• Samstag, 17 Mai 2025
  • 10:58 Frankfurt
  • 09:58 London
  • 04:58 New York
  • 04:58 Toronto
  • 01:58 Vancouver
  • 18:58 Sydney

Industriemetalle: 2015 – unsichere Zeiten voraus

05.12.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 3 -
Dagegen dürfte die globale Nickelnachfrage weiter zulegen. Bereits in diesem Jahr dürfte gemäß Daten des auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierten Research-Instituts MEPS die weltweite Edelstahlproduktion, getrieben durch China, wohl ein neues Rekordhoch von 41 Mio. Tonnen erreichen. Dies würde einem Anstieg um 7,8% gegenüber dem Vorjahr entsprechen. Auch 2015 dürfte die Produktion weiter ausgeweitet werden, was für eine weiterhin robuste Nachfrage nach Nickel spricht. Die Edelstahlindustrie ist der mit Abstand größte Konsument von Nickel.

Ein Blick auf die Lagerbestände zeigt jedoch, dass eine höhere Nickelnachfrage normalerweise problemlos aufgefangen werden kann. So liegen allein im LME-System fast 400 Tsd. Tonnen Nickel, wovon nur 25% zur Auslieferung abgerufen sind. Der Rest steht dem Markt also zur freien Verfügung.

Steigende Lagerbestände dürften mit ein Grund dafür gewesen sein, dass die International Nickel Study Group (INSG) während ihrer Herbsttagung ihre Prognosen zur Marktbilanz nicht noch weiter revidiert hat. Für dieses Jahr erwartet die INSG wegen des Exportverbots in Indonesien und technischer Probleme in Minen andernorts nur noch einen marginalen Angebotsüberschuss von 10 Tsd. Tonnen (in den ersten neun Monaten übertraf das Angebot die Nachfrage um 31,4 Tsd. Tonnen). Im nächsten Jahr soll der Nickelmarkt dann erstmals seit fünf Jahren wieder in ein Angebotsdefizit drehen (20 Tsd. Tonnen). Die INSG bleibt damit aber deutlich optimistischer als viele andere Marktbeobachter.

Die Aussicht auf eine angespanntere Marktlage sollte u.E. dem Nickelpreis Unterstützung geben. Im November hatte ein indonesischer Regierungsvertreter nochmals betont, dass das Land sein Exportverbot beibehalten wird. Wegen der noch umfangreichen Lagerbestände erwarten wir aber keine großen Preissprünge. Ende 2015 sollte Nickel bei 18.000 USD je Tonne notieren.


Zink:

Der globale Zinkmarkt ist schon seit Monaten merklich angespannt. Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) bezifferte kürzlich das Angebotsdefizit von Januar bis September auf 309 Tsd. Tonnen. Für das Gesamtjahr erwartet sie, dass das Angebot um 403 Tsd. Tonnen hinter der Nachfrage zurückbleibt. Grund hierfür ist vor allem eine starke Ausweitung der Produktion von galvanisiertem Stahl in China sowie eine robuste Stahlherstellung in den USA. So wurden gemäß Daten von Antaike in China in den ersten neun Monaten des Jahres 36,9 Mio. Tonnen galvanisierter Stahl hergestellt, gut 16% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Dies hat sich entsprechend in einer höheren Zinknachfrage Chinas widergespiegelt, die WBMS-Daten zufolge von Januar bis September um über 8% auf 4,71 Mio. Tonnen gestiegen ist. Ein Teil davon wurde durch Importe gedeckt. In den letzten Monaten hat sich China allerdings von einem Netto-Importeur zu einem Netto-Exporteur entwickelt und im Oktober erstmals seit fast sechs Jahren in einem Monat wieder mehr Zinkraffinade aus- als eingeführt. Wir erachten diese Entwicklung jedoch nicht als nachhaltig und gehen davon aus, dass China im nächsten Jahr netto wieder umfangreiche Mengen Zink importieren wird. Denn das größte Problem in China sind die stark gefallenen Metallgehalte in den Erzen.

Open in new window

Nach sechs aufeinanderfolgenden Jahren mit Angebotsüberschüssen gab es 2013 und 2014 gemäß Daten der ILZSG wieder Angebotsdefizite. Infolge dieser wurden die börsenregistrierten Zinkvorräte bislang 2014 deutlich abgebaut - an der LME um 28% und an der SHFE sogar um 54%. Die Lagerbestände liegen damit in der Nähe oder auf mehrjährigen Tiefständen. Das Defizit soll im nächsten Jahr nur geringfügig auf 366 Tsd. Tonnen sinken, was das dritte Defizitjahr in Folge darstellen würde (Grafik 10).

