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Softs: Schwankungsanfällig auf hohem Niveau

28.09.2011  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Kakao:

In ihrem jüngsten Quartalsbericht hat die Internationale Kakaoorganisation ICCO ihre Schätzungen für die Produktion im Erntejahr 2010/11 deutlich nach oben korrigiert. Die weltweite Produktion kann nach einer weitgehenden Stagnation in der Vorsaison um 15,5% gegenüber dem Vorjahr auf 4,195 Mio. Tonnen steigen. Ghana kann seine Produktion um 60% gegenüber dem Vorjahr steigern und übertrifft erstmals - wenn auch nur marginal - die Marke von 1 Mio. Tonnen.

Die Elfenbeinküste zeigt mit 1,47 Mio. Tonnen ein Plus von 18% gegenüber der Vorsaison und kann damit nach einigen enttäuschenden Jahren sogar die Menge von 1,41 Mio. Tonnen aus dem Jahr 2005/06 überbieten. Insgesamt profitierte Westafrika in der im September zu Ende gehenden Saison von insgesamt sehr gutem Wetter, was die Rekordernte begünstigte. Die monatelangen Unruhen in der Elfenbeinküste haben das Angebot somit nicht beeinträchtigt. Regenbedingt und aufgrund von Pilzbefall sank dagegen die indonesische Produktion.

Die Nachfrage zeigt bisher hohe Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr: Die Kakaovermahlung in Europa ist im zweiten Quartal auf 355,6 Tsd. Tonnen gestiegen und lag damit 8,3% höher als im Vorjahr. Gleichzeitig ist es der höchste Quartalswert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1999. Die Kakaoverarbeitung in Deutschland stieg sogar um 21% zum Vorjahr.

Auch in Nordamerika (USA, Mexiko, Kanada) war die Verarbeitung im zweiten Quartal um gut 6% höher als in der Vorjahresperiode. Bei den hohen Ziffern kann allerdings auch eine verstärkte Verlagerung von Verarbeitungstätigkeiten aus der Elfenbeinküste heraus während der dortigen Unruhen eine Rolle gespielt haben. Da die weltweite Nachfrage gegenüber der vorigen Schätzung dennoch nur leicht angehoben wurde, erwartet die ICCO nun einen globalen Marktüberschuss von 325 Tsd. Tonnen statt bisher 187 Tsd. Tonnen (Grafik 4).

Dies ist der höchste Überschuss seit 22 Jahren. Das Verhältnis von Lager zu Verbrauch kann im Zuge dessen auf 50% ansteigen, ein Niveau wie zuletzt 2005/06.

Im Oktober soll im Hauptanbauland Elfenbeinküste die nächste Haupternte beginnen. In letzter Zeit hat ein ausreichend guter Mix an Sonne und Regen die Aussichten für die ab Oktober neu anlaufende Haupternte der Kakaobohnen in der Elfenbeinküste verbessert, nachdem es wochenlang zu kühl und zu trocken gewesen war. Ein Zuviel an Regen und zu wenig Sonne würde allerdings noch die Verbreitung von Pflanzenkrankheiten begünstigen, so dass die Witterung in den nächsten Wochen - wie so oft - von entscheidender Bedeutung für die Markterwartungen und damit die Preisbildung sein wird.

Für das kommende Kakaojahr 2011/12 rechnete die ICCO in einer ersten Schätzung mit einem weltweiten Angebot von etwa 3,9 Mio. Tonnen und deutete die Erwartung eines leichten Defizits am Markt an. Letzte Woche allerdings kehrte sie dies in die Erwartung eines leichten Überschusses um, nachdem die Rückkehr des La-Nina-Phänomens vorhergesagt wird und dies weiterhin gute Witterungsbedingungen in Westafrika unterstützen könnte. Gleichzeitig zeigt sich die ICCO besorgt über die Abkühlung der Weltwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Kakaonachfrage.

Der Kakaopreis zeigt sich inzwischen von diesen Umständen beeindruckt und ist unter die Marke von 2.700 USD je Tonne gefallen. Wegen der unsicheren Aussichten für das kommende Erntejahr rechnen wir nur noch mit einem Preis von 2.700 USD je Tonne im vierten Quartal und einem Anstieg auf 2.900 USD je Tonne bis Ende 2012.

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Zucker:

Inzwischen hat die brasilianische Zuckerindustrievereinigung UNICA zum wiederholten Mal ihre Schätzung für die Zuckerrohrernte in der wichtigen Region Center-South wegen Trockenheit und Frost nach unten korrigiert und erwartet nun insgesamt nur 510 Mio. Tonnen nach 560 Mio. Tonnen im Vorjahr. Der Anteil des Zuckerrohrs, der in die Zuckerproduktion geht, liegt seit Erntebeginn mit 48% gegenüber 45% allerdings höher als im Vorjahr.

Inzwischen ist der Höhepunkt der Verarbeitungstätigkeit in Center-South überschritten und es ist damit zu rechnen, dass im November die Mühlen ihre Arbeit einstellen, angesichts der schwächeren Ernte etwas früher als sonst. Auch für Brasilien insgesamt, das im vergangenen Jahr eine Rekordproduktion an Zucker von 38,2 Mio. Tonnen aufwies, erfüllten sich die Hoffnungen einer weiteren Produktionssteigerung nicht. Vielmehr wird nun mit einer Menge von 37 Mio. Tonnen gerechnet (Grafik 7).

Laut UNICA dürfte auch die Ethanolproduktion von 25 Mrd. Liter auf 21 Mrd. Liter nachgeben. Deshalb wird in Brasilien vom 1. Oktober an der Prozentsatz, zu dem Ethanol dem Benzin hinzugefügt werden muss, von 25% auf 20% verringert. Aufgrund des hohen Bedarfs an Ethanol zum Antrieb der immer größeren Flex-Fuel-Flotte hat sich Brasilien zum Ziel gesetzt, seine Produktion an Zuckerrohr bis zum Jahr 2020 zu verdoppeln. Die alternden Plantagen lassen aber befürchten, dass zunächst die Produktivität weiter absinkt, wenn nicht schnell gegengesteuert wird. Allerdings möchten die meisten Zuckerrohranbauer von den hohen Preisen profitieren und scheuen sich daher, Felder umzubrechen und neu anzulegen. Dann müssten sie nämlich über ein Jahr auf die erste Ernte warten.




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