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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Weichen werden gestellt

23.04.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 4 -
China bleibt eine Größe am Markt, die erhebliche Unsicherheit mit sich bringt: Ein umfangreiches staatliches Lagerankaufprogramm zu gestützten Preisen führte in den Jahren 2011 bis 2013 zu steigenden Preisen für Baumwolle im Land. Diese stiegen immer weiter über die internationalen Preise hinaus, worunter die Spinnereien und die heimische Textilindustrie zu leiden hatten. Entsprechend viel Ware floss in die staatlichen Lager.

In den Jahren 2011/12 bis 2013/14 haben sich die chinesischen Lagerbestände etwa versechsfacht und das Lager-Verbrauchs-Verhältnis auf 180% getrieben - 2010/11 hatte dieses nach jahrelangem Rückgang nur noch 23% betragen. Sie dürften zum Ende der laufenden Saison nochmals leicht höher liegen. Da das Auftürmen teurer Lagerbestände nicht dauerhaft fortgesetzt werden konnte, schwenkte die Politik 2014 um zu einem System weg von genereller Preisstützung hin zu Subventionszahlungen an die Produzenten. Dabei wird vor allem die westliche Provinz Xingjiang gefördert, die seit 2005 die wichtigste Baumwollprovinz ist, während früher die Produktion mehr im Osten Chinas stattfand. Die Produktion in diesen Regionen wird deutlich weniger stark subventioniert.

Die Produktion in Xingjiang hat Größenvorteile und ist stärker mechanisiert als in den östlichen Landesteilen und profitiert zudem auch von Transportsubventionen in die noch immer weitgehend im Osten liegenden Gebiete der Textilindustrie. Die Regierung legte für Produzenten in Xingjiang einen attraktiven, deutlich über den Weltmarktpreisen liegenden Zielpreis fest. Liegt der Marktpreis unter dem Zielpreis, wird die Differenz an die Produzenten als Subvention ausgezahlt. Um auf der Nachfrageseite die Preise sinken zu lassen, wurde über 2014 der Preis, zu dem aus den staatlichen Lagern Ware freigegeben wurde, reduziert.

Nicht nur für China, sondern für den globalen Markt wird bedeutend sein, mit welchem Mix an Politiken die chinesische Regierung versuchen wird, die überhohen Bestände abzubauen. Sie möchte einerseits einem Wertverfall der zuvor teuer aufgekauften Baumwolle vorbeugen, um die staatlichen Verluste nicht zu hoch werden lassen. Eine Reduktion der Importquoten und/oder ungünstigere Bedingungen im Hinblick auf die Zollhöhe wirken hierbei unterstützend.

Die chinesischen Importe, die sich 2011/12 verdoppelt hatten, als Verarbeitungsunternehmen auf günstigere internationale Ware auswichen, dürften nach einem dramatischen Rückgang bereits in 2013/14 auch in 2014/15 weiter sinken und mit 7,5 Mio. Ballen nur noch 30% des Wertes von 2011/12 betragen.

Dies drückt die internationalen Preise und verschlechtert die relative Position der chinesischen Verarbeitungsindustrie im internationalen Wettbewerb weiter, weshalb die Regierung einen Ausgleich zwischen Lagerabbau, Importen und Weltmarktpreiswirkuung suchen muss, um weiteren Verwerfungen entgegenzuwirken und auch die Begrenzungen für Subventionszahlungen einzuhalten, denen sie sich beim Beitritt zur Welthandelsorganisation unterworfen hat. Zudem möchte Chinas Regierung erreichen, dass 2015 im Land selbst deutlich weniger Baumwolle angebaut wird, damit die Nachfrage verstärkt die bereits vorhandene Ware aufnimmt.

Von einem Minus um etwa 20% ist die Rede. Um dies zu erreichen, wurde der Zielpreis in der Hauptanbauregion Xingjiang nun abgesenkt. Allerdings nur um 3,5%, was Beobachtern zufolge nur eine begrenzte Wirkung auf die Produktionsmenge entfalten dürfte.

In China sind in den letzten Jahren die Produktionskosten in der arbeitsintensiven Textilindustrie stark gestiegen, vor allem aufgrund stark steigender Löhne. Dies verschlechtert Chinas Wettbewerbsfähigkeit auch längerfristig. Für die kapitalintensivere Garn- und Stoffproduktion allerdings sieht das USDA in einer aktuellen Analyse auch weiterhin eine gute Perspektive.

Auf einen Blick

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