Zum abermaligen Angebotsdefizit trägt auch die Schließung von Zinkminen bei. Als vorerst letzte größere in der Reihe wird im dritten Quartal 2015 die "Century2-Mine in Australien stillgelegt. Allein dies bedeutet einen Verlust von 500 Tsd. Tonnen. Der Vorstandsvorsitzende von MMG Ltd., dem Betreiber der "Century"-Mine, schätzt, dass in den kommenden fünf Jahren insgesamt rund 1,5 Mio. Tonnen Zink durch die Schließung von Minen vom Markt genommen werden. Dies kann nur teilweise durch neue Minen ausgeglichen werden, da der Zinkpreis seit Mitte 2011 nur selten über der Marke von 2.200 USD je Tonne notierte. Aber erst über diesem Niveau sind Industriekreisen zufolge neue Minen profitabel.

U.E. weist der globale Zinkmarkt die größte Lücke zwischen Angebot und Nachfrage von allen Industriemetallen auf, weil das Angebot auf absehbare Zeit begrenzt bleiben dürfte. Wir gehen daher von einem Preisanstieg bei Zink auf 2.400 USD je Tonne zum Jahresende 2015 aus.


Blei:

Entspannter als bei Zink stellt sich die aktuelle Marktsituation bei Blei dar. Gemäß Daten der ILZSG wies der globale Bleimarkt in den ersten neun Monaten des Jahres einen moderaten Angebotsüberschuss von 12 Tsd. Tonnen auf. Der Überschuss kam vor allem durch eine höhere Produktion im dritten Quartal zustande, während die Nachfrage nur leicht zulegte. Zur Angebotsausweitung am Weltmarkt hat auch China beigetragen, denn das Land hat in diesem Jahr bereits große Mengen Blei exportiert. So lagen die Netto-Exporte in den ersten zehn Monaten mit 26,1 Tsd. Tonnen 60% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau und waren so hoch wie zuletzt 2007.

Zur Überproduktion trugen auch die relativ hohen Zinkpreise bei, da sie die Produktion in den Blei-Zink-Minen begünstigten. Eine noch höhere Bleiproduktion wurde in China durch umfangreiche Umweltschutzinspektionen sowie der Konsolidierung im Minensektor verhindert. Im Gegenteil, die inländische Bleiproduktion lag gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros in den ersten zehn Monaten 2014 mit 3,56 Mio. Tonnen sogar 12% unter Vorjahr. Dies deutet wiederum auf eine schwache Nachfrage in China selbst hin, was wohl mit zu den deutlich gesunkenen Preisen im Herbst beigetragen hat.

Open in new window

Da im Winter die Nachfrage nach Batterien, die einen Großteil der Bleinachfrage ausmachen, besonders hoch ist, sollte sich der Markt wieder anspannen. In den letzten fünf Jahren war Daten der ILZSG zufolge die Bleinachfrage im vierten Quartal 5-10% höher als im Durchschnitt der ersten neun Monate. Außerdem erwarten wir weiter anziehende Fahrzeugverkäufe in allen wesentlichen Absatzmärkten, die ebenfalls zu einer soliden Bleinachfrage beitragen sollten. Zudem dürfte sich die Verfügbarkeit von Bleikonzentrat in China in den nächsten Monaten verringern, denn viele Blei-Minen im Land stellen für den Winter ihre Produktion ein.

So geht denn auch die ILZSG davon aus, dass in diesem Jahr auf globaler Ebene das Angebot um 38 Tsd. Tonnen hinter der Nachfrage zurückbleiben soll. Auch im nächsten Jahr soll ein Angebotsdefizit bestehen, welches mit 23 Tsd. Tonnen aber etwas niedriger angesetzt wird (Grafik 11). Hierbei spielt eine etwas langsamer wachsende Produktion von E-Bikes in China eine Rolle. Die E-Bike-Industrie wird, wie die Telekommunikationsbranche auch, dennoch eine solide Nachfrage nach Blei generieren. Mittel- bis langfristig dürfte sich zudem die Schließung von größeren Zinkminen in einem begrenzten Bleiangebot bemerkbar machen, denn Blei wird oftmals zusammen mit Zink abgebaut. Von dieser Seite her sollte der Markt daher angespannt bleiben.

Die Bleivorräte in den Lagerhäusern der LME liegen zwar aktuell mit rund 218 Tsd. Tonnen auf dem Niveau zu Jahresbeginn und können vorübergehend eine potenziell stärkere Nachfrage auffangen, allerdings befinden sie sich auch 44% unter dem Rekordniveau von vor drei Jahren. Viel Spielraum besteht also nicht. Die SHFE-Bestände wurden seit Jahresbeginn sogar um annähernd ein Viertel auf knapp 70 Tsd. Tonnen reduziert - trotz der eher verhaltenen Nachfrage in China.

Wir erwarten zwar nicht, dass der Bleipreis im nächsten Jahr große Sprünge macht, sehen diesen durch das dritte Defizitjahr in Folge aber gut unterstützt. Ende 2015 sollte Blei bei 2.200 USD je Tonne handeln.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)