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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Weichen werden gestellt

23.04.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)

Die gute Versorgungslage auf den Märkten für Weizen, Mais und Sojabohnen hält die Preise weiter unter Druck. Noch ist die Unsicherheit beim Blick auf die kommende Saison hoch: Bei Mais und Sojabohnen wird viel davon abhängen, ob und in welchem Ausmaß die angelaufene US-Aussaat eine weitere Verschiebung in der Fläche zugunsten von Sojabohnen bringen wird. Anders als bei Sojabohnen ist bei Weizen und insbesondere bei Mais 2015/16 eine Einengung der globalen Bilanz bzw. sogar ein Defizit zu erwarten. Auch bei Baumwolle dürfte erstmals seit Jahren ein Defizit auftreten. Aufgrund der hohen Lagerbestände bleibt das Preispotenzial aber sehr begrenzt.


Mais:

Im zweiten und dritten Quartal 2014 waren die Maispreise in Chicago angesichts der Aussicht auf eine rekordhohe US- und Welternte von 516 auf 320 US-Cents je Scheffel abgesackt. Im vierten Quartal 2014 trat dann trotz mehrfacher Aufwärtsrevisionen des erwarteten globalen Überschusses durch das US-Landwirtschaftsministerium USDA eine deutliche Erholung ein. Dazu trugen die trotz des starken US-Dollar robusten US-Maisexporte ebenso bei wie die Erwartung, dass die US-Maisfläche zur Ernte 2015 erheblich eingeschränkt werden dürfte. Die Preise von über 400 US-Cents je Scheffel, die um die Jahreswende galten, konnten jedoch nicht gehalten werden. Seit Mitte Januar 2015 schwankt der Maispreis in Chicago in einer Spanne zwischen 370 und gut 390 US-Cents je Scheffel.

Dazu trägt zum einen der weiterhin starke US-Dollar bei, aber auch eine Verschiebung in den Erwartungen an die Flächenverteilung zur Ernte 2015 in den USA. Im vierten Quartal und bis in 2015 hinein herrschte die Erwartung vor, dass die US-Landwirte ihre mit Sojabohnen bebaute Fläche nochmals kräftig ausdehnen, ihre Maisfläche aber stark einschränken werden. Da sich allerdings die relative Preisentwicklung zunehmend zuungunsten der Sojabohnen wendete, dürfte diese Verschiebung wohl deutlich geringer ausfallen als zunächst unterstellt.

Ende März veröffentlichte das USLandwirtschaftsministerium USDA seinen auf umfangreichen Umfragen unter USLandwirten basierenden Bericht zu den Anbauplänen (Grafik 2). Demnach sollen nach 90,9 Mio. Morgen 2014 nun nur 89,2 Mio. Morgen mit Mais bebaut werden. Dies wäre ein Minus von 2%, der dritte Rückgang in Folge und das niedrigste Niveau seit fünf Jahren. Zwischenzeitlich lagen andere Schätzungen allerdings bei nur 87-88,5 Mio. Morgen Die überraschend hohe vom USDA veröffentlichte Flächenprognose gab dem Maispreis denn auch einen kräftigen Dämpfer.

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Dennoch: Die Flächeneinschränkung dürfte sich wohl in eine niedrigere Erntemenge in den USA übersetzen. Das USDA schätzte Ende Februar in einem ersten Ausblick die US-Maisernte 2015/16 bei ähnlicher Fläche wie nun im Bericht der Anbaupläne mit einer Produktion von knapp 346 Mio. Tonnen nach 361 Mio. Tonnen im Vorjahr. Für den globalen Markt wird das USDA erst im Mai erste Prognosen veröffentlichen. Der Internationale Getreiderat IGC hat bereits eine Prognose gewagt und erwartet weltweit einen Produktionsrückgang um fast 5% bzw. 49 Mio. Tonnen. Dieser soll sich nach hohen Überschüssen 2013/14 und 2014/15 und einem entsprechend kräftigen Anstieg der weltweiten Lagerbestände nun 2015/16 in einem Defizit am Maismarkt in Höhe von 20 Mio. Tonnen niederschlagen (Grafik 3).

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Wir erwarten daher, dass sich die Maispreise in den kommenden Monaten etwa auf dem gegenwärtigen Niveau bewegen und im 2. Halbjahr etwas zulegen werden, wenn die Erwartung einer deutlich niedrigeren Welternte zunehmend als Realität gehandelt wird. Sollten dann die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer, die derzeit mehrheitlich auf einen Preisrückgang setzen, umschwenken, könnte dies einen Preisanstieg zusätzlich unterstützen.

