EU-Zuckermarkt: Zuckersüße Preise vor Quotenende


Mit dem Quotenende stehen die Zeichen für die EU auf einen moderaten Produktionszuwachs innerhalb der Union und die Rückkehr zum Status eines Nettoexporteurs.
Der EU-Zuckerpreis arbeitet sich langsam aus seiner Talsohle heraus. Dabei lässt sich die jüngste Preisentwicklung aus den veröffentlichten Daten der EU-Kommission noch nicht einmal nachvollziehen, da die Preisdaten mit einer Verzögerung von drei Monaten veröffentlicht werden. Demnach kostete eine Tonne Weißzucker auf dem EU-Markt im September durchschnittlich 450 Euro (Grafik 1).
Immer wieder wird aber von aktuellen Spotpreisen von rund 600 Euro je Tonne berichtet. Dies wäre ein Anstieg um über 40% im Vergleich mit der Talsohle in der ersten Jahreshälfte 2015, wenn auch noch deutlich unter den Höhen der Jahre 2012 und 2013.
Anfänglich war für den Preisauftrieb die niedrige EU-Zuckerproduktion 2015/16 von nur knapp 15 Mio. Tonnen verantwortlich, die gemeinsam mit hinter den Erwartungen zurückbleibenden Importen das Angebot in der EU verknappte. Nun erholt sich zwar in der laufenden Kampagne die Produktion, die aktuelle Schätzung der EU-Kommission liegt mit 16,7 Mio. Tonnen aber noch immer unter dem Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre.
Auch die Importe aus den über Präferenzabkommen mit der EU verbundenen Entwicklungsländern (AKP-Staaten und 49 Länder der "Everything-But-Arms"-Initiative), die zollfrei in die Union liefern dürfen, bleiben noch deutlich hinter dem Vorjahr zurück. Schon damals waren die Importe niedriger als ein weiteres Jahr zuvor. Bis zu den jüngsten Daten der EU-Kommission hat sich die Schere zum Vorjahr immer weiter geöffnet. Entsprechend wurden in der Saison 2015/16 nur 1,6 Mio. Tonnen Zucker aus dieser Ländergruppe eingeführt.
Um dies abzufedern wurden andere zollreduzierte Quoten stärker als in anderen Jahren genutzt: Die sogenannte CXL-Quote, unter der Brasilien, Kuba und einige andere Staaten insgesamt 660 Tsd. Tonnen zu einem auf 98 Euro je Tonne reduzierten Zollsatz in die EU einführen dürfen, wurde 2015/16 fast vollständig genutzt. Dasselbe gilt für die - allerdings nur knapp ein Drittel so hohe - sogenannte Balkan-Quote.
Daneben gibt es noch weitere zollreduzierte Zuckerimportquoten, die aber im Umfang noch kleiner sind (etwa für Mittelamerika, Kolumbien und Peru). Die gesamten EU-Zuckerimporte lagen 2015/16 mit zwar etwa gleichauf mit denen 2014/15, aber deutlich unter 2013/14 (Grafik 2).

Für die niedrigeren Lieferungen von Zucker in die EU durch Drittländer sind auch die Vorgänge am Zuckerweltmarkt verantwortlich. Denn global hat 2015/16 die Produktion nicht ausgereicht, um den Verbrauch zu decken. Dies gilt auch für die laufende Saison 2016/17. Zwar wurden die Defizitschätzungen zuletzt wieder reduziert, doch liegt die aktuelle Schätzung der Internationalen Zuckerorganisation ISO noch immer bei 6,2 Mio. Tonnen. Allerdings sieht die ISO Licht am Horizont. Normale Witterung vorausgesetzt, könnte ihrer Ansicht nach die Defizitphase 2017/18 enden und der Markt in etwa ausgeglichen sein.
Der Zuckerhändler Sucden erwartet sogar einen Überschuss von 1 Mio. Tonnen, auch F.O. Licht spricht von einem kleinen Überschuss (Grafik 3). Die Aussicht auf ein Ende der Defizitphase hat die Weltmarktpreise bereits wieder sinken lassen und wir erwarten nicht, dass 2017 nochmals Preise wie im Herbst bis 24 US-Cents je Pfund realisiert werden.
Zwar halten wir in der ersten Jahreshälfte eine leichte Erholung für wahrscheinlich, prognostizieren aber für das vierte Quartal 2017 einen Rohzuckerpreis von 19 US-Cents je Pfund. Der Weltmarktpreis für Weißzucker an der Börse in London ist inzwischen ebenfalls wieder von über 600 USD je Tonne (550 EUR je Tonne) im Herbst auf jetzt 510 USD je Tonne (480 EUR je Tonne) gesunken.
In der EU läuft die seit Jahrzehnten bestehende, immer wieder veränderte Quotenregelung bei der Zuckererzeugung im September 2017 und damit zum Ende des laufenden Zuckerjahres 2016/17 aus. Die noch gültige Quotenproduktion in der EU beträgt rund 13,5 Mio. Tonnen. Darüber hinausgehende Mengen mussten bisher entweder auf die nächste Saison übertragen oder als Industriezucker verwertet werden. Diese Beschränkungen fallen nun fort.
Das heißt aber nicht, dass es danach keine Eingriffe in den Markt mehr geben wird. Insbesondere die Außenhandelsregelungen bleiben bestehen. Dennoch wird der Preiszusammenhang zwischen dem EU- und dem weltweiten Zuckermarkt enger werden. Für die mittelfristige Preisperspektive in der EU bedeutet der jüngste Rückgang der Weltmarktpreise daher einen Dämpfer.