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Industriemetalle: Ausblick 2018 - der Sturm lässt nach

08.12.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 4 -
Wir gehen davon aus, dass Blei 2018 im Wesentlichen mit den anderen Industriemetallen "mitschwimmen" wird. Aus unserer Sicht fehlen im Gegensatz zu den meisten anderen Metallen große Preistreiber. Blei dürfte Ende des nächsten Jahres bei 2.300 USD je Tonne handeln. Zinn ist in diesem Jahr der Nachzügler unter den Industriemetallen. Während alle anderen Industriemetalle in diesem Jahr mit Ausnahme von Nickel Preiszuwächse von annähernd 20% oder sogar mehr verzeichneten, hat Zinn rund 8% verloren. Dies hängt unseres Erachtens mit der besseren Verfügbarkeit von Zinn zusammen.

So ist zum Beispiel Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, auf dem Weg, die größte Menge Zinn seit drei Jahren auszuführen. Laut Einschätzung des International Tin Research Institute (ITRI) soll der globale Zinnmarkt in diesem Jahr daher nur ein kleines Angebotsdefizit aufweisen.

Im nächsten Jahr soll sich das Angebotsdefizit aber laut ITRI auf 7,3 Tsd. Tonnen wieder ausweiten (Grafik 13). Denn das Angebot dürfte stagnieren oder sogar leicht sinken. In diesem Zusammenhang wird von vielen Marktbeobachtern immer wieder Myanmar genannt. Das Land war in den letzten Jahren durch die Inbetriebnahme einer großen Zinnmine ein aufstrebender Produzent von Zinnerz. Die Produktion dort scheint aber zumindest vorerst ihren Zenit überschritten zu haben. Myanmar verkauft das Zinnerz hauptsächlich nach China, wo es zu Zinnraffinade verarbeitet wird. Die globale Zinnnachfrage soll laut ITRI 2018 moderat zulegen.

Der klassische Lötbereich macht dabei fast die Hälfte der gesamten Zinnnachfrage aus. Zinn wird zum Beispiel in elektronischen Komponenten in der Automobil- und der Solarindustrie verwendet. Allerdings ist bei den elektronischen Komponenten schon seit einiger Zeit ein Trend zur Miniaturisierung zu beobachten, der das Nachfragewachstum bremst. Neben dem Lötbereich, der Chemieindustrie und der Herstellung von Blechen sollen auch neue Anwendungen wie Batterien und bleifreie Lötmittel zur höheren Nachfrage nach Zinn beitragen.

Die solide Nachfrage und das geringere Angebot werden wohl verhindern, dass die stark abgebauten Zinnvorräte in den Lagerhäusern der LME wieder nennenswert aufgefüllt werden. Diese wurden im Frühjahr um zwei Drittel reduziert und liegen seitdem nur leicht über dem historischen Tiefstwert. Das sich ausweitende Angebotsdefizit rechtfertigt unseres Erachtens höhere Zinnpreise. Während die Exporteure bei Preisen unter 20.000 USD je Tonne eher Material zurückhalten, dürften Preise oberhalb von 21.000 USD Anreiz zur Produktionsausweitung geben. Dies sollte einem starken Preisanstieg entgegenstehen. Zinn dürfte Ende 2018 21.000 USD je Tonne kosten.

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Am seewärtigen Eisenerzmarkt dürften sich die bestehenden Trends im nächsten Jahr fortsetzen. Das heißt, das Angebot wird weiter deutlich ausgeweitet, während die Nachfrage kaum noch zulegen dürfte. Australien und Brasilien werden nochmals mehr Eisenerz exportieren, denn in den bestehenden Minen wird die Effizienz gesteigert. Hinzu kommen der Start bzw. das Hochfahren neuer Projekte.

In Brasilien zum Beispiel ist Anfang dieses Jahres die "S11D"-Mine in Betrieb genommen worden, die in drei Jahren die größte Eisenerzmine der Welt sein wird. Die australischen und brasilianischen Eisenerzproduzenten zeichnen sich zudem durch qualitativ hochwertiges Eisenerz und niedrige Produktionskosten aus, so dass sie Produzenten mit höheren Kosten verdrängen und entsprechend Marktanteile gewinnen. Das australische Ministerium für Industrie, Innovation und Wissenschaft erwartet, dass Australien im nächsten Jahr 4% und Brasilien 5% mehr Eisenerz exportieren werden (Grafik 14).

Hauptabnehmer für Eisenerz bleiben die großen stahlproduzierenden Nationen, allen voran China. Dort lässt auf Sicht der nächsten Jahre allerdings die Importdynamik nach. 2016 hatten die chinesischen Eisenerzimporte erstmals die Marke von 1 Mrd. Tonne geknackt. Das australische Ministerium geht davon aus, dass sie sich knapp oberhalb dieser Marke einpendeln werden.

Im September 2017 hatten die Importe zwar zum ersten Mal in einem Monat das Niveau von 100 Mio. Tonnen überschritten, lagen im Oktober aber bereits wieder deutlich darunter. Kurzfristig betrachtet könnte die chinesische Eisenerznachfrage sogar deutlich niedriger ausfallen, sollte China die Stahlproduktion wie angekündigt während der Wintermonate drosseln. Weitere wichtige Abnehmer für Eisenerz sind die EU, Japan und Südkorea. In dieser Region bzw. diesen Ländern soll der Importbedarf im nächsten Jahr aber nur moderat steigen.

Die weltweite Stahlproduktion dürfte 2017 um über 5% auf ein neues Rekordhoch von rund 1,7 Mrd. Tonnen steigen. Das Research-Institut MEPS wie auch der Weltstahlverband gehen aber davon aus, dass dieses Wachstumstempo nicht nachhaltig ist. Für China erwartet der Verband in den nächsten Jahren sogar eine Stagnation der Stahlproduktion. Als Wachstumsmärkte wurden Südostasien, Südamerika und der Nahe Osten ausgemacht. Die strukturellen Überkapazitäten dürften laut MEPS weitgehend unverändert bestehen bleiben.

Bis zum Jahr 2035 soll die globale Stahlproduktion laut Einschätzung des Weltstahlverbands jährlich um durchschnittlich 1% auf 2 Mrd. Tonnen steigen. Das Wachstum der weltweiten Stahlnachfrage soll sich 2018 deutlich abschwächen. In der EU und in den Ländern der NAFTA soll sie spürbar an Dynamik verlieren und in China gar nicht mehr zulegen. Ein stärkeres Nachfragewachstum wird dagegen zum Beispiel für die GUS sowie für Zentral- und Südamerika erwartet. Der globale Stahlmarkt dürfte damit auch im nächsten Jahr überversorgt bleiben (Grafik 15).

Aufgrund der anhaltend starken Ausweitung der Produktion bleibt auch der seewärtige Eisenerzmarkt gut versorgt. Zudem besteht das Risiko einer geringeren Eisenerznachfrage, sollte die Stahlproduktion - insbesondere in China - nach den Kürzungen im Winter nicht wieder komplett hochgefahren werden. Wir sehen für den Eisenerzpreis wenig Spielraum nach oben und erwarten ihn Ende 2018 bei 60 USD je Tonne.

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