die ICCO mit ihrer Prognose zur weltweiten Nachfrageentwicklung vorsichtig und erwartet für die Saison 2011/12 nur einen Anstieg der Vermahlung um 2,0% nach 4,9% in der Vorsaison. Für Europa wird sogar ein leichter Rückgang erwartet.

In der Elfenbeinküste läuft in den nächsten Wochen die seit Oktober laufende Haupternte aus. Im April beginnt die kleinere Nebenernte. Für die Haupternte erwarten viele Beobachter eine Menge von nur um 1 Mio. Tonnen nach 1,35 Mio. Tonnen in 2010/11. Die bisherigen Anlieferungen in die Häfen in der laufenden Saison profitierten lange von der hohen Ernte der Vorsaison, doch fallen sie zuletzt stark ab. Bis zum 19. Februar lagen nach Schätzungen aus Exporteurkreisen die Anlieferungen mit 932 Tsd. Tonnen um 8% unter der Menge in der Vorsaison.

Ende Januar drückte die Einführung eines Vorausverkaufssystems in der Elfenbeinküste die Preise. Bei diesem elektronischen System können bereits Bohnen aus der im Oktober startenden Saison 2012/13 auf Termin verkauft werden. Da allerdings viele Handelsbedingungen noch nicht ausreichend geklärt waren, stieß die erste Auktion auf wenig Interesse. Inzwischen allerdings haben sich wichtige Exporteure bereit erklärt, an den Auktionen teilzunehmen, was die Notierungen zuletzt etwas gedrückt hat.

Die Netto-Short-Positionen bei Kakao stiegen Mitte Februar an der ICE auf das höchste Niveau seit Oktober 2010. Eine steigende Mehrheit der spekulativen Finanzanleger setzt somit auf fallende Preise. Ein Großteil der preisbelastenden Nachrichten sollte somit bereits berücksichtigt sein. Das Abwärtspotenzial für die Preise ist aus diesem Grund begrenzt. Enttäuschungen bei der bevorstehenden Zwischenernte könnten die Preise weiter steigen lassen.

Wir erwarten daher, dass die Kakaonotierungen an der ICE in New York im Jahresverlauf leicht auf 2.500 USD je Tonne steigen werden. Einem stärkeren Preisanstieg steht das reichliche Angebot entgegen. Das weltweite Lager-Verbrauchs-Verhältnis soll sich der ICCO zufolge am Ende der laufenden Erntesaison trotz des erwarteten Marktdefizits mit 42,7% weiterhin auf einem komfortablen Niveau befinden.

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Kaffee

Die Schätzungen der Internationalen Kaffeeorganisation (ICO) für die weltweite Produktion im laufenden Kaffeejahr 2011/12 schwankten in den letzten Monaten stark: Ende 2011 lag die Ernteschätzung bei 128,6 Mio. Sack und wurde dann im Januar zunächst auf 132,4 Mio. Sack angehoben. Mittlerweile rechnet die ICO jedoch lediglich mit 128,5 Mio. Sack, was einem Minus gegenüber der Vorsaison um 4,3% entspricht. Der Rückgang erklärt sich größtenteils mit der um 12% niedrigeren Arabica-Produktion in Brasilien. Dort war ein Niedrigertragsjahr im zweijährigen Erntezyklus.




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