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Softs: Unsicherheit im Vorfeld wichtiger Ernten

12.03.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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In Kolumbien enttäuschte die Ernte zum wiederholten Male und musste mehrfach auf nur noch 7,8 Mio. Sack und damit ein 35-Jahres-Tief nach unten revidiert werden. In Mittelamerika dürften ungünstige Witterungsbedingungen zu einem Ernterückgang um 6,2% führen. Einzig in Afrika steigt das Angebot kräftig. Vor allem in Äthiopien ist die Ernte mit einem Anstieg um 10,8% deutlich besser ausgefallen. Äthiopien dürfte damit Kolumbien als drittgrößten Kaffeeproduzenten nach Brasilien und Vietnam ablöse.

Für die weiteren Aussichten wird die nächste brasilianische Ernte von herausragender Bedeutung sein. Diese beginnt im April und wird bei Arabica-Kaffee die eines Hochertragsjahres sein. Trotz des frühen Starts wird die international bereits zum Kaffeejahr 2012/13 gezählt und somit auf das laufende Kaffeejahr keine Auswirkung haben. Die brasilianische staatliche Prognosebehörde Conab zeigt sich mit einer erwarteten Rekordernte von 50,6 Mio. Sack optimistisch. Bei der letzten (Niedrigertragsjahr-)Ernte wurden 43,5 Mio. Sack eingebracht. Das letzte Hochertragsjahr brachte 48,1 Mio. Sack.

Der bisherige Rekord wurde mit 48,5 Mio. Sack im Jahr 2002 erzielt. Die seit November eingetretenen Regenfälle dürften die Folgen der Dürre des letzten Jahres für die Kaffeeproduktion überschaubar halten. Da allerdings die Lagerstände nicht nur in Brasilien selbst auf niedrigem Niveau liegen, dürften diese Aussichten die Preise nicht stark belasten. Laut ICO befanden sich die Kaffeevorräte in den Exportländern zu Beginn des laufenden Erntejahres auf einem rekordniedrigen Niveau von 17,4 Mio. Sack (Grafik 4).

Die weltweite Kaffeenachfrage dürfte 2012 angesichts der weltwirtschaftlichen Entwicklung moderat steigen. Die Internationale Kaffeeorganisation ICO erwartet einen Zuwachs von 1,5%, was dem Durchschnitt der vergangen 40 Jahre entspricht und vorrangig auf einen stärkeren Konsum in Asien, Russland und den Produzentenländern selbst beruhen soll. So könnte Brasilien im laufenden Kalenderjahr die USA als weltgrößten Kaffeekonsumenten ablösen. Dadurch dürfte in Zukunft weniger Kaffee aus Brasilien in den Export gehen und das Weltmarktangebot somit knapper werden. In 2010 waren nach Angaben der ICO 135 Mio. Sack Kaffee verbraucht worden, und für 2011 belaufen sich ihre vorläufigen Angaben auf 136,5 Mio. Sack (Grafik 5).

Die ICO hatte im Herbst eine deutliche Defizitwarnung abgegeben. Zwischenzeitlich äußerte sie die Erwartung, dass die Nachfrage durch das laufende Angebot - bezogen auf das Kalenderjahr 2012 - gedeckt werden kann. Diese Aussage dürfte nach der jüngsten Senkung der Produktionsschätzung allerdings auf der Kippe stehen.

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Der Preis für Kaffee der Sorte Arabica ist Anfang März dennoch kräftig unter Druck geraten und mit weniger als 190 US-Cents je Pfund auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2010 gefallen. Angesichts der Erwartung einer Rekordernte in Brasilien setzen die Finanzanleger auf fallende Preise und tragen damit zum Preisrückgang bei. Wie die Statistik der CFTC zur Positionierung der Marktteilnehmer zeigt, bestehen unter den spekulativen Finanzanlegern seit 2 Wochen Netto-Short-Positionen, was zuletzt im März 2009 der Fall war und auf eine derzeit negative Marktmeinung der Finanzanleger bei Kaffee hindeutet.

Angesichts des nach wie vor knappen Angebots erachten wir den Preisrückgang unter die Marke von 2 USD je Pfund als nicht dauerhaft und erwarten in den kommenden Monaten eine Erholung der Arabica-Preise. Nach einer saisonbedingten Schwäche im zweiten Quartal wegen des neuen Angebots aus Brasilien dürften die Preise bis Jahresende auf 220 US-Cents je Pfund steigen.

