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Industriemetalle: Ausblick 2016 - Preise vor Kehrtwende im nächsten Jahr

07.12.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Allerdings ist auch in dieser Schätzung der ILZSG nicht die angekündigte Produktionskürzung von Glencore enthalten. Da Zink und Blei oftmals gemeinsam gefördert werden, hat die Drosselung der Zinkproduktion auch Auswirkung auf die Bleiproduktion. So wird Glencore eigenen Angaben zufolge auch 100 Tsd. Tonnen weniger Blei produzieren, was allerdings nicht mal 1% der letztjährigen globalen Bleiproduktion ausmacht. Dennoch spricht dies eher für einen abermals ausgeglichenen Markt als für einen merklichen Überschuss.

Die globale Bleinachfrage soll laut ILZSG 2016 um 2,6% auf 11,11 Mio. Tonnen zulegen. Auf kurzfristige Sicht wird viel davon abhängen, wie stark der Winter auf der Nordhalbkugel wird, da im Winter normalerweise saisonbedingt die Batterienachfrage steigt. Nachfragetreiber sollten zum einen wie bei Zink die Autoindustrie und zum anderen weitere Industriesektoren mit hohem Batteriebedarf sein. Einer stärker steigenden Bleinachfrage im nächsten Jahr steht aber die verhaltene Entwicklung in Chinas E-Bike-Industrie entgegen.

E-Bikes stehen für rund ein Drittel der chinesischen Bleinachfrage und dort schwächt sich die Produktion ab. Alleine die von Glencore angekündigten Produktionskürzungen sollten ausreichen, damit der globale Bleimarkt 2016 bestenfalls wieder ausgeglichen ist. Weitere Angebotsausfälle können dann aber nicht mehr aufgefangen werden. Würde dann noch die Nachfrage stärker ausfallen als erwartet, dürfte auch der Bleimarkt unterversorgt sein. Dies spricht für höhere Bleipreise im nächsten Jahr. Zudem sollte Blei vom erwarteten Preisanstieg von Zink mit nach oben gezogen werden. Blei sollte daher unseres Erachtens Ende 2016 bei 1.775 USD je Tonne handeln.

Am globalen Nickelmarkt soll es laut Einschätzung der International Nickel Study Group (INSG) 2016 zum schon lange erwarteten Angebotsdefizit kommen. Dieses beziffert die INSG auf 23 Tsd. Tonnen. Es wäre das erste Defizit seit fünf Jahren (Grafik 9). Allerdings zeigte sich die INSG in den letzten Jahren hinsichtlich der Markteinschätzung zu pessimistisch und musste ihre Prognose mehrfach revidieren. Für 2016 erwartet sie nun einen Rückgang der weltweiten Nickelproduktion um 0,6% auf 1,94 Mio. Tonnen. Dies wäre das zweite Jahr in Folge, in dem das Angebot sinkt.

Angesichts des Exportverbots von unbehandelten Erzen in Indonesien war das Minus der Produktion aber geringer als bislang gedacht. Vor allem in China werden noch immer große Mengen an sog. Nickelroheisen (Nickel Pig Iron, NPI) hergestellt. In Anbetracht der niedrigen Nickelpreise dürfte die NPI-Produktion aber spürbar zurückgehen. Denn gemäß Daten von SMM benötigten die traditionellen NPI-Produzenten in China Ende November Preise von mindestens 11.000 USD je Tonne, um profitabel arbeiten zu können.

Effizienter sind demnach die Hersteller, die eine andere Technologie benutzen. Letztere machen offenbar auch bei Preisen von rund 10.000 USD je Tonne noch Gewinn. Gesunkene Rohmaterialkosten, niedrige Energiepreise und die Abwertung der chinesischen Währung haben dort die Kostenseite entlastet.

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Angetrieben von China soll die weltweite Nickelnachfrage 2016 um 3,1% auf 1,97 Mio. Tonnen steigen. Hierzu trägt maßgeblich die Edelstahlindustrie bei, die für etwa 70% der gesamten Nickelnachfrage steht. Das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS erwartet für nächstes Jahr einen Anstieg der weltweiten Edelstahlproduktion um gut 2% auf ein neues Rekordhoch von 43 Mio. Tonnen (Grafik 10).

China wiederum macht rund 53% der gesamten Edelstahlproduktion aus. Die anhaltend solide bzw. anziehende Nachfrage nach Nickel sollte sich in einem weiteren Abbau der LME-Nickelvorräte widerspiegeln. Diese wurden zwar von ihrem Rekordhoch Mitte des Jahres bereits reduziert, liegen mit rund 400 Tsd. Tonnen aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Die Lagerreichweite lag im September noch bei zweieinhalb Monaten.

