• Sonntag, 18 Mai 2025
  • 18:37 Frankfurt
  • 17:37 London
  • 12:37 New York
  • 12:37 Toronto
  • 09:37 Vancouver
  • 02:37 Sydney

Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Weichen werden gestellt

23.04.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Die gute Versorgungslage auf den Märkten für Weizen, Mais und Sojabohnen hält die Preise weiter unter Druck. Noch ist die Unsicherheit beim Blick auf die kommende Saison hoch: Bei Mais und Sojabohnen wird viel davon abhängen, ob und in welchem Ausmaß die angelaufene US-Aussaat eine weitere Verschiebung in der Fläche zugunsten von Sojabohnen bringen wird. Anders als bei Sojabohnen ist bei Weizen und insbesondere bei Mais 2015/16 eine Einengung der globalen Bilanz bzw. sogar ein Defizit zu erwarten. Auch bei Baumwolle dürfte erstmals seit Jahren ein Defizit auftreten. Aufgrund der hohen Lagerbestände bleibt das Preispotenzial aber sehr begrenzt.


Mais:

Im zweiten und dritten Quartal 2014 waren die Maispreise in Chicago angesichts der Aussicht auf eine rekordhohe US- und Welternte von 516 auf 320 US-Cents je Scheffel abgesackt. Im vierten Quartal 2014 trat dann trotz mehrfacher Aufwärtsrevisionen des erwarteten globalen Überschusses durch das US-Landwirtschaftsministerium USDA eine deutliche Erholung ein. Dazu trugen die trotz des starken US-Dollar robusten US-Maisexporte ebenso bei wie die Erwartung, dass die US-Maisfläche zur Ernte 2015 erheblich eingeschränkt werden dürfte. Die Preise von über 400 US-Cents je Scheffel, die um die Jahreswende galten, konnten jedoch nicht gehalten werden. Seit Mitte Januar 2015 schwankt der Maispreis in Chicago in einer Spanne zwischen 370 und gut 390 US-Cents je Scheffel.

Dazu trägt zum einen der weiterhin starke US-Dollar bei, aber auch eine Verschiebung in den Erwartungen an die Flächenverteilung zur Ernte 2015 in den USA. Im vierten Quartal und bis in 2015 hinein herrschte die Erwartung vor, dass die US-Landwirte ihre mit Sojabohnen bebaute Fläche nochmals kräftig ausdehnen, ihre Maisfläche aber stark einschränken werden. Da sich allerdings die relative Preisentwicklung zunehmend zuungunsten der Sojabohnen wendete, dürfte diese Verschiebung wohl deutlich geringer ausfallen als zunächst unterstellt.

Ende März veröffentlichte das USLandwirtschaftsministerium USDA seinen auf umfangreichen Umfragen unter USLandwirten basierenden Bericht zu den Anbauplänen (Grafik 2). Demnach sollen nach 90,9 Mio. Morgen 2014 nun nur 89,2 Mio. Morgen mit Mais bebaut werden. Dies wäre ein Minus von 2%, der dritte Rückgang in Folge und das niedrigste Niveau seit fünf Jahren. Zwischenzeitlich lagen andere Schätzungen allerdings bei nur 87-88,5 Mio. Morgen Die überraschend hohe vom USDA veröffentlichte Flächenprognose gab dem Maispreis denn auch einen kräftigen Dämpfer.

Open in new window

Dennoch: Die Flächeneinschränkung dürfte sich wohl in eine niedrigere Erntemenge in den USA übersetzen. Das USDA schätzte Ende Februar in einem ersten Ausblick die US-Maisernte 2015/16 bei ähnlicher Fläche wie nun im Bericht der Anbaupläne mit einer Produktion von knapp 346 Mio. Tonnen nach 361 Mio. Tonnen im Vorjahr. Für den globalen Markt wird das USDA erst im Mai erste Prognosen veröffentlichen. Der Internationale Getreiderat IGC hat bereits eine Prognose gewagt und erwartet weltweit einen Produktionsrückgang um fast 5% bzw. 49 Mio. Tonnen. Dieser soll sich nach hohen Überschüssen 2013/14 und 2014/15 und einem entsprechend kräftigen Anstieg der weltweiten Lagerbestände nun 2015/16 in einem Defizit am Maismarkt in Höhe von 20 Mio. Tonnen niederschlagen (Grafik 3).

Open in new window

Wir erwarten daher, dass sich die Maispreise in den kommenden Monaten etwa auf dem gegenwärtigen Niveau bewegen und im 2. Halbjahr etwas zulegen werden, wenn die Erwartung einer deutlich niedrigeren Welternte zunehmend als Realität gehandelt wird. Sollten dann die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer, die derzeit mehrheitlich auf einen Preisrückgang setzen, umschwenken, könnte dies einen Preisanstieg zusätzlich unterstützen.

Unsere Prognose für den US-Maispreis im 4. Quartal 2015 lautet auf 400 US-Cents je Scheffel. Der Einfluss des US-Leitmarktes sollte gemeinsam mit einer niedrigeren Produktion in der EU - die EU-Kommission schätzt die EU-Maisernte 2015 auf 68 Mio. Tonnen nach 76 Mio. Tonnen 2014 - und bei ihrem Hauptlieferanten Ukraine - laut Analysehaus UkrAgroConsult nur 23 Mio. Tonnen nach knapp 26 Mio. Tonnen 2014 - auch in Paris die Notierungen stützen. Hier erwarten wird für Q4 2015 einen Preis von 175 EUR je Tonne.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)