Oil Markets Monthly


Die Ölpreise haben zuletzt Kurs auf die Marke von 90 USD/Barrel genommen. Dafür hat die erneute geldpolitische Lockerung seitens der US-Notenbank auf ihrer Zinssitzung Anfang November gesorgt. Diese hat einerseits zu einer deutlichen Abwertung des USD gegenüber dem EUR geführt und andererseits zu der Erwartung steigender Anlegergelder im Ölmarkt, was beides zu dem beobachteten Ölpreisanstieg beigetragen hat. Zuletzt sind die Ölnotierungen wieder etwas zurückgekommen; nichtsdestotrotz hat es den Anschein, als ob die Ölpreise sich auf der etwas höheren Handelsrange von 80 bis 90 USD/Barrel eingependelt hätten. Dies wird sowohl von Äußerungen der OPEC – die OPEC hat die als fair für Ölkonsumenten und -produzenten angesehene Handelsspanne der Ölpreise auf 70 bis 90 USD/Barrel angehoben (zuvor: 70 bis 80 USD/Barrel) - als auch von der fundamentalen Situation auf dem Ölmarkt gestützt.

Von der Ölnachfrage kamen zuletzt positive Zeichen. So sind die Industrielagerbestände der OECD-Länder im September rückläufig gewesen, so dass sie nun bei gleich bleibender Nachfrage knapp 60 Tage reichen würden. Diese Tendenz bestätigen die viel beachteten US-Lagerbestandsdaten. Sowohl die Rohöl- als auch die Produktlagerbestände sind über die letzten Wochen gesunken, was auf eine anziehende Nachfrage hindeutet. Aufgrund des höheren Bedarfs insbesondere der OECD-Länder im dritten Quartal hat die International Energy Agency (IEA) ihre Ölnachfrageprognose für das laufende Jahr um 0,2 Mio. bpd auf 87,3 Mio. bpd nach oben angepasst.

Wir rechnen zwar damit, dass sich die Ölnachfrage auch auf Sicht der nächsten Monate angesichts der weltweiten Konjunkturerholung weiter erhöht, was für eine Fortsetzung des Ölpreisanstiegs spricht. Allerdings war das Aufholpotenzial des Ölbedarfs 2010 mit der teilweise recht dynamischen Wirtschaftsbelebung nach den Rückgängen in den beiden Vorjahren auch recht groß. Dies dürfte sich im kommenden Jahr ändern. Das zähe Wirtschaftswachstum in den OECD-Ländern spricht für einen geringeren Nachfragezuwachs, was wiederum in einen nur moderaten Ölpreisanstieg mündet. Zum Jahresende 2011 gehen wir daher von einem Ölpreis von 95 USD/Barrel aus. Asien kann zwar schon wieder mit hohen Wachstumsraten und damit mit einer kräftig steigenden Ölnachfrage aufwarten, doch die verhaltenen Konjunkturperspektiven für viele Industrieländer drücken die Marktstimmung.
Daneben gehen von der Angebotsseite noch kaum Restriktionen aus. Die Nicht-OPEC-Länder dürften ihr Angebot nochmals ausweiten - nach Aussage der IEA mit 53,4 Mio. bpd aufgrund stärkerer Produktion aus Nordamerika und China sogar deutlicher als zunächst erwartet -, und auch die OPEC sollte mit höheren Ölpreisen für eine steigende Förderung sorgen. Angesichts der bestehenden freien Kapazitäten der OPEC-Länder ist dies 2011 unproblematisch. Erst in den darauf folgenden Jahren sollten Angebotsängste wieder eine größere Rolle spielen.
US-Lagerbestände
Die Rohöllagerbestände sind in den vergangenen Wochen per saldo rückläufig gewesen, so dass sie Mitte November ein Niveau von 358,6 Mio. boe markieren. Damit steht zwar insgesamt seit Jahresanfang immer noch eine steigende Tendenz zu Buche, doch die Jahreshöchststände im Oktober sind verlassen worden. Es zeichnet sich wieder eine Annäherung an den 5-JahresDurchschnitt ab, den die Rohöllager seit Jahresanfang deutlich überschreiten.
Die Rohölimporte werden derzeit mit 9,0 Mio. bpd angegeben, was etwas höher ist als noch Mitte Oktober. Zwischendurch wurden allerdings auch schon schwächere Signale von den Importen beobachtet. Die sinkenden Rohöllagerbestände sind auf eine über die letzten Wochen gestiegene Raffinerieauslastung zurückzuführen. Lag sie Mitte Oktober noch bei 82,5%, nimmt die Auslastung aktuell ein Niveau von 85,5% ein, womit sie fast wieder ein normales saisontypisches Niveau erreicht. Die höhere Raffinerieauslastung zeigt eine steigende Nachfrage nach Ölprodukten in den letzten Wochen.