Edelmetalle Aktuell
GoldAngesichts des Gesamtumfelds ist es nicht verwunderlich, dass der Goldpreis in den letzten vier Wochen zunächst einmal mehr auf ein neues Allzeithoch klettern konnte. So sehen sich die Finanzmärkte unverändert einer Flut von Liquidität gegenüber; Banken vor allem in den USA, aber auch in europäischen Ländern haben weiter erhebliche Probleme und ganze Staaten scheinen finanziell nicht weit vom Abgrund entfernt zu stehen, das jüngste, viel diskutierte Land ist hier natürlich Irland.
Zu allem Überfluss kam dann noch der Präsident der Weltbank, Robert Zoellick, und brachte in einem Gastbeitrag in der "Financial Times" eine Einbindung des Goldes in ein wie auch immer gestaltetes neues Weltwährungssystem ins Spiel.
Zoellick forderte in dem Beitrag vor allem von den G20-Ländern einen Plan für ein neues Währungssystem. An diesem System müssten wahrscheinlich der Dollar, der Euro, der Yen, das britische Pfund und der chinesische Renminbi beteiligt sein. "Auch sollte das System in Betracht ziehen, Gold als einen internationalen Bezugspunkt für Markterwartungen zu Inflation, Deflation und künftigem Währungswert zu nutzen. Laut Lehrbuch gilt Gold zwar als altes Geld, doch die Märkte nutzen Gold heute als alternative Form von Geldanlagen", schrieb der Weltbank-Präsident in dem Beitrag.
Später relativierte Zoellick zwar seine Aussagen und sprach sich gegen einen direkten Gold-Standard aus. Am Ende war es aber mehr eine Präzisierung, als eine 180-Grad-Wende: "Ich plädiere nicht dafür, zum 19. Jahrhundert zurückzukehren, als die Geldversorgung an Gold gekoppelt war", sagte er. Allerdings sei Gold bereits heute ein Referenzpunkt geworden, weil Investoren schwaches oder unsicheres Wirtschaftswachstum überall in der Welt außer in China sähen.
Die Idee eines neuen Gold-Standards ist unter Volkswirten umstritten: Mehrheitlich halten sie wohl die Idee für falsch. Ein Argument ist, dass die Geldmenge dann wegen der Endlichkeit der Goldvorräte nur begrenzt steigen könne, was zu Deflation führen würde. Derzeit werfen sich ja weltweit mehrere Länder gegenseitig vor, die eigene Währung schwächen zu wollen, um der Exportwirtschaft Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Allerdings gibt es auch prominente Befürworter für eine Rückkehr des Goldes in das Weltwährungssystem. Einer ist der Chefvolkswirt von Barclays Deutschland und Professor an der Frankfurt School of Finance, Thorsten Polleit. Ein Interview mit ihm zum Thema ist unter den Links auf Seite 4 zu finden.
Dem Goldpreis half Anfang November auch, dass die Zentralbank von Vietnam, einem der größten Goldabnehmer der Welt, die Importe erleichterte. Alle Gründe zusammen brachten dem Metall dann ein neues Allzeithoch von 1.424,00 $, das es bereits am 9. November erreichte.
Dieses Niveau konnte das Gold aber nicht halten. Nachdem der Silberpreis ins Rutschen kam, mehrten sich auch die Abgaben beim Gold und innerhalb von einer Woche notierte das Metall fast 100 $ tiefer.
Angesichts der dramatischen Zuspitzung der Finanzprobleme Irlands und durch die Zwischenfälle auf der koreanischen Halbinsel, konnte sich der Preis im weiteren Verlauf des Monats dann aber wieder erholen, dabei kam er jedoch über 1.380 $ je Unze nicht hinaus. Der letzte Preisrutsch innerhalb der aktuellen Handelsspanne kam übrigens am vergangenen Freitag, nachdem die Shanghai Futures Exchange eine Anhebung der Einschusszahlungen beim Terminhandel von Gold, Kupfer und Aluminium angekündigt hatte. Damit solle neben der Spekulation auch die Inflation eingedämmt werden.