Wegen der niedrigen Preise wird wohl auch die Nickelproduktion gekürzt, denn unter 10.000 USD je Tonne dürfte rund die Hälfte der Produzenten auf globaler Ebene unprofitabel sein. Je nachdem wie stark die Produktion gekürzt wird, könnte das Angebotsdefizit im nächsten Jahr auch größer ausfallen. Dies würde höhere Nickelpreise rechtfertigen. Zum Jahresende 2016 erwarten wir einen Nickelpreis von 11.000 USD je Tonne.

Das Geschehen am Zinnmarkt war in diesem Jahr zum einen vom Auftauchen Myanmars als neuem Anbieter auf dem Weltmarkt geprägt, was den globalen Zinnmarkt relativ entspannt hat. Myanmar hatte von Januar bis September gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) 21 Tsd. Tonnen Zinn produziert, knapp 90% mehr als im Vorjahr. Das Land ist damit binnen kürzester Zeit zum drittgrößten Minenproduzenten hinter China und Indonesien aufgestiegen (Grafik 11).

Drei Jahre zuvor hatte Myanmar lediglich 2 Tsd. Tonnen Zinn produziert. China wiederum exportiert so gut wie kein Zinn. Zum anderen bestimmten regulatorische Änderungen in Indonesien, dem größten Exporteur, das Geschehen am Markt. So wurde dort die Produktion in den ersten neun Monaten des Jahres Daten von WBMS zufolge im Jahresvergleich nicht wesentlich ausgeweitet. Die Exporte von verarbeitetem Zinn fielen gemäß Daten des Handelsministeriums bis einschließlich Oktober um gut 5% auf 61,7 Tsd. Tonnen. Hochgerechnet auf das Jahr werden sie aber wohl über der ziemlich pessimistischen Schätzung des Verbands der indonesischen Zinnexporteure von Ende Juli liegen.

Die indonesische Regierung rechnet mit einem Ausfuhrvolumen von 70 Tsd. Tonnen. Sie hatte in diesem Jahr zweimal die Exportbedingungen verschärft, um Umweltschäden und Schmuggel einzudämmen sowie eine ordnungsgemäße Entrichtung von Lizenzgebühren und Ausfuhrsteuern sicherzustellen. Mitte November hatten 14 von 22 registrierten Zinnexporteuren die notwendigen Zertifikate und damit die Erlaubnis, Zinn auszuführen.

Die restlichen Unternehmen sollten aber in den kommenden Wochen ebenfalls Ausfuhrgenehmigungen erhalten, so dass die Exporte im nächsten Jahr wieder anziehen dürften. Für 2016 geht die Regierung von einem Exportvolumen von über 74 Tsd. Tonnen aus, was etwas zu pessimistisch sein könnte.

Insgesamt betrachtet schätzt das International Tin Research Institute (ITRI) aber, dass die globale Zinnproduktion in diesem Jahr um rund 8% zurückgeht. Dies wird demnach zu einem Angebotsdefizit von etwa 6 Tsd. Tonnen führen, zumal die Nachfrage "nur" um 3% fallen soll. Für den Nachfragerückgang ist laut ITRI hauptsächlich die Schwäche in der chinesischen Lötindustrie verantwortlich. Im nächsten Jahr soll die Nachfrage dann stabil sein, was sich in einer Ausweitung des Defizits auf 10 Tsd. Tonnen widerspiegelt. Einhergehend mit vergleichsweise niedrigen indonesischen Zinnexporten dürfte der Zinnpreis daher steigen. Zinn wird unseres Erachtens Ende 2016 15.750 USD je Tonne kosten.

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Am Markt für seewärtig gehandeltes Eisenerz wird sich unseres Erachtens wohl im nächsten Jahr nicht viel ändern: der Markt bleibt klar überversorgt. Denn wegen der niedrigen Produktionskosten werden die großen Eisenerzproduzenten ihr Angebot wie geplant weiter ausweiten (Grafik 12). Damit setzen sie den Preiskampf fort. Die notwendige Bereinigung des Marktes bleibt dadurch allerdings aus. So schätzt das staatliche australische Research-Institut BREE, dass Australien im nächsten Jahr über 820 Mio. Tonnen Eisenerz exportieren wird, etwa 10% mehr als in diesem Jahr.


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