Industriemetalle: Fundamentaldaten werden ignoriert


Die Industriemetalle haben sich von der weltweiten Konjunkturkrise deutlich erholt und verzeichneten im bisherigen Jahresverlauf hohe Preiszuwächse. Der Metallindex LMEX der Londoner Metallbörse markierte am 25. November mit 3.178 Punkten den höchsten Stand seit 14 Monaten. Betrachtet man die Wertentwicklung der einzelnen Metalle, so ergibt sich jedoch kein einheitliches Bild. Blei hat sich mit +130% in diesem Jahr als bestes entwickelt, dicht gefolgt von Kupfer mit +123%, während Aluminium mit einem Wertzuwachs von “nur“ 31% das Schlusslicht unter den Metallen bildet.
Die Metallpreise konnten in den vergangenen Monaten von einem deutlich gestiegenen Konjunkturoptimismus profitieren, der sich auch in steigenden Kursen an den weltweiten Aktienmärkten widerspiegelte. Der schwache US-Dollar trug ebenfalls zur guten Preisentwicklung der Industriemetalle bei. Wir gehen davon aus, dass sich vor allem die Finanzanleger stark auf der Long-Seite an den Rohstoffmärkten bzw. im spezifischen auch an den Metallmärkten engagiert haben. Denn der Verbund zwischen den Metallpreisen und der Risikoneigung war zuletzt relativ hoch, wie eine Gegenüberstellung des Londoner Metallpreisindex LMEX und des Volatilitätsindex VIX zeigt (Grafik 1).
Der VIX zeigt die implizite Volatilität von Aktienoptionen auf den S&P 500-Index, also die erwartete Schwankungsbreite des US-Aktienmarktes. Ein hoher VIX-Stand spiegelt dabei also eine hohe Verunsicherung der Investoren wider. Mit dem gestiegenem Risikoappetit haben auch die Metallpreise stark zugelegt. Die Korrelation der wöchentlichen Erträge lag seit Anfang 2008 bei gut 0,4 und damit mehr als doppelt so hoch wie im Zeitraum seit Anfang der 90er Jahre. Unter den Rohstoffsektoren sind die Industriemetallpreise im übrigen die Klasse, die am stärksten auf Veränderungen der Risikoneigung reagiert; der Verbund ist allerdings deutlich schwächer als der mit den Aktienmärkten.

Einfluss der Gewichtungsanpassung der Rohstofffonds/-indizes

Zwar lässt sich der Einfluss der Investoren an den Metallmärkten noch weniger als bei anderen Rohstoffmärkten quantifizieren. Denn für die LME bietet keine Aufsichtsbehörde eine Aufteilung der Marktteilnehmer in kommerzielle und nicht kommerzielle Investoren an wie es die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) für die NYMEX/COMEX bietet. Eine Indikation geben aber die in den letzten Jahren kräftig gestiegen Handelsvolumina an der LME. Die Anzahl gehandelter Futures lag im letzten Jahr im Durchschnitt aller Märkte rund 35% höher als 2006. Mit einer Zunahme um mehr als 40% sind die Volumina für Kupfer am stärksten gestiegen, während die reale Produktion im gleichen Zeitraum nur um 7% gestiegen ist.
Eine Vorstellung über die stark gestiegenen Finanzmittel gibt auch die Statistik der Zuflüsse in die Anlegerprodukte (Grafik 2). Diese bilden häufig einen der großen Rohstoffindizes ab. Damit ist ein Teil des Mittelaufkommens auch an den Metallmärkten investiert (siehe dazu auch Kasten). Hinzu kommen aber auch die Hedge-Fonds, die überwiegend spekulativ investieren. Dass diese zur Zeit stark auf der Long-Seite investiert sind, zeigen die extrem hohen Netto-Long-Positionen spekulativer Anleger für Kupfer an der COMEX: Diese liegen mit knapp 13.000 Kontrakten nur knapp unter den Rekordwerten von Juni 2006.