Wie es nun weitergeht, hängt wesentlich von der Entwicklung der Nachrichtenlage bei den Staatsfinanzen ab. Der Dollar ist dagegen im Moment kein großer Wegweiser für das Metall. Hat er doch in den letzten Tagen massiv auf unter 1,30 zugelegt, was nach der traditionellen Lehre eigentlich sehr negativ für Gold hätte sein müssen.
Irland ist (noch) nicht Griechenland, jedenfalls nicht, was den Einfluss auf die physische Investmentnachfrage in Deutschland angeht. Gleichwohl war in den letzten Wochen wieder ein deutlicher Anstieg der Barrenumsätze zu spüren und einzelne Gattungen, vor allem bei den größeren Barren, waren für kurze Zeit ausverkauft. Die Dimensionen von Mitte 2008 und Anfang 2010 hat die Nachfrage in diesem Monat allerdings bisher nicht erreicht. Sollte es aus irgendwelchen Gründen um die Feiertage herum zu einem signifikanten Nachfrageschub kommen, wird es sicher wieder zu längeren Lieferzeiten kommen, die dann erst im neuen Jahr verschwinden dürften.
Silber
Ein kräftiges Auf und Ab gab es in den letzten Wochen auch beim Silberpreis. Zunächst setzte sich dabei der Höhenflug des weißen Metalls fort und die Notierung erreichte am 9. November fast die 30 $-Marke. Natürlich bedeutete dies ein weiteres 30-Jahreshoch, denn nie seit dem Ende der fehlgeschlagenen Silbermarkt-Manipulation der legendären Brüder Hunt hatte der Preis wieder so hoch gelegen.
Der Verweis auf die Hunt-Brüder hat diesmal nicht nur einen sentimentalen Hintergrund, sondern es gab klare Parallelen zwischen der Entwicklung 1980 und jener zu Beginn dieses Monats. Die Spekulation der Hunts vor 30 Jahren wurde im Prinzip von der New Yorker Terminbörse durch eine Anhebung der Einschussverpflichtungen gestoppt. Die Hunts hatten das dafür nötige Kapital allerdings nicht und mussten deshalb Teile ihrer Pluspositionen verkaufen. Dies setzte dann eine Abwärtsspirale in Gang und das Milliardenvermögen der Hunts löste sich ziemlich schnell in Luft auf; der Rest ist Geschichte.
Ein ähnliche, wenn auch bisher nicht ganz so dramatische Entwicklung brachte dieser Monat: Am Tag des Erreichens des Höchstkurses von 29,33 $ erhöhte die New Yorker COMEX wie schon einmal 1980 die Margenzahlungen, diesmal von 5.000 $ auf 6.500 $ je Kontrakt. Der Silberpreis stürzte daraufhin innerhalb von nur zwei Stunden um 10% ab, im weiteren Verlauf sank er dann noch weiter auf am Ende $24,95.
Der anschließende Wiederanstieg des Goldpreises nahm dann aber auch das Silber mit nach oben und in den letzten zehn Tagen bewegte sich das Metall unter zum Teil starken Schwankungen dann zwischen 26,40 $ und 27,80 $ seitwärts.
Auch die weitere Entwicklung bis Weihnachten wird maßgeblich vom Goldpreis beeinflusst werden, wobei die Tagesschwankungen aufgrund des engeren Marktes beim Silber erfahrungsgemäß deutlich stärker ausfallen werden.
Was die Nachfrage angeht, passiert derzeit auf industrieller Seite nicht viel. Offensichtlich haben die Unternehmen keine Lust, auf dem hohen Niveau größere Vorräte anzulegen. Private Investoren kaufen dagegen physisches Metall, sowohl Münzen, wie auch Barren sind derzeit gefragt. Einen Rückgang gab es dagegen zuletzt bei den Futures und den ETFs, fast 110 Tonnen Silber verkauften die Inhaber von Pluspositionen in den beiden Produkten.



