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Rohstoffe kompakt Agrar: Ausblick 2012: Makrodaten dürften Gesamtbild prägen

27.12.2011  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Dies spricht dafür, dass die Maisfläche ausgedehnt werden dürfte. So erwartet der Agraranalysedienst Informa Economics einen Anstieg um 2,7% auf 94,4 Mio. Morgen. So hoch war die US-Anbaufläche seit 1944 nicht mehr. Entsprechend gehen die Prognosen von einem deutlichen Ernteplus aus. Informa erwartet einen Produktionsanstieg in den USA um 15% und einen Anstieg der weltweiten Maisproduktion 2012/13 auf 910 Mio. Tonnen, nachdem laut jüngster USDA-Schätzung bereits in der laufenden Saison die Rekordhöhe von 868 Mio. Tonnen erreicht werden soll.

Mit dazu beitragen dürfte auch eine steigende Maisproduktion in Südamerika. In Argentinien und Brasilien sollen die Anbauflächen Schätzungen zufolge sogar um bis zu 5% ausgeweitet werden. Selbst wenn es zu der erwartet deutlichen Ausdehnung der weltweiten Maisflächen kommt, sollte Mais wegen der robusten Nachfrage relativ knapp bleiben. Das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis ist mit weniger als 14% weiterhin so niedrig, dass dies die Preise auf absehbare Zeit stützen sollte. Wir erwarten einen durchschnittlichen Maispreis von 690 US-Cents je Scheffel im Jahr 2012.

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Sojabohnen

Die Märkte für Ölsaaten sind aktuell durch schwankende Erwartungen geprägt, ob die Trockenheit in Südamerika noch rechtzeitig endet und die Schäden für die bevorstehende Ernte begrenzt bleiben. Dies ist notwendig um die nach Angaben von Oil World in der nördlichen Hemisphäre insgesamt um 7% gesunkene Sojabohnenproduktion zum Teil auszugleichen und ein größeres Angebotsdefizit zu verhindern. Derzeit besteht die Erwartung, dass Brasilien in der laufenden Saison die USA als größten Lieferanten auf dem Weltmarkt ablösen wird. Die weltweiten Lagerbestände sollen Ende 2011/12 bei 18% des Verbrauchs liegen, in den USA sogar bei weniger als 8%.

Für Angebotsausfälle besteht somit kaum Spielraum, zumal China im laufenden Erntejahr 2011/12 wieder deutlich mehr Sojabohnen importieren dürfte. Durch die stärkere Konzentration auf Mais dürfte die Sojabohnenfläche in Südamerika weniger stark steigen und in den USA sogar fallen. All dies dürfte sich stützend auf die Preise auswirken. Wir rechnen für 2012 mit einem Durchschnittspreis von 1.250 US-Cents je Scheffel.

Eine der wenigen klaren Aussagen, die trotz aller Unsicherheit bei Getreide und Ölsaaten getroffen werden kann, dürfte sein: Die Kosten für die Agrarproduktion werden in 2012 höher liegen. Dabei fallen in den USA besonders steigende Pacht- und Düngemittelkosten ins Gewicht. Je nach Anbauplan dürften die variablen Kosten Schätzungen zufolge insgesamt um 12-16% über denen des Jahres 2011 liegen (Grafik 4)


Baumwolle

Die Baumwollpreise haben auf 60% des Niveaus vom Jahresanfang nachgegeben. Ein ähnlich hohes Preisniveau wie vor der Aussaat im Frühjahr 2011 dürfte auf absehbare Zeit nicht mehr erreicht werden. Während das USDA seit Beginn der Schätzungen für 2011/12 im Mai das weltweite Angebot nur um mehr als 300 Tsd. Tonnen nach unten korrigierte, reduzierte es die Nachfrage um knapp 2 Mio. Tonnen, so dass der erwartete Marktüberschuss mit 2,6 Mio. Tonnen beträchtlich ausfallen soll.

Das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis soll daher auf 39% steigen und damit leicht über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Einem stärkeren Preisrückgang steht die starke chinesische Importnachfrage entgegen. Staatliche Stellen kaufen derzeit auf dem heimischen Markt Baumwolle zu umgerechnet 140 US-Cents je Pfund und damit zu deutlich höheren Preisen als dem Weltmarkt. Chinesische Verarbeiter werden daher verstärkt auf die günstigere Weltmarktware zurückgreifen.

Im Vergleich zu Weizen, Mais und Sojabohnen hat sich Baumwolle 2011 am schlechtesten entwickelt. Dies dürfte negative Auswirkungen auf die mit Baumwolle bestellte Anbaufläche haben. Eine Umfrage der China National Cotton Reserves Corp. lässt für China aufgrund der gesunkenen Preise für 2012 eine um 8,2% niedrigere Fläche erwarten. Nach der schlechten letzten Ernte dürfte es zwar den USA gelingen, die Produktion anzuheben, und auch in Australien und Usbekistan wird ein Plus erwartet.

Die Rückgänge in anderen Anbauländern dürften dadurch aber nicht ausgeglichen werden. Das International Cotton Advisory Committee ICAC rechnet für 2012/13 weltweit mit einem Flächenminus von 8% und einem Produktionsrückgang um 6% sowie einem weitgehend ausgeglichenen Markt. Angesichts der nur mäßigen Wachstumsaussichten für 2012, dürfte nämlich auch die Nachfrage nach Baumwollfasern weitgehend stagnieren. Von daher erwarten wir nicht, dass sich im Jahr 2012 eine angespannte Versorgungslage bei Baumwolle mit massiven Preissteigerungen ergibt.

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Die Mehrheit der spekulativen Finanzanleger setzt zwar weiter auf eine Preissteigerung bei Baumwolle, doch liegen die Netto-Long-Positionen inzwischen auf einem 2½-Jahrestief. Die Terminkurve verläuft seit Wochen quasi flach und spiegelt damit eine gewisse Orientierungslosigkeit mit Blick auf die Zukunft wider (Grafik 5, Seite 3).

Wir sehen uns hinsichtlich der Preisaussichten dennoch eher bei den optimistischen Beobachtern. Sollte der Gegenwind seitens der Finanzmärkte nachlassen und sich die Weltwirtschaft wie von uns erwartet im Jahresverlauf von 2012 erholen, spricht die Aussicht auf eine niedrigere Anbaufläche für eine Erholung der Baumwollpreise. Wir rechnen damit, dass Baumwolle im Jahresdurchschnitt 105 US-Cents je Pfund kosten wird und der Preis bis Ende 2012 auf 110 US-Cents je Pfund steigt.

Auch die Genussmittel befinden sich stark im Fahrwasser der allgemeinen Stimmung an den Finanzmärkten. In den letzten Monaten gab diese die Richtung nach unten vor. Doch auch die marktspezifischen Nachrichten waren nicht geeignet, nennenswert dagegen anzugehen.




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