Unsere Prognose für den US-Maispreis im 4. Quartal 2015 lautet auf 400 US-Cents je Scheffel. Der Einfluss des US-Leitmarktes sollte gemeinsam mit einer niedrigeren Produktion in der EU - die EU-Kommission schätzt die EU-Maisernte 2015 auf 68 Mio. Tonnen nach 76 Mio. Tonnen 2014 - und bei ihrem Hauptlieferanten Ukraine - laut Analysehaus UkrAgroConsult nur 23 Mio. Tonnen nach knapp 26 Mio. Tonnen 2014 - auch in Paris die Notierungen stützen. Hier erwarten wird für Q4 2015 einen Preis von 175 EUR je Tonne.




Weizen:

Der Preisverlauf bei Weizen ähnelte im Herbst 2014 dem bei Mais. Wie dort fielen die Notierungen jedoch ab Mitte Dezember wieder - sogar noch deutlich stärker. Zwischenzeitlich konnten sich die Weizenpreise in Chicago wieder etwas fangen, liegen nun aber bei nur knapp 500 US-Cents je Scheffel wieder in Blickweite des im September 2014 erreichten 4-Jahrestiefs. Zuletzt hellen sich die Perspektiven für die weltweite Weizenproduktion 2015/16 auf - nicht zuletzt in der EU, die als Block der größte Produzent und Exporteur von Weizen weltweit ist. In der EU hat der insgesamt recht milde Winter dafür gesorgt, dass die Pflanzen im Durchschnitt in guter Verfassung sind.

Dennoch rechnet die EU-Kommission nach der Rekordernte 2014 (Grafik 4), die wiederholt auf schließlich 148,2 Mio. Tonnen Weichweizen nach oben korrigiert wurde, 2015 mit einem Rückgang auf 141,1 Mio. Tonnen, d.h. einem um fast 5% niedrigeren Ergebnis. In den beiden größten Anbaustaaten Deutschland und Frankreich wurde die Winterweizenfläche zwar jeweils um etwa 3% ausgedehnt, doch dürften die rekordhohen Erträge des Vorjahres kaum zu wiederholen sein.

Ein USDA-Auslandsposten gibt für die gesamte Weizenernte der Union sogar 151 Mio. Tonnen an (-3,5% gegenüber 2014), während die EU-Kommission dafür leicht unter der Marke von 150 Mio. Tonnen bleibt. So oder so stünde der EU eine weitere sehr gute Ernte ins Haus, die zudem qualitativ - vor allem in Frankreich - besser ausfallen dürfte. Für Deutschland allerdings rechnet der Raiffeisenverband mit einer Erntemenge von 26,7 Mio. Tonnen, knapp 4% unter Vorjahr.

Verbessert hat sich zuletzt der Ausblick für die US-Ernte 2015. Die jüngsten Regenfälle verbessern die Wachstumsbedingungen. Laut dem Flächenbericht des USDA von Ende März soll zwar die Weizenfläche in den USA 2015 mit 55,4 Mio. Morgen um 3% niedriger als im Vorjahr sein. In seinem ersten Ausblick auf 2015/16 im Februar hatte das USDA prognostiziert, dass die US-Weizenproduktion 2015/16 trotz einer niedrigeren Anbaufläche um 5% steigen soll. Dafür sollen höhere Erträge nach dem enttäuschenden Vorjahr und ein niedrigerer Anteil vor der Ernte aufgegebener Fläche sorgen.

Die Produktionsausweitung wird demnach einen weiteren Anstieg der Lagerbestände und des Lager-Verbrauchs-Verhältnisses in den USA zur Folge haben. Rückläufig dürfte dagegen die Produktion in Russland und der Ukraine sein. Allerdings liegen die Schätzungen dafür bisher weit auseinander: Für Russland zwischen 53 und 58 Mio. Tonnen nach knapp 60 Mio. Tonnen 2014 und für die Ukraine zwischen 20 und 22 Mio. Tonnen nach fast 25 Mio. Tonnen 2014.

Der Internationale Getreiderat IGC erwartet weltweit einen Rückgang der Weizenproduktion um 10 Mio. Tonnen und außerdem, dass sich 2015/16 ein kleines Defizit ergibt. Mit 2 Mio. Tonnen soll dies aber niedrig ausfallen und so nach zwei Jahren deutlicher Überschüsse nur zu einem kleinen Abbau der Lagerbestände führen (Grafik 5).

