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Rohstoffe: Wo sich jetzt der Einstieg lohnt! - Interview mit Carsten Fritsch

04.06.2009 | 9:30 Uhr | Rohstoff-Spiegel
Nach einem Jahr in der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Commerzbank arbeitete Carsten Fritsch zunächst für zwei Jahre bei einer Nachrichtenagentur als Finanzjournalist. Im Juli 2001 kehrte er zur Commerzbank zurück. Dort war er zunächst für sieben Jahre als Devisenanalyst tätig. Seit Juli 2008 arbeitet er ebenfalls bei der Commerzbank als Rohstoffanalyst. Carsten Fritsch hat einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre an der Universität Magdeburg.


Rohstoff-Spiegel: Rohstoffe sind als Anlageklasse wieder sehr nachgefragt, nachdem die Angst vor der großen Inflation die Runde in den Finanzmedien macht. Wie stehen Sie derzeit zum Investmentthema Rohstoffe? Geht der Superzyklus nach einer kleinen Pause jetzt wieder für einige Jahre weiter?

Carsten Fritsch: Der große Trend zur Industrialisierung der Schwellenländer wird sicherlich noch Jahrzehnte anhalten. Die Industrialisierung geht mit einem höheren Rohstoffverbrauch einher. Daher sollte das Thema “Langfristige Aufwärtstendenz der Rohstoffe“ wieder aktuell werden, sobald sich die Weltwirtschaft stabilisiert. Interessant ist außerdem, dass Rohstoffe die einzig liquide Anlageklasse sind, die sich in Inflationsphasen positiv entwickelt haben. Als Kapitalschutz sollten Rohstoffanlagen daher langfristig wieder an Bedeutung gewinnen.


Rohstoff-Spiegel: Die Basismetalle, insbesondere der Kupferpreis, gehörten in den letzten Monaten zu den Hauptprofiteuren der konjunkturellen Aufhellung. Sind die Basismetalle bereits wieder zu teuer? Bei welchen Metallen lohnt sich noch der Einstieg?

C. Fritsch: Die Basismetalle sind nicht mehr billig, bedenkt man, dass bei den meisten Basismetallen nach wie vor ein Marktüberschuss besteht. Dies gilt insbesondere für Kupfer, welches dank der chinesischen Reservekäufe seit Jahresbeginn am stärksten gestiegen ist. Aufwärtspotenzial sehen wir noch bei Aluminium und Nickel, die an der Preiserholung bislang nur unterdurchschnittlich partizipiert haben.


Rohstoff-Spiegel: Welche Risiken warten auf Investoren bei Industrierohstoffen? Wie lange können die Chinesen mehr Metalle kaufen, als sie aktuell verbrauchen?

C. Fritsch: Wir glauben, dass sich die staatlichen Reservekäufe Chinas ihrem Ende nähern, was ein erhebliches Abwärtsrisiko vor allem für die Kupferpreise bedeutet. Erste Anzeichen hierfür gibt es bereits. So ist die Zahl der gekündigten LME-Lagerscheine bei Kupfer seit Anfang Mai um 40% gesunken. Dies deutet auf eine nachlassende Kaufaktivität des staatlichen chinesischen Reservebüros hin. Es mehren sich in China zudem Stimmen, welche von fortgesetzten Reservekäufen abraten.


Rohstoff-Spiegel: Die Edelmetalle konnten sich in den letzten Wochen ebenfalls erfolgreich auf der Gewinnerliste zurückmelden. Ist hierfür nur der schwache Dollar verantwortlich? Sollte man jetzt noch auf den Goldzug aufspringen? Was drückt derzeit auf den US-Dollar?

