Industriemetalle: Erholung der Nachfrage oder nur Strohfeuer?

Außerhalb Chinas zeigt sich die Nachfrage noch relativ verhalten, allerdings sind Verbesserungstendenzen erkennbar. So hat sich zum Beispiel bei Kupfer in den wichtigsten Verbrauchsregionen/-ländern Europa, Japan und USA der Rückgang der Nachfrage abgeschwächt. Während in Europa die jährliche Veränderungsrate Mitte letzten Jahres noch bei ungefähr -30% lag, hat sie sich Richtung Ende 2009 merklich erholt. Im Dezember war sogar eine positive Jahresveränderungsrate zu beobachten. In Japan und den USA gehen die Entwicklungen in dieselbe Richtung. Bei Aluminium sieht das Bild ähnlich aus. Obwohl auch bei den anderen beiden wichtigen LME-Metallen Nickel und Zink Verbesserungstendenzen bei der regionalen Nachfrage zu erkennen sind, sind diese noch nicht so stark ausgeprägt wie bei Kupfer und Aluminium.
Wir behalten unsere Preisprognosen bei und gehen von einer deutlichen Korrektur der Metallpreise aus. Neben dem Überschießen der Preise nach oben sind unseres Erachtens die aktuell noch schwachen fundamentalen Rahmendaten nicht ausreichend in den Preisen reflektiert. Durch ein Nachlassen der Importdynamik in China sollten die Metalle eine wichtige Unterstützung verlieren. Die Industrienationen dürften darüber hinaus erst ab 2011 wieder merklich zum Nachfragewachstum beitragen. Zwar wird sich in diesen Ländern kurzfristig die Nachfrage bedingt durch Basiseffekte rein optisch erholen, allerdings bleibt das absolute Niveau noch relativ niedrig. Durch die Ausweitung der Produktion vieler Ortens im Zuge der aktuell hohen Preise verschlechtert sich zudem das Angebots-Nachfrage-Verhältnis, so dass ein Abbau der sehr hohen Lagerbestände ein langwieriger Prozess werden könnte.
Ausgewählte Industriemetalle im Einzelnen
Kupfer:
Der Kupferpreis weist in diesem Jahr bislang, ähnlich wie die anderen Industriemetalle, eine sehr volatile Kursentwicklung auf. Preisverluste von 18% innerhalb von nur vier Wochen seit Anfang Januar wurden ebenso schnell wettgemacht, so dass der Kupferpreis mittlerweile wieder in der Nähe seines Jahreshochs von 7.660 USD je Tonne notiert. Dies ist umso verwunderlicher, da sich an den negativen fundamentalen Rahmendaten nichts geändert hat.
Zwar hat sich der chilenische Bergbauminister, Santiago Gonzalez, unlängst besorgt über die weltweit hohen Lagerbestände geäußert, gleichzeitig soll im größten Produzentenland für Kupfer der Welt die Produktion jedoch weiter ausgeweitet werden, um von den aktuell hohen Preisen zu profitieren. Gemäß Angaben der staatlichen chilenischen Kupferkommission, Cochilco, soll die Produktion durch die Expansion bestehender und die Inbetriebnahme neuer Minen in diesem Jahr um 7% auf 5,73 Mio. Tonnen steigen. Im nächsten Jahr plant Chile eine weitere Ausweitung der Produktion auf 5,89 Mio. Tonnen. Damit trägt das Land zumindest kurz- bis mittelfristig zu einer zusätzlichen Erhöhung des Angebots bei, so dass die hohen Lagerbestände nicht wesentlich abgebaut werden dürften (Grafik 4).
Die aktuell hohen Kupferpreise verleiten derzeit viele Unternehmen zu einer verstärkten Ausweitung ihrer Produktion. So plant beispielsweise der größte chinesische Kupferproduzent, Jiangxi Copper, seine Produktion in diesem Jahr auf 900 Tsd. Tonnen deutlich zu erhöhen, was einer Vollauslastung der Kapazitäten entspricht. Auf Landesbasis ist die Kupferproduktion im Dezember gemäß Daten des chinesischen Metall-Informationsdienstes Antaike um 30% auf 391 Tsd. Tonnen gestiegen. Aufgrund der Inbetriebnahme neuer Schmelzkapazitäten dürfte sich die Produktion im laufenden Jahr noch beschleunigen, womit der Markt mit Kupfer weiterhin gut versorgt bleibt.
Unserer Einschätzung zufolge könnten sich die diesjährigen Kupferimporte in China nach den Rekordeinfuhren von 4,3 Mio. Tonnen im letzten Jahr aufgrund geringerer konjunktureller Stimulierungsimpulse und der Beschränkung des Kreditvergabewachstums deutlich auf nur noch 3 Mio. Tonnen reduzieren. Die Importdynamik hat zu Jahresbeginn bereits deutlich nachgelassen. Von ihrem Hoch im Juni 2009 sind die Importe schon um knapp 40% zurückgegangen.

Für 2010 erwartet die International Copper Study Group (ICSG) eine Ausweitung der weltweiten Minenkapazitäten um 500 Tsd. auf über 20 Mio. Tonnen. Die Verarbeitungskapazitäten von Kupfer sollen sich leicht auf 23,8 Mio. Tonnen erhöhen. Bis 2013 geht die ICSG sogar von einem Ausbau der Minenkapazitäten auf 23,1 Mio. Tonnen aus, was einem jährlichen Anstieg von 4,3% im Vergleich zum Niveau von 2009 entspricht.
Der Angebotsüberschuss am globalen Kupfermarkt sollte daher bestehen bleiben. Die ICSG meldete für die ersten elf Monate des letzten Jahres einen Überschuss von 144 Tsd. Tonnen. Dieser hat sich im Vergleich zum Vorjahr, wo noch ein Überschuss von "nur" 58 Tsd. Tonnen berichtet wurde, somit deutlich ausgeweitet. Bereits kurz zuvor hatte das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) für das Gesamtjahr 2009 einen Angebotsüberschuss von mehr als 200 Tsd. Tonnen berichtet (Grafik 5). Die negativen fundamentalen Rahmendaten sind unserer Meinung nach nicht ausreichend "eingepreist", so dass wir eine deutliche Korrektur des Kupferpreises erwarten.