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Industriemetalle: Ausblick 2016 - Preise vor Kehrtwende im nächsten Jahr

07.12.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Das staatliche chinesische Research-Institut Antaike setzt für die chinesische Kupfernachfrage 2016 ein Plus von 4-4,5% an. Das exakte Niveau sei demnach abhängig vom Wirtschaftswachstum, von Investitionen in den Stromsektor und von der Kreditvergabe an kleinere und mittelgroße Betriebe. Auf der Angebotsseite sieht die ICSG zwar einen Anstieg um 2,3% auf 23,18 Mio. Tonnen, dieser reicht jedoch nicht aus, um die höhere Nachfrage zu befriedigen.

Unseres Erachtens ist die ICSG hier noch zu optimistisch. Denn die niedrigen Kupferpreise haben bislang schon zu Projektverschiebungen und -aufgaben sowie zu Produktionskürzungen geführt. So hatte zum Beispiel Glencore, einer der weltweit größten Rohstoffhändler und -produzenten, Anfang November angekündigt, die Kupferproduktion noch stärker als bislang bekannt zu kürzen.

Bis Ende 2017 soll die Produktion demnach um 455 Tsd. Tonnen reduziert werden, vor allem in Afrika. Dies entspricht 2,2% der letztjährigen weltweiten Kupferproduktion. Zuvor schon hatte Freeport-McMoRan, der größte börsennotierte Kupferproduzent, bekannt gegeben, die Produktion in verschiedenen Minen zu drosseln.

Die schon umgesetzten und noch angekündigten Produktionskürzungen werden dazu führen, dass die jährliche Kupferproduktion von Freeport-McMoRan um 250 Mio. Pfund bzw. gut 110 Tsd. Tonnen sinkt. Und Codelco, der weltweit größte Kupferproduzent aus Chile, wird eigenen Angaben zufolge seine Investitionspläne von 25 Mrd. USD für die nächsten fünf Jahre um bis zu 4 Mrd. USD kürzen. Dadurch verzögert sich auch die Inbetriebnahme in der Entwicklung befindlicher Projekte um zwei bis drei Jahre.

Weitere Produzenten dürften folgen. Dies alles spricht für eine spürbare Anspannung des globalen Kupfermarktes, welcher ohnehin nicht übermäßig gut versorgt ist. Neue Projekte dürften bei den derzeitigen Preisen unserer Meinung nach erst gar nicht genehmigt werden - hierzu sind wohl eher Preise von 7.000 USD je Tonne oder höher notwendig.

Den klar für höhere Kupferpreise sprechenden Fundamentaldaten steht die seit Monaten pessimistische Stimmung der spekulativen Finanzanleger entgegen. Während es an der LME in London unter dem Strich immerhin noch Netto-Long-Positionen gibt, setzen die Investoren an der Comex in New York seit Mitte des Jahres mehrheitlich und fast ununterbrochen auf fallende Preise (Grafik 5). Sie haben damit zum Preisrückgang von Kupfer in den letzten Monaten beigetragen.

Da die spekulativen Finanzinvestoren oftmals prozyklisch agieren, könnte die aktuell pessimistische Positionierung zu einer bevorstehenden Wende bei den Preisen führen. Vor allem die anstehenden Produktionskürzungen werden einhergehend mit einer wieder höheren Nachfrage für eine deutliche Anspannung des globalen Kupfermarktes sorgen. Dies sollte im nächsten Jahr dem Preis spürbaren Aufwind geben. Dreht zudem die Stimmung bei den spekulativen Finanzinvestoren, wird dies wohl den von uns erwarteten Preisanstieg verstärken.

Wir gehen davon aus, dass Kupfer bis Ende nächsten Jahres auf 5.400 USD je Tonne steigt.

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Ein weiterer Metallmarkt, der sich im nächsten Jahr deutlich anspannen wird, ist der globale Zinkmarkt. Dort wird ähnlich wie bei Kupfer laut Einschätzung der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleiben. Das Ausmaß dürfte hier sogar noch größer sein als am Kupfermarkt. Im Oktober veröffentlichte die ILZSG Prognosen, wonach sich 2016 am globalen Zinkmarkt ein Angebotsdefizit von 152 Tsd. Tonnen ergeben dürfte, nach einem moderaten Überschuss 2015. Grund hierfür ist zum einen die Schließung von großen Minen im Verlauf dieses Jahres - vor allem "Century" in Australien und "Lishee" in Irland.