C. Fritsch: Kurzfristig sehen wir bei Edelmetallen Rückschlagsrisiken, weil Inflation zumindest auf Sicht der nächsten Monate kein Thema und der Preisanstieg der vergangenen Wochen in erster Linie auf die Schwäche des US-Dollar zurückzuführen ist. Langfristig räumen wir Edelmetallen weiterhin gute Chancen ein. Denn Edelmetallen kommt auf lange Sicht ihr Status als sicherer Fafen, Inflationsschutz und der “etwas andere“ Rohstoff zum Tragen, der mit dem restlichen Rohstoffsektor weitestgehend unkorrelliert ist.


Rohstoff-Spiegel: Im vergangenen Jahr machten vor allem die hohen Rollverluste den Rohstoffinvestoren zu schaffen. Hat sich die Lage hier gebessert bzw. wo muss man derzeit aufpassen?

C. Fritsch: Die Terminkurven der meisten Rohstoffe sind nach wie vor ansteigend. Dies hängt mit der derzeit reichlichen Verfügbarkeit dieser Rohstoffe zusammen. Ein Paradebeispiel hierfür ist Rohöl, wo die Lagerbestände in den USA Ende April auf den höchsten Stand seit 19 Jahren gestiegen sind. Investoren sollten sich daher Rohstoffe aussuchen, deren Terminkurve entweder flach ist oder sogar fällt. Hier sind beispielsweise Agrarrohstoffe wie Sojabohnen, Mais und Kakao zu erwähnen.


Rohstoff-Spiegel: Ein Thema, dass in den letzten Monaten immer wieder zu Verwunderung bei Investoren führte, ist der Einfluss von passiven Investmentvehikeln auf die Kursbildung verschiedener Rohstoffe. So hat der United States Oil Fund zwischenzeitlich ein Viertel der WTI-Kontrakte kontrolliert. Wie wirkt sich eine solche Konzentration auf den Marktpreis aus? Welche Nachteile hat das für Investoren?

C. Fritsch: Anfang des Jahres führte dies zu Verzerrungen beim Ölpreis, weil der US Oil Fund bei der Kontraktumstellung den nächst fälligen Terminkontrakt verkaufen musste und gleichzeitig in den darauf folgenden Terminkontrakt umschichtete. Dadurch hat sich die Preisdifferenz zwischen den beiden Terminkontrakten zeitweise auf bis zu 10 USD ausgeweitet und der Anleger entsprechend Verluste erlitten.


Rohstoff-Spiegel: Auf der Suche nach dem nächsten Trend im Rohstoffuniversum stößt man derzeit immer öfter auf die Agrarrohstoffe. Welche Rohstoffe sind Ihrer Meinung nach derzeit besonders attraktiv?

C. Fritsch: Unsere Favoriten sind Mais und Schweinefleisch. Mais dürfte von einer Kombination eines sinkenden Angebots bei gleichzeitig steigender Nachfrage profitieren.Gleichzeitig sind die weltweiten Lagerbestände historisch niedrig. Die Schweinepreise haben unter dem Ausbruch der Schweinegrippe gelitten. Bei einer Normalisierung ist mit einem deutlichen Preisanstieg zu rechnen, denn normalerweise erreichen die Schweinepreise in den Sommermonaten ihr Höchstniveau.


Rohstoff-Spiegel: Wie sind Ihre Preisziele für die Getreide bzw. Soft-Commodities?

C. Fritsch: Wir sehen Mais bei 5,20 USD je Scheffel am Jahresende. Ausgehend vom derzeitigen Preisniveau entspricht dies einem Anstieg um mehr als 20%. Etwas weniger Preispotenzial sehen wir bei Weizen und Sojabohnen, welche ihre jeweiligen Preisziele schon fast erreicht haben. Auch bei den Soft Commodities sehen wir nach dem Preisanstieg der vergangenen Wochen nur noch begrenztes Aufwärtspotenzial. Am ehesten noch bei Kakao, welchen wir am Jahresende bei 2.800 USD je Tonne erwarten. Bei den Schweinepreisen sehen wir kurzfristig das stärkste Anstiegspotenzial. Diese sollten im Sommer bis auf 78 US-Cents je Pfund steigen, was einem Preiszuwachs um 20% entspricht.
 
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