Softs: Schwankungsanfällig auf hohem Niveau


Kaffee:
Der Preis für Arabica ist wieder auf sein Mitte August bei 235 US-Cents verzeichnetes Zwischentief zurückgefallen, nachdem er Anfang September bis auf 290 US-Cents gestiegen war. Ähnliches gilt für Robusta, dessen Preis in den letzten Wochen um etwa 20% auf unter 2.000 USD je Tonne zurückgefallen ist und sogar noch knapp unter dem Juli-Tief liegt. Diese kräftigen Preisschwankungen sprechen für derzeit hohe Unsicherheit am Markt und dies trotz einer weltweiten Rekordproduktion von 133,3 Mio. Sack im nun ablaufenden Erntejahr 2010/11. Brasiliens Ernte konnte mit 48,1 Mio. Sack à 60 kg zwar überzeugen. Dafür hat Kolumbien mit wie in den Vorjahren enttäuscht.
Bei einer Nachfrage, welche ungefähr im Bereich der im Kalenderjahr 2010 erzielten 134,8 Mio. Sack liegen dürfte, ergibt sich somit insgesamt wieder ein leicht defizitärer Markt. Nach zuvor bereits drei Defizitjahren besteht keine Aussicht, die abgeschmolzenen Lagerbestände wieder aufzufüllen. Zu Beginn des Erntejahres 2011/12 dürften diese laut USDA mit einem Lager-Verbrauchs-Verhältnis von 11% nur marginal über dem Rekordtief von vor zwei Jahren liegen.
Spätestens mit der schon seit April laufenden brasilianischen Ernte, die bereits zum internationalen Jahr 2011/12 zählt, hat sich der Fokus verstärkt auf die kommende Saison gerichtet. Da derzeit im weltgrößten Produzentenland Brasilien turnusmäßig die Ernte eines Niedrigertragsjahrs eingebracht wird, ist ein weiteres Defizitjahr sehr wahrscheinlich. Zwar ist für ein Niedrigertragsjahr mit einer relativ hohen Ernte in Brasilien zu rechnen. Denn die hohen Preise machen Investitionen in Ausbau und Erhalt der Plantagen lukrativer. Mit einem Volumen von 43,2 Mio. Sack, wie es die Prognoseabteilung des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums Conab schätzt, käme sie aber noch immer um 10% unter dem Vorjahreswert von 48,1 Mio. Sack zu liegen.
Die kolumbianische Ernte wird auch in 2011 nur unwesentlich über dem Vorjahreswert zu liegen kommen. Die offizielle Schätzung der Kaffeeanbauer Kolumbiens für die eigene Ernte liegt sogar bedingt durch starken Regen während der Blüte im Frühjahr und ein großes Plantagenerneuerungsprogramm inzwischen nur noch bei 9 Mio. Sack. Dies bleibt wie die Produktion der Vorjahre weit hinter den bis 2007/08 erreichten 12 Mio. Sack zurück.
Die weltweite Exporttätigkeit war seit Beginn des internationalen Kaffeejahres im letzten Oktober hoch. In den zehn Monaten bis Juli 2011 stiegen die Exporte um 14% gegenüber der entsprechenden Periode in der Vorsaison auf ein Rekordniveau von 89 Mio. Sack, wobei die Dynamik zuletzt aber nachließ. Die hohen Preise trugen zu einem schnellen Verkauf der Ware bei. Lediglich die kolumbianischen Sorten enttäuschten, schlichtweg mangels Masse.

Bei Robusta-Bohnen schwankte die Produktion im wichtigsten Anbau- und Exportland Vietnam in den letzten Jahren um die 18,2 – 18,5 Mio. Sack. Auch die vietnamesischen Exporte sind in den ersten 8 Monaten 2011 um 12% gegenüber der Vorjahresperiode gestiegen, haben zuletzt aber an Dynamik verloren, da die noch verfügbaren Mengen stark abgeschmolzen waren und die europäischen Lagerhäuser gut gefüllt sind. Die im Oktober beginnende Ernte 2011/12 soll sogar bei 21-22 Mio. Sack liegen und somit deutlich über der bisherigen Rekordjahr 2006/07 mit 19,3 Mio. Sack.
Zunächst war befürchtet worden, dass es zu trocken sein könnte, doch hat sich seit April ausreichend Regen eingestellt. Da auch die brasilianische Robusta-Ernte in 2011/12 Rekordniveau ausweisen soll, gilt die Erwartung eines Rekordangebots auch für die Weltproduktion an Robusta-Bohnen. Dies dürfte insgesamt zu einer schwächeren Preisentwicklung bei Robusta-Kaffee gegenüber Arabica-Kaffee führen.
Insgesamt stellt die ICO in einer ersten Schätzung für 2011/12 eine weltweite Kaffeeproduktion von 130 Mio. Sack in Aussicht (78,3 Arabica (-6,2%), 51,7 Robusta (+3,9%)), macht bisher aber keine Angaben über die zu erwartende Marktbilanz. Im Markt kursieren Erwartungen eines Defizits in der Größenordnung von einem bis fünf Mio. Sack. Die Aussichten für das darauf folgende Erntejahr sind durchaus positiv. In Brasilien geht die Frostphase zu Ende, was einige Unsicherheit aus dem Markt nehmen könnte. Frost im Juni und Anfang August dürfte zwar Schäden angerichtet haben, doch scheinen diese nicht dramatisch zu sein.
Die jüngsten Preisrückgänge verarbeiten nicht zuletzt diese nachlassende Gefahr für die Ernte im nächsten Jahr, für die die Blütephase bereits im September begonnen hat. Noch allerdings bleibt das Problem der Trockenheit in Brasilien. Bis Oktober sollte dem Boden Feuchtigkeit zugehen, wenn es nicht zu größeren Problemen kommen soll. Bisher hofft der Markt auf eine große brasilianische Ernte in 2012, die bereits zum internationalen Jahr 2012/13 zählen wird. Conab erwartet bisher ein Plus um 12% gegenüber dem letzten Hochertragsjahr auf 54 Mio. Sack, andere Schätzungen reichen gar bis zu 60 Mio. Sack. Dies ist allerdings noch Zukunftsmusik.
Die spekulativen Marktteilnehmer hatten sich von Sommer 2010 bis Mai 2011 mit hohen Netto-Long-Positionen am US-Markt für Arabica-Kaffee engagiert, diese dann aber fast vollständig abgebaut. Diese im Gleichklang mit den Preissenkungen stehende Entwicklung dürfte sowohl sektorspezifischen Meldungen als auch makroökonomischen Einflüssen geschuldet gewesen sein. Erst zuletzt legten die Netto-Long-Positionen wieder zu (Grafik 2).
Wir erwarten allerdings, dass die Informationen über die nun auslaufende brasilianische Niedrigertragsernte verarbeitet sind und damit kaum Luft nach oben bei der Preisentwicklung gegeben ist. Für das 4. Quartal erwarten wir einen Preis von 250 US-Cents je Pfund bei Arabica und 2100 USD je Tonne bei Robusta. Im nächsten Jahr dürften die Preise angesichts des steigenden Angebots auf 220 US-Cents je Pfund bzw. 1.800 USD je Tonne sinken. Die Zeiten billigen Kaffees dürften längerfristig allerdings vorbei sein. Dafür spricht nicht zuletzt die dynamische Nachfrage in den Produzentenländern (Grafik 3).
