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Industriemetalle: Ausblick 2018 - der Sturm lässt nach

08.12.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Im Vordergrund steht dabei wohl die Frage, ob die Aluminiumschmelzen dort ihre Produktion nach dem Ende der Wintersaison wieder hochfahren werden. Die aus Umweltgründen behördlich angeordneten Produktionskürzungen bzw. -stilllegungen gelten bis zum 15. März. In vielen Provinzen wie zum Beispiel Shandong und Henan mussten die Schmelzen spätestens zum 15. November ihre Produktion um 30% drosseln, sofern sie die vorgegebenen Emissionsstandards nicht erfüllt haben.

Viele lokale Behörden ordneten aber die Kürzungen schon früher an. Vom Rekordniveau im Juni war die chinesische Aluminiumproduktion bis zum Oktober auf Tagesbasis schon um 16% gefallen (Grafik 5). Allerdings gab es in der zweiten Novemberhälfte mehrere Meldungen, wonach weit weniger Kapazitäten vom Markt genommen wurden als von der Regierung in Peking angeordnet. Auch sollen demnach andere Schmelzen stärker ausgelastet werden. Neben den Umweltgründen sind die Behörden in den letzten Monaten auch gegen Schmelzen vorgegangen, die gegen staatliche Richtlinien und Vorschriften verstoßen haben.

Auch hieraus resultierten Produktionsschließungen. China ist aber dennoch auf dem Weg, in diesem Jahr eine rekordhohe Menge Aluminium herzustellen. Zudem haben die Produktionskürzungen in China bislang nicht zu einem Abbau der Lagerbestände geführt. Im Gegenteil, die Vorräte in den SHFE-Lagerhäusern haben sich seit Jahresbeginn sogar versiebenfacht. Außerhalb des Börsensystems liegen weitere große Mengen Aluminium. Sollten die Vorräte im Rahmen der Produktionskürzungen während der Wintermonate abgebaut werden, dürften sie im Anschluss daran schnell wieder aufgebaut werden. Außerhalb Chinas war die weltweite Aluminiumproduktion in diesem Jahr konstant.

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Sollte die Produktion in China nach den Wintermonaten wieder hochgefahren werden, dürfte auch der globale Aluminiummarkt überversorgt bleiben, da China dann im nächsten Jahr wohl wieder mehr Aluminium und Aluminiumprodukte exportieren wird (Grafik 6). Hierfür spricht auch, dass in China im Laufe des nächsten Jahres weitere neue und somit effiziente Schmelzkapazitäten gebaut werden. Laut Einschätzung von Antaike sollen die Produktionskapazitäten Ende 2018 rund 47 Mio. Tonnen erreichen. Dies würde bei der aktuellen Produktionsrate Überkapazitäten von rund 14 Mio. Tonnen entsprechen.

Auch außerhalb Chinas gibt es sowohl kurz- als auch langfristige Pläne, die Produktion auszuweiten. Im nächsten Jahr dürfte zum Beispiel in Australien und in den USA wieder mehr Aluminium produziert werden (siehe hierzu auch Rohstoffe kompakt Industriemetalle vom 28.07.2017).

Das Research-Haus Harbor Intelligence erwartet daher, dass sich am globalen Aluminiummarkt 2018 ein Angebotsüberschuss von 2,5 Mio. Tonnen auftürmen wird. Das australische Ministerium für Industrie, Innovation und Wissenschaft ist zwar nicht ganz so optimistisch, geht aber immerhin von einem Überschuss von gut 1 Mio. Tonnen aus. Der russische Aluminiumproduzent Rusal dagegen sieht ein Defizit von rund 2 Mio. Tonnen und führt dies in erster Linie auf die Kürzungen in China zurück.