In beiden Minen sind die Vorkommen erschöpft. "Century", welche eine Produktionskapazität von 500 Tsd. Tonnen p.a. hatte, wurde im August stillgelegt, "Lisheen" wurde kürzlich heruntergefahren (Kapazität von 175 Tsd. Tonnen p.a.). Dies führt laut ILZSG dazu, dass die Zinkproduktion auf globaler Ebene im nächsten Jahr nur noch um 1,6% auf 14,21 Mio. Tonnen steigen wird (Grafik 6).

In den Prognosen der ILZSG sind aber noch nicht die kurz zuvor angekündigten Produktionskürzungen von Glencore enthalten. Das Unternehmen gab Anfang Oktober bekannt, wegen der niedrigen Preise seine Zinkproduktion um 500 Tsd. Tonnen zu kürzen (Grafik 7). Dies entspricht 3,8% der letztjährigen globalen Zinkproduktion und etwa einem Drittel der jährlichen Produktion von Glencore. Betroffen sind laut Unternehmensangaben vor allem Minen in Australien wie auch in Peru und Kasachstan.

Noch im vierten Quartal 2015 soll demnach die Produktion um 100 Tsd. Tonnen gedrosselt werden, der Rest soll im nächsten Jahr vom Markt genommen werden. Mittlerweile haben auch die zehn größten Zinkschmelzer Chinas angekündigt, im nächsten Jahr ihre Produktion um insgesamt 500 Tsd. Tonnen zu kürzen. Dies entspricht knapp 9% der chinesischen Zinkproduktion im letzten Jahr. Auch der belgische Zinkproduzent Nyrstar, einer der größten der Branche, ist dem Beispiel von Glencore gefolgt und beabsichtigt, die Produktion zu kürzen (400 Tsd. Tonnen), falls die Preise niedrig bleiben.

Im Gegensatz zum Kupfermarkt springt bei Zink zwar ein anderer Produzent in die Lücke, dieser federt die angekündigten Produktionskürzungen aber nur teilweise ab. So plant Hindustan Zinc Ltd., der größte indische Zinkproduzent und eine Tochtergesellschaft des Minenunternehmens Vedanta Resources Plc, seine Zinkproduktion in den nächsten drei Jahren von derzeit 850 Tsd. auf knapp 1,03 Mio. Tonnen p.a. auszuweiten. Dafür investiert das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 1,3 Mrd. USD.

Der andere Grund für die Marktanspannung ist die wieder höher erwartete Nachfrage. Diese soll laut ILZSG 2016 um 3,3% auf 14,37 Mio. Tonnen steigen (Grafik 6). Vor allem China soll hierzu beitragen, wo mehr galvanisierter Stahl produziert werden soll. Die Galvanisierung von Stahl ist dort schon in diesem Jahr auf dem Weg zu einem Rekord von deutlich über 50 Mio. Tonnen. Zink wird in der Stahlproduktion zum Korrosionsschutz eingesetzt. Dank der soliden Wirtschaftsentwicklung in den USA erwartet die ILZSG unter anderem auch dort eine steigende Zinknachfrage im nächsten Jahr, welche von der Automobil- und der Bauindustrie getragen wird.

Wie bei Kupfer werden unseres Erachtens auch bei Zink die angekündigten Produktionskürzungen zu einer merklichen Anspannung des Marktes führen. Dies spricht für mittel- bis langfristig deutlich höhere Zinkpreise. Wir erwarten daher, dass Zink am Jahresende 2016 1.850 USD je Tonne kostet.

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Ein weniger angespanntes Bild zeigt der globale Bleimarkt. Viel Luft, um unvorhergesehene Angebotsausfälle oder geplante Produktionskürzungen aufzufangen, gibt es aber auch hier nicht. Nachdem der Bleimarkt drei Jahre in Folge weitgehend ausgeglichen war, erwartet die ILZSG für 2016 einen Angebotsüberschuss von 97 Tsd. Tonnen (Grafik 8). Die Produktion soll dabei um 3,5% auf 11,20 Mio. Tonnen steigen, wofür vor allem Südkorea verantwortlich ist. Denn dort wird in Kürze eine neue Bleischmelze mit einer Kapazität von 130 Tsd. Tonnen p.a. in Betrieb genommen.


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