Dennoch zeigt es, wie empfindlich die Marktbilanz bereits bei kleineren Änderungen reagieren kann und dass die gute Versorgung mit Weizen nicht unbesehen dauerhaft fortgeschrieben werden kann. Gemeinsam mit einem merklichen Defizit am Maismarkt, dürfte dies den Preisen Auftrieb geben. Wir behalten daher unsere bisherige Prognose für Q4 2015 mit 550 US-Cents je Scheffel in Chicago und 200 EUR je Tonne in Paris bei.

Die Unsicherheit ist aber nicht nur wegen der Wachstumsbedingungen dies- und jenseits des Atlantiks noch hoch. Die absolute und relative Preisentwicklung wird auch davon beeinflusst, wie einige wichtige Fragen beantwortet werden: Läuft die russische Exportsteuer zum 30. Juni aus und erhöht sich damit die Konkurrenz für EU-Weizen wieder? Wie entwickelt sich der Euro-USDollar-Wechselkurs? Welche Bedeutung wird sich der neue Premium-Weizenkontrakt in Paris erarbeiten können?


Sojabohnen und Raps:

Die sehr reichliche Versorgung des Weltmarktes mit Sojabohnen drückt seit vielen Monaten auf die Notierungen der Ölsaat und verhindert, dass sich die Preise nachhaltig über die Marke von 1.000 US-Cents je Pfund bewegen können. Der Absturz der Preise 2014 war der Rekordernte in den USA geschuldet, der nun aus Brasilien und Argentinien ebenfalls Rekordernte folgen. Weltweit steigt damit die Produktion von Sojabohnen 2014/15 auf die Rekordhöhe von 315 Mio. Tonnen (Grafik 6).

Trotz hoher Exporte und dadurch bedingten mehrfachen Abwärtsrevisionen der erwarteten US-Endbestände, sollen diese noch immer stark steigen und sich das Lager-Verbrauchs-Verhältnis von niedrigem Niveau auf gut 10% fast vervierfachen. Auch in der kommenden Saison ist mit einer globalen Produktion in ähnlicher Größe zu rechnen. Erst im Mai wird das USDA seine erste Schätzung abgeben. Noch ist die Unsicherheit naturgemäß sehr hoch. Das zeigt das Beispiel USA: Ende Februar schätzte das USDA die US-Anbaufläche 2015 für Sojabohnen auf 83,5 Mio. Morgen - und erwartet damit entgegen allen Erwartungen einen leichten Rückgang gegenüber Vorjahr.

Prognosen des vielbeachteten Analysehauses Informa Economics lagen damals bei rund 88 Mio. Morgen. Inzwischen hat sich diese Diskrepanz zwar von beiden Seiten geringfügig eingeengt, doch bleibt sie nach wie vor hoch. Es bleibt abzuwarten, wer näher am tatsächlichen Ergebnis liegt und was dies für die zu erwartende US-Erntemenge bedeutet.

Viele Schätzungen zur US-Erntemenge bewegen sich derzeit im Bereich von 104 Mio. Tonnen, nachdem 2014 rekordhohe 108 Mio. Tonnen geerntet worden waren. Es darf aber unterstellt werden, dass sich die globale Versorgung mit Sojabohnen 2015/16 reichlich bleiben wird. Das Analysehaus Oil World schätzt aktuell für 2015/16 nur eine marginal sinkende Weltproduktion und einen weiteren Marktüberschuss. Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass 2015 der Preis für Sojabohnen unter 1.000 US-Cents je Scheffel verharren wird. Für Q4 2015 behalten wir unsere Prognose von 950 US-Cents je Scheffel bei.




Der Rapspreis in Paris kann sich weiterhin deutlich besser als der Sojabohnenpreis halten, nachdem er bereits 2014 den Preiseinbruch bei Sojabohnen nur abgeschwächt mitgemacht hatte. Während der Rapspreis nach dem kontinuierlichen Anstieg seit Oktober 2014 nun sogar etwas höher als Anfang 2014 liegt, verharrt der Sojabohnenpreis bei nur etwa drei Vierteln seiner damaligen Höhe. Die Schwäche des Euro ist dabei ein wichtiger Aspekt, aber auch fundamentale Faktoren sprechen für eine bessere Preisentwicklung bei Raps.

