• Donnerstag, 22 Mai 2025
  • 19:49 Frankfurt
  • 18:49 London
  • 13:49 New York
  • 13:49 Toronto
  • 10:49 Vancouver
  • 03:49 Sydney

Industriemetalle: Erholung der Nachfrage oder nur Strohfeuer?

12.03.2010  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Der bisherige Kursverlauf in diesem Jahr bei den Metallpreisen gestaltete sich äußerst volatil. Sowohl die Metalle untereinander als auch der jeweilige Preis selbst verzeichneten dabei höchst unterschiedliche Entwicklungen mit mehreren Hochs und Tiefs. Die folgende Ausarbeitung versucht zu beleuchten, inwiefern die jüngsten Preisanstiege mit einer Erholung der physischen Nachfrage einhergingen.

Insbesondere Zink und Blei zeigen bislang in diesem Jahr höchst volatile Kursverläufe. Nach moderaten Preiszuwächsen zu Jahresbeginn brachen diese bis Anfang Februar um nahezu 30% ein, um anschließend wieder um über 20% zu steigen. Mit einem Plus von 20% weist Nickel seit Jahresanfang die beste Preisentwicklung auf und notiert aktuell unerwartet hoch bei über 22.000 USD je Tonne. Die Volatilität des Metallindex der Londoner Börse, LMEX, ist daraufhin wieder deutlich gestiegen. Generell hat sich diese in den letzten Jahren im Vergleich zu den Jahren davor auf einem höheren Durchschnittsniveau eingependelt (Grafik 1). Sind diese Preisschwankungen nach wie vor spekulativ getrieben oder spielt bei den jüngsten Preisanstiegen bereits die physische Nachfrage eine gewichtige Rolle?

Bevor auf die Nachfragekomponente eingegangen wird, soll an dieser Stelle nochmals ein kurzer Blick auf die Spekulanten geworfen werden. Der Einfluss der spekulativen Finanzanleger kann beispielhaft an deren Netto-Long-Positionen bei Kupfer an der New Yorker Warenterminbörse COMEX abgelesen werden. Der zu beobachtende Preisrückgang bei Kupfer von 60% im Zeitraum Juni 2008 bis Februar 2009 ging mit einem deutlichen Abbau der Netto-Long-Positionen bzw. einem Aufbau von Netto-Short-Positionen spekulativer Finanzanleger einher.

Während die Anleger von Mitte Februar 2009 an in den darauffolgenden elf Monaten immer optimistischer wurden, ist auch der Kupferpreis in die Höhe geschossen. Dieser hat sich im selben Zeitraum von rund 3.400 USD je Tonne auf über 7.400 USD je Tonne mehr als verdoppelt. Bis vor kurzem befanden sich die Netto-Long-Positionen mit 30 Tsd. Kontrakten auf einem Rekordniveau. Der enge Gleichlauf des Kupferpreises und der Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger legt nahe, dass diese bis zum aktuellen Rand einen maßgeblichen Einfluss auf den Kupferpreis ausüben (Grafik 2).

Im Folgenden wird nun auf die physische Nachfrage eingegangen. Betrachtet man die gekündigten Lagerscheine an der Londoner Metallbörse LME (s.g. cancelled warrants), so ist ein augenscheinliches Anziehen der Nachfrage zu konstatieren. Gekündigte Lagerscheine zeigen die künftigen Lagerabgänge an. Ein Anstieg dieser wird nicht nur als Indiz einer steigenden Nachfrage angesehen, sondern stützt oftmals die Metallpreise. Bis auf Zink und Zinn sind die gekündigten Lagerscheine bei den anderen vier wichtigen LME-Metallen in den letzten Wochen deutlich in die Höhe geschossen.

Open in new window

Open in new window

Bei Aluminium ist bereits seit Anfang Dezember ein deutlicher Anstieg der gekündigten Lagerscheine zu beobachten. Diese sind mittlerweile auf knapp 300 Tsd. Tonnen gestiegen und entsprechen damit 6,5% der gesamten LME-Lagerbestände. In den letzten drei Monaten haben sich diese nahezu verdreifacht (Grafik 3). Für Kupfer ist die Entwicklung der gekündigten Lagerscheine noch ausgeprägter. Diese sind zwischenzeitlich auf 36 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit Juni 2009 gestiegen, was ebenfalls 6,5% des Lagerbestands an der LME entspricht. Ende letzten Jahres lagen sie im Tief bei lediglich 675 Tonnen. Auch bei Blei und Nickel hat sich die Anzahl der gekündigten Lagerscheine in den letzten Wochen vervielfacht.

Dennoch sind die Vorräte in den börsenregistrierten Lagerhäusern nur unwesentlich gesunken. Die Kupferlagerbestände an der LME befinden sich mit knapp 540 Tsd. Tonnen nach wie vor in der Nähe des jüngst verzeichneten 6,5-Jahreshochs. Auch in den Lagerhäusern der Börse Shanghai liegen diese nur marginal unter dem Allzeithoch. Die Situation bei den anderen Industriemetallen sieht ähnlich aus.

Während an der Börse Shanghai die Aluminiumbestände scheinbar unaufhörlich steigen, sind sie an der LME nur leicht zurückgegangen. Mit 4,5 Mio. Tonnen befinden sich diese weiterhin in der Nähe des Rekordhochs. Selbst wenn also die gekündigten Lagerscheine auf ein Anziehen der Nachfrage hindeuten, so ist eine Angebotsverknappung nicht in Sicht. Denn die gekündigten Lagerscheine zeigen lediglich an, was aus den Lagern demnächst abfließt. Zuflüsse bleiben unberücksichtigt. Ebenso werden in dieser Statistik die Vorräte außerhalb der börsenregistrierten Lagerhäuser nicht erfasst.

Laut Angaben von China Minmetals Nonferrous Metals Co., dem größten chinesischen Metallhändler, belaufen sich diese bei Kupfer auf bis zu 1 Mio. Tonnen. Dies entspricht mehr als 5% der globalen Jahresnachfrage.





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)