Die Verschiffungen über den Hafen von Port Hedland laufen bereits seit Monaten auf hohem Niveau und hatten gemäß Daten des Hafenbetreibers im September mit knapp 40 Mio. Tonnen ihren bisherigen Rekordwert erreicht. Port Hedland ist der weltweit größte Eisenerzverladehafen und fertigt pro Jahr etwa ein Fünftel der seewärtig gehandelten Eisenerzvolumina ab.
Die brasilianischen Ausfuhren sollen demnach um knapp 6% auf gut 410 Mio. Tonnen steigen. In beiden Ländern helfen vor allem die schwachen Währungen den Minenproduzenten, aber auch die deutlich gesunkenen Energiepreise entlasten die Kostenseite.
Da Eisenerz hauptsächlich in der Stahlproduktion verwendet wird, hängt die Nachfrage nach Eisenerz stark an der Entwicklung der Stahlindustrie. Hier wiederum spielt China die größte Rolle, welches für mehr als die Hälfte der globalen Stahlproduktion steht. Dort stehen die Stahlhersteller wegen der verhaltenen Inlandsnachfrage und der hohen Überkapazitäten mit dem Rücken zur Wand.
Laut Angaben des Verbands der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller (CISA) gibt es in China derzeit Produktionskapazitäten von 1,25 Mrd. Tonnen p.a. und ein Überangebot von rund 300 Mio. Tonnen. Dies hat zur Folge, dass die Stahlhersteller Chinas laut Daten von CISA in den ersten neun Monaten 2015 Verluste von umgerechnet insgesamt 8,7 Mrd. USD erwirtschaftet haben. Anstatt jedoch freiwillig die (Über-)Kapazitäten zu schließen, versuchen die chinesischen Stahlhütten ihre Produktion weitgehend beizubehalten und die Überschüsse ins Ausland zu exportieren.
Die Exporte sind in den ersten drei Quartalen gemäß Daten der Zollbehörde im Vergleich zum Vorjahr um gut 27% gestiegen. Für 2016 geht der Weltstahlverband zwar von einer leichten Erholung der globalen Stahlnachfrage um 0,7% auf 1,523 Mrd. Tonnen aus, nachdem diese 2015 um 1,7% zurückgegangen sein dürfte, dies reicht unseres Erachtens aber längst nicht aus, um das hohe Angebot zu absorbieren (Grafik 13).
Sollte es doch zu umfangreichen Produktionskürzungen in der Stahlindustrie kommen - sowohl in China als auch außerhalb, da der Weltmarkt mit chinesischem Stahl geflutet wird -, dürfte sich dies in einer geringeren Nachfrage nach Eisenerz widerspiegeln. Die großen Eisenerzhersteller sind aber nicht bereit, ihre Produktion zu kürzen, so dass der Eisenerzpreis wohl noch länger niedrig bleiben wird. Ende 2016 erwarten wir einen Eisenerzpreis von 50 USD je Tonne.
Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!