Oil Markets Monthly


Die Fördermengenkürzungen der OPEC konnten den seit Juli 2008 zu beobachtenden Sinkflug der Ölpreise stoppen. Momentan pendelt der Preis für die Ölsorte Brent um die 45 USD/Barrel und präsentiert sich damit ohne klare Richtung. Eine Aufwärtsbewegung ist derzeit nicht in Sicht, da die weltweit stattfindende konjunkturelle Talfahrt die Ölnachfrage sinken lässt und so auf den Ölnotierungen lastet. Negative Konjunkturnachrichten der letzten Zeit halten Ängste um eine weiter einbrechende Ölnachfrage aufrecht, insbesondere in den USA, dem weltweit größten Ölverbraucher. Die Preise für die Ölsorte WTI haben sich dagegen von der Entwicklung bei Brent abgekoppelt. Sie sind wieder unter die Marke von 40 USD/Barrel gefallen und notieren damit mit einem erheblichen Spread zu Brent.
Die Ölpreise sollten in den kommenden Monaten jedoch wieder aufwärts tendieren. Unterstützung dürfte dabei die weitere Implementierung der Fördermengenkürzungen der OPEC im Markt bieten. Darüber hinaus sind weitere Produktionsdrosselungen des Kartells auf ihrem Treffen Mitte März nicht ausgeschlossen, wenn sich die Ölnotierungen weiterhin so schwach präsentieren. Allerdings dürfte der Ölpreisanstieg sehr moderat verlaufen, da die wirtschaftliche Talfahrt stärker als erwartet auf der Ölnachfrage lasten wird.

Wir haben daher das Niveau unserer Prognose nach unten angepasst. Bis zum Frühherbst erwarten wir, dass sich die Ölpreise in einer Range von 45 bis 55 USD/Barrel bewegen sollten. Zum Jahresende ist dann mit einem größeren Sprung auf 65 USD/Barrel zu rechnen, der sich bis zur Jahresmitte 2010 bis auf 75 USD/Barrel fortsetzen dürfte. Hintergrund des Preissprungs ist das stärker in den Fokus rückende Ölangebot. Bei den aktuell niedrigen Ölpreisen werden viele Instandhaltungs- und Erweiterungsinvestitionen bei Ölprojekten nicht mehr getätigt, was mittelfristig zu einem geringeren Angebot bzw. sogar zu Angebotsengpässen führen könnte. Darüber hinaus steht dem Ölangebot wieder eine höhere Nachfrage gegenüber, da sich zum Jahresende auch allmählich eine konjunkturelle Erholung in vielen Ländern abzeichnen sollte.

US-Lagerbestände
Der Höhenflug bei den Rohöllagerbeständen geht weiter. Standen sie Anfang Januar noch bei 326,6 Mio. boe, so stiegen sie in den letzten Wochen kontinuierlich an und liegen aktuell bei 350,8 Mio. boe. Dies ist im Monatsvergleich ein Zuwachs um 7,4%. Zuletzt konnten die Rohöllager um 4,7 Mio. boe zulegen. Die Importe zeigten sich per Saldo über den letzten Monat nahezu unverändert. Sie liegen derzeit bei 9,7 Mio. bpd, nachdem sie in der Vorwoche noch mit 10 Mio. bpd angegeben wurden. Damit machen sich bei der Importentwicklung allmählich die Fördermengenkürzungen der OPEC bemerkbar.
Vor dem Hintergrund fast unveränderter Importe war die Entwicklung bei der Raffinerieauslastung maßgeblicher Treiber des Rohöllageraufbaus. Sie sank von 85,2% Anfang Januar auf aktuell 81,6%. Die geringere Raffinerieauslastung basiert auf zwei Faktoren. Zum einen führen die Raffinerien im laufenden Quartal vermehrt Instandhaltungsarbeiten ihrer Anlagen durch, da aufgrund der konjunkturellen Talfahrt ohnehin mit einer geringeren Nachfrage nach Ölprodukten zu rechnen ist; zum anderen reduzieren die Raffineriebetreiber ihren Output, um bei der aktuell sinkenden Nachfrage ihre Margen zu stützen.
Die Schwäche der US-Benzinnachfrage resultiert weiterhin aus einem saisontypischen Muster - in den Wintermonaten ist der Benzinverbrauch deutlich niedriger als im Sommer - sowie der sich rapide verschlechternden Verfassung der US-Wirtschaft. Im vergangenen Monat wurden die Benzinlagerbestände somit per Saldo auch deutlich aufgebaut. Sie stiegen von 213,5 Mio. boe auf aktuell 217,6 Mio. boe an. Im Vergleich zur Vorwoche reduzierten sie sich allerdings von 220,2 Mio. boe auf das derzeitige Niveau. Trotz der schwächeren Benzinnachfrage befinden sich die Benzinlager unterhalb ihres Durchschnitts der vergangenen fünf Jahre.
Die Destillatelager wurden dagegen in den vergangenen Wochen abgebaut. So sanken sie von 144,2 Mio. boe Anfang Januar auf 141,6 Mio. boe. Im Vergleich zur Vorwoche musste zuletzt ein Minus von 1,0 Mio. boe verbucht werden. Nichtsdestotrotz liegen die Destillatelagerbestände derzeit weit über Normalniveau. Im Gegensatz dazu befinden sich die Heizöllagerbestände unterhalb ihres 5-Jahresdurchschnitts, sind zuletzt sogar noch weiter gesunken.

Weitere Informationen
WTI mit deutlichem Preisabschlag zu Brent Normalerweise liegt der Preis für die amerikanische Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) leicht über dem der Nordseesorte Brent. Dieser Spread ist dem Umstand geschuldet, dass WTI im Vergleich zu Brent etwas bessere physikalische Eigenschaften besitzt. So ist WTI sowohl leichter als auch süßer (schwefelärmer) als Brent. Allgemein ist es so, dass leichte, süße Rohölsorten (light sweet crudes) als qualitativ hochwertiger gelten als schwere, saure Sorten (heavy sour crudes). Sie können einfacher in Raffinerien verarbeitet werden, was zu einem Preisaufschlag gegenüber Ölsorten minderer Qualität geführt hat.
Leichte Rohölsorten sind dabei durch API-Grade (Einheit des American Petroleum Institute) zwischen 35 und 40, schwere durch API-Grade zwischen 16 und 20 gekennzeichnet. Süße Ölsorten haben einen Schwefelanteil, der geringer als 0,5% ist; bei sauren Ölsorten ist dieser Anteil größer als 1,0%. Derzeit notiert jedoch die amerikanische Benchmark mit einem deutlichen Preisabschlag zu Brent. Zwischenzeitlich lag dieser Spread sogar leicht über 10 USD/Barrel – mit dem Wechsel des neuen führenden Kontraktes vom Februarin den März-Kontrakt engte sich der Spead allerdings wieder ein. Nun stellt sich die Frage, warum es zu diesen unüblichen Preisdifferenzen gekommen ist.
Klar ist, dass die beiden Rohölsorten die auf dem jeweiligen Markt vorherrschenden Bedingungen widerspiegeln. So lastet derzeit das Szenario einer einbrechenden Ölnachfrage stärker auf WTI als auf Brent. Insbesondere in den USA, dem weltweit größten Ölverbraucher, ist die Ölnachfrage aufgrund der deutlichen konjunkturellen Abkühlung in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Die wirtschaftliche Talfahrt sollte sich auch noch fortsetzen, was weiteres Abwärtspotenzial für die Ölnachfrage birgt.