• Dienstag, 20 Mai 2025
  • 20:31 Frankfurt
  • 19:31 London
  • 14:31 New York
  • 14:31 Toronto
  • 11:31 Vancouver
  • 04:31 Sydney

Softs: Unsicherheit im Vorfeld wichtiger Ernten

12.03.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 3 -
Grund hierfür sind ungünstige Witterungsbedingungen und eine nachlassende Produktivität der vielfach veralteten Plantagen. Die schwächere Produktion in Brasilien wird allerdings durch bessere Ernten anderswo ausgeglichen (Grafik 7, Seite 4). So wurden laut F.O. Licht weltweit so viele Zuckerrüben geerntet zuletzt 2005/06, insbesondere in Russland, der EU und Osteuropa.

Open in new window

Auch die laufende thailändische Zuckerrohrernte ist wie erwartet gut. Von Mitte November 2011 bis Mitte Februar wurden bereits 6,5 Mio. Tonnen Zucker produziert. Für das Gesamtjahr wird vom Thai Cane and Sugar Board ein Rekordwert von 9,9 Mio. Tonnen erwartet. In Indien wird ebenfalls ein Produktionsplus vermeldet. Die indische Zuckermühlenvereinigung ist optimistisch, dass die Produktion im seit Oktober laufenden Jahr 2011/12 auf ein Vierjahreshoch von 26 Millionen Tonnen steigen kann. Angesichts des zweiten internen Überschusses in Folge hat sich die Regierung in Neu-Delhi dazu entschieden, zum ersten Mal seit November eine weitere Mio. Tonnen Zucker zum Export freizugeben.

Die Exportpolitik Indiens dürfte auch weiterhin für Spannung sorgen: Sollten die Exporte restriktiver als erwartet gehandhabt werden, könnte dies zu internen Preissenkungen führen, die eine Reduzierung der Anbaufläche für Zuckerrohr wahrscheinlicher machen würde, was wiederum Rückwirkungen auf die internationalen Zuckerpreise haben würde. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Aus China kommt dagegen höherer Bedarf, möglicherweise über 3 Mio. Tonnen, nachdem der erhoffte Anstieg der heimischen Produktion gegenüber der Vorperiode trockenheitsbedingt wenn überhaupt nur mager ausfällt (max. 11 Mio. Tonnen nach 10,5 Mio. Tonnen).

Wie sind die Perspektiven für die Saison 2012/13? Im April soll die neue Ernte in der brasilianischen Hauptanbauregion Center-South beginnen, welche bereits zum Erntejahr 2012/13 zählt. Diese könnte durch die starken Regenfälle in der Region verzögert werden, die auch auf die Produktivität drücken könnten. So kommt es, dass derzeit viele verschiedene Erwartungen kursieren: von einem starken Zuwachs bei der Zuckerrohrernte bis hin zu einer nochmaligen Reduktion gegenüber dem Vorjahr. Noch immer besteht zwar Bedarf an einer Erneuerung vieler Plantagen. Wir halten eine höhere nächste Ernte dennoch für wahrscheinlich, weil nach Angaben der Industrievereinigung Unica die Anbaufläche ausgedehnt wurde und erste Vorhersagen zur Erntemenge recht positiv sind.

Allerdings ist noch nicht ausgemacht, welcher Anteil des Zuckerrohrs statt für Zucker zur Herstellung von Ethanol eingesetzt werden wird. Die relative Verteuerung von Ethanol gegenüber Zucker spricht für eine leichte Verschiebung zugunsten von Ethanol, was die Zuckerproduktion beeinträchtigen könnte (Grafik 8). Schätzungen für die Zuckerproduktion 2012/13 liegen derzeit zwischen 32,5 und 34 Mio. Tonnen für Center-South, nach von 31,3 Mio. Tonnen in der aktuellen und 33,5 Mio. Tonnen in der vorherigen Saison.

Inzwischen werden auch bereits Schätzungen für die Marktbilanz in 2012/13 abgegeben, die im Falle von Olam bis zu einem erneuten Überschuss in Höhe von 6-8 Mio. Tonnen reichen. Olam ist dabei insbesondere zuversichtlich, dass Indien die Produktionsmenge auf 27 Mio. Tonnen steigern kann. Kingsman erwartet wegen veraltender Plantagen für Indien dagegen nur 24 Mio. Tonnen. In der Gesamtschau besteht aber Einigkeit, denn auch Kingsman erwartet für 2012/13 einen weiteren globalen Marktüberschuss, wenn auch mit 5,5 Mio. Tonnen niedriger als die für die laufende Saison erwarteten 9,7 Mio. Tonnen.

Trotz des reichlichen Angebots bewegte sich der Rohzuckerpreis in den letzten drei Monaten größtenteils zwischen 22 und 25 US-Cents je Pfund. Ende Februar stieg der Preis sogar kurzzeitig auf ein 4-Monatshoch von knapp 27 US-Cents je Pfund. Als preisunterstützend wirkten insbesondere der schwächere US-Dollar und der deutlich gestiegene Ölpreis. Im Zuge dessen kam es auch zu einem Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen auf den höchsten stand seit August 2011 (Grafik 17, Seite 8).

Mittlerweile ist der Zuckerpreis in den angestammten Preiskorridor zurückgekehrt. Auch die Preiserwartungen für die nächsten Monate liegen weitgehend in einem Korridor von 18 bis 25 US-Cents je Pfund. Die Terminkurve für Rohzucker spiegelt die Erwartung einer weitgehenden Seitwärtsbewegung der Preise auf einem Niveau ähnlich dem derzeitigen wider (Grafik 9, Seite 5). Auch wir sehen wenig Anlass für einen Ausbruch aus dem Preisfeld der letzten Monate. Mit dem Beginn der brasilianischen Ernte könnten die Preise im zweiten Quartal kurzzeitig nachgeben. Bis zum Jahresende sehen wir eine leichte Preiserholung auf 25 US-Cents je Pfund. Größere Abweichungen sind nur zu erwarten, sollten fundamentale Neubewertungen etwa über die zu erwartende brasilianische und indische Ernte den Markt in Unruhe versetzen.

Open in new window

Auf ihrer jährlichen Konferenz im November hatte die Internationale Zuckerorganisation ISO die Erwartung geäußert, dass sich der Preis für Rohzucker in den nächsten zwei bis drei Jahren über der Marke von 21 US-Cents je Pfund halten sollte. Zum einen wird dies mit den gestiegenen Produktionskosten in Brasilien begründet, zum anderen mit der Notwendigkeit, durch hohe Preise einen Anreiz zur weiteren Produktionssteigerung zu geben. Denn die Nachfrage soll weiter stark steigen. So könnte China bis zum Jahr 2020 die EU als zweitgrößten Konsumenten nach Indien ablösen. Soll die Produktion mittelfristig mit der Nachfrage Schritt halten, müssten auch andere Länder als die beiden Hauptproduzenten Indien und Brasilien deutliche Produktionssteigerungen vorweisen können. Brasilien hat in den letzten Jahren bei den Produktionskosten an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt.


Auf einen Blick

Open in new window

Open in new window

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)