Industriemetalle: Monat Juli überrascht mit höchstem Preiszuwachs seit 2006
Juli-Rallye sorgt für neue Jahreshöchststände Nachdem ab Mitte Juni an den Metallmärkten kurzzeitig etwas Ernüchterung Einzug gehalten hatte, sprach vieles für die lange erwartete Korrekturbewegung von Kupfer und Co. Doch spätestens ab Mitte Juli wurden die Skeptiker (wie auch wir) eines besseren belehrt und der Aufwärtstrend der Basismetallpreise setzte sich mit erhöhter Dynamik fort. Unter dem Strich stiegen die Metallnotierungen im vergangenen Monat (gemessen am LMEX) um knapp 15% und damit so stark wie zuletzt im April 2006.
Den höchsten Preiszuwachs verzeichnete Aluminium (+15%), gefolgt von Kupfer (+13%), Zink (+12%) und Nickel (+10%). Als Preistreiber erwiesen sich abermals die “üblichen Verdächtigen“ aus zunehmendem Konjunkturoptimismus, haussierenden Aktienmärkten, US-Dollar-Schwäche und wiederauflebender Investmentnachfrage.

Fundamentals geben weiter Anlass zur Skepsis
Von fundamentaler Seite konnte die Nachrichtenlage dagegen - einmal mehr - nicht mit der rasanten Preisentwicklung in London, New York oder Shanghai Schritt halten. Im Gegenteil: Wie der Blick auf die LME-Lager zeigt, sind die Börsenbestände aller Metalle außer Nickel im Juli per saldo weiter angewachsen. Darüber hinaus deutet auch der starke Rückgang der Cancelled Warrants (zur Auslieferung vorgesehene Lagerbestände) bei den meisten Metallen auf ein nach wie vor schwaches Nachfrageumfeld hin, was durchaus im Einklang mit dem üblichen Saisonmuster steht.
Im Widerspruch hierzu hat sich der Einengungstrend der Terminmarktspreads (Kupfer notiert bereits in Backwardation) zuletzt weiter fortgesetzt, was gewöhnlich eine Verknappung an den physischen Märkten anzeigt. In Anbetracht der übrigen Marktindikatoren (v.a. Lagerbestände und relative Preisentwicklung ggü. China) halten wir dies gleichwohl für ein Fehlsignal.

Korrekturrisiko gestiegen, Preisrückschlag erwartet
Wenngleich die Basismetallmärkte aktuell ein enormes Aufwärtsmomentum aufweisen und damit weitere Kursgewinne für die kurze Frist nicht auszuschließen sind - insbesondere wenn wichtige Konjunkturindikatoren, wie der ISM oder die US-Arbeitsmarktdaten in der laufenden Woche positiv überraschen sollten – bleiben wir mit Blick auf die Nachhaltigkeit der jüngsten Preissteigerungen weiterhin äußerst skeptisch. Aus unserer Sicht weisen die Metallmärkte derzeit bereits deutliche Überhitzungsanzeichen auf.
Für entsprechend hoch halten wir das Rückschlagspotenzial der Basismetallpreise im weiteren Jahresverlauf. Ungemach droht u.E. nach insbesondere von den in China angehäuften Überschussbeständen – ein Umstand auf den unlängst sogar der bekannte New Yorker Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini hingewiesen hat.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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