Die Robusta-Ernte in Vietnam soll laut ICO um 10% auf 17,5 Mio. Sack fallen. Zu Beginn der Ernte im Oktober herrschte dagegen noch große Zuversicht, die Produktion steigern zu können. Diese wurde aber durch zu starke Regenfälle zunichte gemacht. Auch für die nächste Saison äußert sich die Kaffee- und Kakaovereinigung Vietnams (Vicofa) skeptisch, weil es angesichts durch hohe Feuchtigkeit zu einer vorzeitigen Blüte gekommen sei, die die für Produktivität und Qualität wichtige Ruhephase der Bäume nach der Ernte verkürzt.

Im zweitgrößten Produzentenland Brasilien wird dagegen ein deutlicher Produktionsanstieg gegenüber dem Vorjahr erwartet. Sie soll laut dem staatlichen Agrarprognoseinstitut Conab um 14% auf 12,9 Mio. Sack steigen. Auch bei der in Indonesien bevorstehenden neuen Ernte wird ein leichter Anstieg erwartet.

Bis Mitte Februar waren die Robustapreise stark gestiegen, haben seither aber wieder spürbar nachgegeben. Hintergrund der Preiskorrektur ist die Erwartung, dass das weltgrößte Robusta-Produzentenland Vietnam angesichts des gestiegenen Preises vermehrt Ware verkaufen wird.

In der Zeit von Oktober bis Januar lagen die vietnamesischen Exporte mit 6,2 Mio. Sack um 25% unter dem Vorjahreswert. Im Januar lag das Minus gegenüber Vorjahr sogar bei 48%. Damit sollte nach Ansicht von Beobachtern das Preisniveau angehoben werden. Dies scheint gelungen zu sein. Für den März-Kontrakt war der Preis daraufhin auf 2.167 USD je Tonne nach oben geschnellt. Der Preisrückgang seither signalisiert allerdings, dass ein solches Preisniveau angesichts des reichlichen Angebots nicht zu halten sein wird. Wir erwarten daher einen Preisrückgang bei Robusta auf 1.900 USD je Tonne bis zum Jahresende.


Zucker

Bei Zucker beherrscht weiterhin die Erwartung eines deutlichen Überschusses in der seit Oktober laufenden Saison 2011/12 den Markt (Grafik 6). Am konservativsten ist dabei noch die Internationale Zuckerorganisation (ISO), welche laut dem jüngsten Quartalsbericht einen Anstieg der weltweiten Produktion um knapp 5% auf das Rekordniveau von 173 Mio. Tonnen prognostiziert. Zwar wächst die Nachfrage mit 2,3% auf 167,8 Mio. Tonnen wieder etwas stärker als in den beiden Vorjahren. Dennoch resultiert daraus noch immer ein Marktüberschuss von 5,2 Mio. Tonnen und ein Anstieg des globalen Lager-Verbrauchs-Verhältnisses um 2,5 Prozentpunkte auf 37%.

Andere Marktbeobachter wie Kingsman, Olam, und F.O. Licht gehen sogar von Angebotsüberschüssen von bis zu 10 Mio. Tonnen aus. F.O. Licht schätzt die globale Zuckerproduktion in der Saison 2011/12 auf 175,8 Mio. Tonnen und damit 10 Mio. Tonnen höher als in der Vorsaison. Kingsman geht für die laufende Produktion ebenfalls von 175,8 Mio. Tonnen aus.

Dies ist umso bemerkenswerter, da die Zuckerproduktion im größten Produzentenland Brasilien rückläufig ist. Die Zuckerproduktion in der Hauptanbauregion Center South liegt in der zu Ende gehenden Saison aktuell 6,6% niedriger als im Vorjahr. Ein noch deutlicherer Produktionsrückgang konnte nur dadurch verhindert werden, dass der Anteil des Zuckerrohrs, der zu Zucker verarbeitet wurde, von 45% auf 48,3% ausgedehnt wurde. Die Zuckerrohrernte lag sogar 11,3% niedriger als im Vorjahr, was dem ersten Rückgang seit 10 Jahren entsprach.




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