Je nach Quelle wird das Nachfragewachstum auf globaler Ebene im nächsten Jahr auf robuste 3-5% geschätzt. Aluminium dürfte damit auch 2018 die höchste Steigerungsrate bei der Nachfrage unter den Industriemetallen ausweisen. Wachstumstreiber bleibt wohl der Transportsektor. So verwenden zum Beispiel die Automobilproduzenten immer mehr Aluminium, um das Gewicht zu reduzieren und die Abgase zu verringern. Andere Standbeine der Nachfrage sind die Bauindustrie und die Verpackungsbranche.

Wir gehen davon aus, dass der globale Aluminiummarkt auch im nächsten Jahr trotz der robusten Nachfrage gut versorgt ist. Dies spricht aus unserer Sicht für niedrigere Preise. Die aktuell hohen Produktionskosten könnten dem Aluminiumpreis allerdings kurzfristig Unterstützung geben. So sind zum Beispiel die Preise für Alumina und Kohlenstoff-Materialien in den letzten Monaten zeitweise deutlich gestiegen. Dies könnte die Aluminiumhersteller möglicherweise dazu veranlassen, ihre Produktion langsamer auszuweiten als bislang geplant. Wir erwarten, dass Aluminium Ende 2018 1.900 USD je Tonne kosten wird.

Nickel wurde seinem Ruf als schwankungsfreudiges Industriemetall auch in diesem Jahr gerecht. Waren es zunächst politische Entscheidungen in Indonesien und auf den Philippinen, die für erhöhte Volatilität sorgten, kam später das Thema Elektromobilität hinzu, das viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Denn je nach Hersteller wird Nickel stark in Batterien für Elektroautos verwendet werden. Bis der Funke überspringt und der Impuls die Nachfrage tatsächlich anschiebt, dürfte aber noch einige Zeit vergehen.

Industriekreisen zufolge spielt die Nickelnachfrage für Batterien erst ab dem Jahr 2020 eine gewichtige Rolle. In diesem Jahr macht sie gemäß Daten der International Nickel Study Group (INSG) nur 3% aus. Die größte Nachfragekomponente bleibt in den nächsten Jahren noch Edelstahl mit einem Anteil von fast 70%. Die Entwicklung auf diesem Gebiet ist folglich zunächst wichtiger als die der Elektromobilität.

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Laut Einschätzung der INSG wird es zwar auch 2018 und damit das dritte Jahr hintereinander ein Angebotsdefizit am globalen Nickelmarkt geben. Dieses soll mit 53 Tsd. Tonnen aber nur etwa halb so hoch ausfallen wie in diesem Jahr (Grafik 7). Insbesondere das Angebot soll deutlich ausgeweitet werden. Die INSG unterstellt hier ein Wachstum von 7,5%, nach erwarteten 3,1% in diesem Jahr.

Mehr Angebot wird wieder aus Indonesien zur Verfügung stehen, nachdem dort im Januar dieses Jahres das Exportverbot von unbehandelten Erzen gelockert wurde. Die indonesische Regierung hat laut Angaben des Energie- und Rohstoffministeriums mittlerweile Exportquoten für insgesamt über 20 Mio. Tonnen Nickelerz vergeben, von denen Anfang November aber nur ein kleiner Teil ausgeschöpft war. Daneben werden in Indonesien derzeit neue Produktionskapazitäten für sog. Nickelroheisen (Nickel Pig Iron, NPI) gebaut.

Bis Ende 2018 sollen 4,7 Mio. Tonnen zur Verfügung stehen. Hoffnung auf mehr Angebot besteht auch für die Philippinen. Dort hat eine Regierungskommission Ende Oktober die Aufhebung des Abbauverbots im Tagebauverfahren empfohlen, das von der ehemaligen Umweltministerin eingeführt wurde. Der philippinische Präsident hat sich allerdings gegen die Aufhebung des Abbauverbots ausgesprochen. Die Philippinen sind 2014 in die Lücke gesprungen, die Indonesien hinterlassen hatte, und seitdem der weltweit größte Exporteur von Nickelerz.


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