Industriemetalle: Erholung der Nachfrage oder nur Strohfeuer?

Trotz einer deutlichen Preisrallye in den letzten vier Wochen weist Blei seit Jahresanfang immer noch eine negative Preisentwicklung auf. Unterstützt wurde der Preis neben dem allgemeinen Konjunkturoptimismus zuletzt durch geplante Maßnahmen der chinesischen Regierung, die Umweltauflagen für Bleiproduzenten zu verschärfen. China bemüht sich bereits seit letztem Jahr, die Sicherheitsstandards unter anderem für Verarbeitungsanlagen von Blei zu erhöhen, nachdem Tausende Kinder mit Schadstoffen aus diesen Anlagen vergiftet wurden. Dies könnte zur Schließung mehrerer kleiner Bleischmelzen führen.
Gemäß Erwartungen des chinesischen Metall-Informationsdienstes Antaike dürfte sich die Bleiproduktion in China in diesem Jahr dennoch auf 3,95 Mio. Tonnen ausweiten. Dies würde einer erneuten Rekordproduktion entsprechen, nachdem China bereits im letzten Jahr soviel Blei wie nie zuvor produziert hat (Grafik 6). Der Anstieg der Produktion ist hauptsächlich auf die Inbetriebnahme neuer Projekte bzw. die Erweiterung bestehender Minen im Zuge der stark gestiegenen Preise ab dem zweiten Halbjahr 2009 zurückzuführen.
Ferner schätzt Antaike, dass die chinesischen Produktionskapazitäten in diesem Jahr deutlich auf 4,9 Mio. Tonnen ausgebaut werden. Dies könnte dazu führen, dass sich China nach den sehr hohen Importen im letzten Jahr bald wieder zum Netto-Exporteur von Blei entwickelt. Bereits im Januar betrugen die Netto-Importe nur noch 590 Tonnen. In der Spitze im April wurden noch über 41 Tsd. Tonnen Blei netto eingeführt (Grafik 7).
Ein Wandel Chinas zum Netto-Exporteur bei einer weiteren Ausweitung der globalen Produktion könnte den Angebotsüberschuss am Bleimarkt in diesem Jahr noch ausweiten. Laut Angaben der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) bestand bereits 2009 am Bleimarkt ein Überschuss von 71 Tsd. Tonnen. Die fundamentalen Rahmendaten für Blei bleiben daher weiter negativ, zumal die Nachfrage außerhalb Chinas nach wie vor verhalten ausfällt. Im Zuge dessen markieren die Bleivorräte an der LME mit über 170 Tsd. Tonnen den höchsten Stand seit mehr als 6,5 Jahren. Gemäß Antaike und CBI China liegen in China außerhalb der offiziellen Lagersysteme zusätzlich rund 100 Tsd. Tonnen Blei. Wir stehen Blei daher weiter skeptisch gegenüber und erwarten eine deutliche Preiskorrektur.

Auf einen Blick



