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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Weichen werden gestellt

23.04.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Weizen:

Der Preisverlauf bei Weizen ähnelte im Herbst 2014 dem bei Mais. Wie dort fielen die Notierungen jedoch ab Mitte Dezember wieder - sogar noch deutlich stärker. Zwischenzeitlich konnten sich die Weizenpreise in Chicago wieder etwas fangen, liegen nun aber bei nur knapp 500 US-Cents je Scheffel wieder in Blickweite des im September 2014 erreichten 4-Jahrestiefs. Zuletzt hellen sich die Perspektiven für die weltweite Weizenproduktion 2015/16 auf - nicht zuletzt in der EU, die als Block der größte Produzent und Exporteur von Weizen weltweit ist. In der EU hat der insgesamt recht milde Winter dafür gesorgt, dass die Pflanzen im Durchschnitt in guter Verfassung sind.

Dennoch rechnet die EU-Kommission nach der Rekordernte 2014 (Grafik 4), die wiederholt auf schließlich 148,2 Mio. Tonnen Weichweizen nach oben korrigiert wurde, 2015 mit einem Rückgang auf 141,1 Mio. Tonnen, d.h. einem um fast 5% niedrigeren Ergebnis. In den beiden größten Anbaustaaten Deutschland und Frankreich wurde die Winterweizenfläche zwar jeweils um etwa 3% ausgedehnt, doch dürften die rekordhohen Erträge des Vorjahres kaum zu wiederholen sein.

Ein USDA-Auslandsposten gibt für die gesamte Weizenernte der Union sogar 151 Mio. Tonnen an (-3,5% gegenüber 2014), während die EU-Kommission dafür leicht unter der Marke von 150 Mio. Tonnen bleibt. So oder so stünde der EU eine weitere sehr gute Ernte ins Haus, die zudem qualitativ - vor allem in Frankreich - besser ausfallen dürfte. Für Deutschland allerdings rechnet der Raiffeisenverband mit einer Erntemenge von 26,7 Mio. Tonnen, knapp 4% unter Vorjahr.

Verbessert hat sich zuletzt der Ausblick für die US-Ernte 2015. Die jüngsten Regenfälle verbessern die Wachstumsbedingungen. Laut dem Flächenbericht des USDA von Ende März soll zwar die Weizenfläche in den USA 2015 mit 55,4 Mio. Morgen um 3% niedriger als im Vorjahr sein. In seinem ersten Ausblick auf 2015/16 im Februar hatte das USDA prognostiziert, dass die US-Weizenproduktion 2015/16 trotz einer niedrigeren Anbaufläche um 5% steigen soll. Dafür sollen höhere Erträge nach dem enttäuschenden Vorjahr und ein niedrigerer Anteil vor der Ernte aufgegebener Fläche sorgen.

Die Produktionsausweitung wird demnach einen weiteren Anstieg der Lagerbestände und des Lager-Verbrauchs-Verhältnisses in den USA zur Folge haben. Rückläufig dürfte dagegen die Produktion in Russland und der Ukraine sein. Allerdings liegen die Schätzungen dafür bisher weit auseinander: Für Russland zwischen 53 und 58 Mio. Tonnen nach knapp 60 Mio. Tonnen 2014 und für die Ukraine zwischen 20 und 22 Mio. Tonnen nach fast 25 Mio. Tonnen 2014.

Der Internationale Getreiderat IGC erwartet weltweit einen Rückgang der Weizenproduktion um 10 Mio. Tonnen und außerdem, dass sich 2015/16 ein kleines Defizit ergibt. Mit 2 Mio. Tonnen soll dies aber niedrig ausfallen und so nach zwei Jahren deutlicher Überschüsse nur zu einem kleinen Abbau der Lagerbestände führen (Grafik 5).

Dennoch zeigt es, wie empfindlich die Marktbilanz bereits bei kleineren Änderungen reagieren kann und dass die gute Versorgung mit Weizen nicht unbesehen dauerhaft fortgeschrieben werden kann. Gemeinsam mit einem merklichen Defizit am Maismarkt, dürfte dies den Preisen Auftrieb geben. Wir behalten daher unsere bisherige Prognose für Q4 2015 mit 550 US-Cents je Scheffel in Chicago und 200 EUR je Tonne in Paris bei.

Die Unsicherheit ist aber nicht nur wegen der Wachstumsbedingungen dies- und jenseits des Atlantiks noch hoch. Die absolute und relative Preisentwicklung wird auch davon beeinflusst, wie einige wichtige Fragen beantwortet werden: Läuft die russische Exportsteuer zum 30. Juni aus und erhöht sich damit die Konkurrenz für EU-Weizen wieder? Wie entwickelt sich der Euro-USDollar-Wechselkurs? Welche Bedeutung wird sich der neue Premium-Weizenkontrakt in Paris erarbeiten können?


Sojabohnen und Raps:

Die sehr reichliche Versorgung des Weltmarktes mit Sojabohnen drückt seit vielen Monaten auf die Notierungen der Ölsaat und verhindert, dass sich die Preise nachhaltig über die Marke von 1.000 US-Cents je Pfund bewegen können. Der Absturz der Preise 2014 war der Rekordernte in den USA geschuldet, der nun aus Brasilien und Argentinien ebenfalls Rekordernte folgen. Weltweit steigt damit die Produktion von Sojabohnen 2014/15 auf die Rekordhöhe von 315 Mio. Tonnen (Grafik 6).

Trotz hoher Exporte und dadurch bedingten mehrfachen Abwärtsrevisionen der erwarteten US-Endbestände, sollen diese noch immer stark steigen und sich das Lager-Verbrauchs-Verhältnis von niedrigem Niveau auf gut 10% fast vervierfachen. Auch in der kommenden Saison ist mit einer globalen Produktion in ähnlicher Größe zu rechnen. Erst im Mai wird das USDA seine erste Schätzung abgeben. Noch ist die Unsicherheit naturgemäß sehr hoch. Das zeigt das Beispiel USA: Ende Februar schätzte das USDA die US-Anbaufläche 2015 für Sojabohnen auf 83,5 Mio. Morgen - und erwartet damit entgegen allen Erwartungen einen leichten Rückgang gegenüber Vorjahr.

Prognosen des vielbeachteten Analysehauses Informa Economics lagen damals bei rund 88 Mio. Morgen. Inzwischen hat sich diese Diskrepanz zwar von beiden Seiten geringfügig eingeengt, doch bleibt sie nach wie vor hoch. Es bleibt abzuwarten, wer näher am tatsächlichen Ergebnis liegt und was dies für die zu erwartende US-Erntemenge bedeutet.

Viele Schätzungen zur US-Erntemenge bewegen sich derzeit im Bereich von 104 Mio. Tonnen, nachdem 2014 rekordhohe 108 Mio. Tonnen geerntet worden waren. Es darf aber unterstellt werden, dass sich die globale Versorgung mit Sojabohnen 2015/16 reichlich bleiben wird. Das Analysehaus Oil World schätzt aktuell für 2015/16 nur eine marginal sinkende Weltproduktion und einen weiteren Marktüberschuss. Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass 2015 der Preis für Sojabohnen unter 1.000 US-Cents je Scheffel verharren wird. Für Q4 2015 behalten wir unsere Prognose von 950 US-Cents je Scheffel bei.



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