Nach der Rekordernte 2014 in der EU von 24,1 Mio. Tonnen dürften nun 2015 nur rund 21,5 Mio. Tonnen geerntet werden. In dieser Größenordnung liegen die Prognosen der EU-Kommission ebenso wie der Agrarvereinigung Coceral. Der Rückgang ist dabei weitgehend niedrigeren Erträgen geschuldet, die im Vorjahr rekordhoch waren (Grafik 7).

Auch weltweit dürfte sich ein Rückgang ergeben, zumal auch die Ukraine mit einem Minus von 20% zu Buche stehen dürften und die Produktion in Kanada mit rund 16 Mio. Tonnen nur marginal über dem Vorjahresniveau liegen und damit deutlich unter dem Rekord von 2013/14 von 18 Mio. Tonnen bleiben soll. Für Deutschland rechnet der Raiffeisenverband mit einer Produktion 2015/16 von 5,25 Mio. Tonnen nach 6,25 Mio. Tonnen 2014/15 (-15,8%).

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Der Rapspreis hat sich im nächstfälligen Kontrakt inzwischen deutlich von der Entwicklung am Sojabohnenmarkt abgekoppelt. Ganz so optimistisch sind wir für die späteren Fälligkeiten nicht und erwarten daher einen kleinen Rücksetzer. Für das 4. Quartal 2015 bleiben wir daher noch bei unserer Prognose von 355 EUR je Tonne, sehen aber die Risiken für die Prognose eher auf der oberen Seite.


Baumwolle:

Bis in den April hinein gelang es dem Baumwollpreis in New York über einige Wochen zu steigen und sich um zwischenzeitlich bis zu 16% von dem im Januar erreichten 5½-Jahrestief abzusetzen. Zuletzt gab er wieder etwas nach.

Neben technischen Faktoren spielte bei der Preiserholung auch der zwischenzeitlich etwas schwächer notierende US-Dollar eine Rolle. Doch auch fundamentale Faktoren gaben Aufschwung, denn die negative Preisentwicklung des letzten Jahres soll zu einer deutlichen Einschränkung der Baumwollfläche in wichtigen Anbaustaaten führen.

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Ab Mai 2014 waren die Baumwollpreise von fast 95 US-Cents je Pfund auf rund 60 US-Cents zum Jahresende abgebröckelt, so dass das Gesamtjahr 2014 mit einem Minus von 30% schloss. Basierend auf Umfragen unter US-Landwirten im März zu ihren Anbauplänen geht das US-Landwirtschaftsministerium daher von einer Einschränkung der US-Baumwollfläche um 13% aus - mehr als zunächst erwartet. Dass Regen den Start der Aussaatarbeiten, die allerdings bis Mitte Mai dauern, erschwerte, gab nochmals kurzfristig Auftrieb.

Ein weiteres Minus bei der globalen Produktion von Baumwolle gilt inzwischen weitgehend als sicher. Diese Erwartung bestätigt auch das International Cotton Advisory Committee ICAC in seiner jüngsten Prognose. Mit 24 Mio. Tonnen erwartet das ICAC die globale Produktion 2015/16 um 9% unter dem Vorjahr. In der Folge soll der globale Baumwollmarkt erstmals seit sechs Jahren mit einem Defizit schließen. Die Lagerbestände dürften aber - von rekordhohem Niveau - nur geringfügig sinken. Ein ähnliches Bild zeichnete auch das USDA in seinem ersten Ausblick auf 2015/16 auf seiner Prognosekonferenz im Februar.

Wegen schwacher globaler Nachfrage und hohen internationalen Beständen erwartet es eine Einschränkung der USAnbaufläche und eine um 13% sinkende Produktion, nachdem die US-Produktion 2014/15 um 25% gestiegen war. Ähnlich stark wie in den USA sieht das USDA auch den Produktionsrückgang 2015/16 in China. Weltweit soll die Produktion um über 5% sinken. Daher erwartet auch das USDA erstmals seit sechs Jahren ein Angebotsdefizit am globalen Baumwollmarkt (Grafik 8).

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Da dieses aber wohl nur gering ausfällt und die rekordhohen Lagerbestände entsprechend nur geringfügig sinken dürften, sehen wir wenig Spielraum für eine weitere nachhaltige Preiserholung bei Baumwolle. Vielmehr halten wir immer wieder Preisrücksetzer für möglich, rechnen aber im vierten Quartal wieder mit einem Baumwollpreis von 65 US-Cents je Pfund, wenn sich nicht größere Verwerfungen bspw. durch den US-Dollar-Wechselkurs oder die chinesischen Baumwollpolitik ergeben (siehe nachfolgende Abscnitte).





China bleibt eine Größe am Markt, die erhebliche Unsicherheit mit sich bringt: Ein umfangreiches staatliches Lagerankaufprogramm zu gestützten Preisen führte in den Jahren 2011 bis 2013 zu steigenden Preisen für Baumwolle im Land. Diese stiegen immer weiter über die internationalen Preise hinaus, worunter die Spinnereien und die heimische Textilindustrie zu leiden hatten. Entsprechend viel Ware floss in die staatlichen Lager.

In den Jahren 2011/12 bis 2013/14 haben sich die chinesischen Lagerbestände etwa versechsfacht und das Lager-Verbrauchs-Verhältnis auf 180% getrieben - 2010/11 hatte dieses nach jahrelangem Rückgang nur noch 23% betragen. Sie dürften zum Ende der laufenden Saison nochmals leicht höher liegen. Da das Auftürmen teurer Lagerbestände nicht dauerhaft fortgesetzt werden konnte, schwenkte die Politik 2014 um zu einem System weg von genereller Preisstützung hin zu Subventionszahlungen an die Produzenten. Dabei wird vor allem die westliche Provinz Xingjiang gefördert, die seit 2005 die wichtigste Baumwollprovinz ist, während früher die Produktion mehr im Osten Chinas stattfand. Die Produktion in diesen Regionen wird deutlich weniger stark subventioniert.

Die Produktion in Xingjiang hat Größenvorteile und ist stärker mechanisiert als in den östlichen Landesteilen und profitiert zudem auch von Transportsubventionen in die noch immer weitgehend im Osten liegenden Gebiete der Textilindustrie. Die Regierung legte für Produzenten in Xingjiang einen attraktiven, deutlich über den Weltmarktpreisen liegenden Zielpreis fest. Liegt der Marktpreis unter dem Zielpreis, wird die Differenz an die Produzenten als Subvention ausgezahlt. Um auf der Nachfrageseite die Preise sinken zu lassen, wurde über 2014 der Preis, zu dem aus den staatlichen Lagern Ware freigegeben wurde, reduziert.

Nicht nur für China, sondern für den globalen Markt wird bedeutend sein, mit welchem Mix an Politiken die chinesische Regierung versuchen wird, die überhohen Bestände abzubauen. Sie möchte einerseits einem Wertverfall der zuvor teuer aufgekauften Baumwolle vorbeugen, um die staatlichen Verluste nicht zu hoch werden lassen. Eine Reduktion der Importquoten und/oder ungünstigere Bedingungen im Hinblick auf die Zollhöhe wirken hierbei unterstützend.

Die chinesischen Importe, die sich 2011/12 verdoppelt hatten, als Verarbeitungsunternehmen auf günstigere internationale Ware auswichen, dürften nach einem dramatischen Rückgang bereits in 2013/14 auch in 2014/15 weiter sinken und mit 7,5 Mio. Ballen nur noch 30% des Wertes von 2011/12 betragen.

Dies drückt die internationalen Preise und verschlechtert die relative Position der chinesischen Verarbeitungsindustrie im internationalen Wettbewerb weiter, weshalb die Regierung einen Ausgleich zwischen Lagerabbau, Importen und Weltmarktpreiswirkuung suchen muss, um weiteren Verwerfungen entgegenzuwirken und auch die Begrenzungen für Subventionszahlungen einzuhalten, denen sie sich beim Beitritt zur Welthandelsorganisation unterworfen hat. Zudem möchte Chinas Regierung erreichen, dass 2015 im Land selbst deutlich weniger Baumwolle angebaut wird, damit die Nachfrage verstärkt die bereits vorhandene Ware aufnimmt.

Von einem Minus um etwa 20% ist die Rede. Um dies zu erreichen, wurde der Zielpreis in der Hauptanbauregion Xingjiang nun abgesenkt. Allerdings nur um 3,5%, was Beobachtern zufolge nur eine begrenzte Wirkung auf die Produktionsmenge entfalten dürfte.

In China sind in den letzten Jahren die Produktionskosten in der arbeitsintensiven Textilindustrie stark gestiegen, vor allem aufgrund stark steigender Löhne. Dies verschlechtert Chinas Wettbewerbsfähigkeit auch längerfristig. Für die kapitalintensivere Garn- und Stoffproduktion allerdings sieht das USDA in einer aktuellen Analyse auch weiterhin eine gute Perspektive.

Auf einen Blick

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



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