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Edelmetalle: Ausblick 2015: Preiserholung lässt noch auf sich warten

03.12.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Silber

Der Silberpreis dürfte sich im nächsten Jahr lediglich im Einklang mit dem Goldpreis bewegen, obwohl Silber relativ zu Gold momentan so günstig ist wie zuletzt vor fast sechs Jahren (Grafik 6). Einer besseren Preisentwicklung von Silber stehen die ungünstigen Fundamentaldaten entgegen. Laut Thomson Reuters GFMS liegt die physische Silbernachfrage im zu Ende gehenden Jahr 6,7% oder 72,5 Mio. Unzen (2.255 Tonnen) niedriger als im Vorjahr. Hauptgrund hierfür ist ein Einbruch bei der Nachfrage nach Münzen und Barren um 50 Mio. Unzen.

Die Industrienachfrage soll um 10,5 Mio. Unzen sinken, die Nachfrage nach Silberschmuck und Silberwaren um insgesamt 12 Mio. Unzen. Die Angebotsseite zeigt sich trotz des kräftigen Preisrückgangs und des niedrigen Preisniveaus relativ stabil. Unter dem Strich soll das globale Silberangebot Thomson Reuters GFMS zufolge im Jahr 2014 um 2,9% oder 28,9 Mio. Unzen (899 Tonnen) steigen. Dies ist vor allem der Minenproduktion geschuldet, welche in diesem Jahr auf ein neues Rekordniveau von 867,7 Mio. Unzen (26.986 Tonnen) steigen soll. Dabei spielt eine Rolle, dass Silber größtenteils als Nebenprodukt bei der Förderung von anderen Metallen wie Gold, Kupfer, Zink und Blei anfällt und der Silberpreis somit für die meisten Produzenten keine große Rolle spielt.

Dem Anstieg der Minenproduktion um 29,7 Mio. Unzen steht ein fast ebenso großer Rückgang bei Altsilber um 27,2 Mio. Unzen gegenüber. Das daraus resultierende Überangebot auf dem physischen Silbermarkt von 26 Mio. Unzen konnte durch die Zuflüsse in die Silber-ETFs bei weitem nicht absorbiert werden (Grafik 7). Diese sollen sich Thomson Reuters GFMS zufolge in diesem Jahr auf 16 Mio. Unzen belaufen (Grafik 21).

Wie sind die Aussichten für 2015? Die Nachfrage nach Silbermünzen und -barren dürfte sich auch begünstigt durch das im Vergleich zu Gold attraktive Preisniveau merklich erholen. Darauf deuten auch Aussagen von Thomson Reuters GFMS hin, welche seit September von einer spürbare Belebung bei den Absätzen von Münzen und Barren berichten. Für das vierte Quartal 2014 rechnet Thomson Reuters GFMS mit einem Anstieg der Münznachfrage um 30-40% gegenüber dem Vorquartal. Weiterhin wenig Impulse sind dagegen von der Industrienachfrage zu erwarten.

Das Wirtschaftswachstum in China wird sich im nächsten Jahr weiter abschwächen, was sich auch bremsend auf die industrielle Silbernachfrage auswirken dürfte. Der Silberbedarf in der Photovoltaik wird durch die fortgesetzte Reduktion von Silber in den Solarzellen gedrückt. Der Anteil der Photoindustrie an der industriellen Nachfrage dürfte ebenfalls weiter sinken. Einen steigenden Silberbedarf sieht Thomson Reuters GFMS zwar bei den medizinischen Anwendungen. Diese machen aber nur einen geringen Teil der industriellen Nachfrage aus.

Die Schmucknachfrage könnte vom günstigen Silberpreis und damit einhergehenden Substitutionseffekten profitieren. Auf der Angebotsseite ist eine leichte Verlangsamung des Anstiegs der Minenproduktion zu erwarten. Das Angebot an Altsilber dürfte beim gegenwärtig niedrigen Preisniveau kaum steigen. Der Primärüberschuss aus Angebot und physischer Nachfrage dürfte 2015 daher etwas geringer ausfallen und durch ETF-Zuflüsse absorbiert werden. Dies sollte eine nochmalige schlechtere Preisentwicklung gegenüber Gold verhindern. Wir erwarten einen Silberpreis von 16 USD je Feinunze Mitte 2015 und 18 USD je Feinunze Ende 2015.

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Platin / Palladium

Die Märkte für Platin und Palladium sind derzeit ausgesprochen angespannt. Der weltgrößte Platinverarbeiter Johnson Matthey schätzt das globale Angebotsdefizit bei Platin in diesem Jahr auf 1,13 Mio. Unzen. Bei Palladium übertrifft die weltweite Nachfrage das globale Angebot sogar um 1,62 Mio. Unzen. Beides entspricht den höchsten Angebotsdefiziten seit Beginn der Datenreihen vor mehr als 30 Jahren. In beiden Märkten bleibt das Angebot seit nunmehr drei Jahren hinter der Nachfrage zurück (Grafiken 8 und 9).

Hauptgrund für das diesjährige Rekorddefizit bei Platin ist ein deutlich niedrigeres Angebot aus Südafrika. Johnson Matthey zufolge soll die Minenproduktion des mit Abstand wichtigsten Platinproduzenten in diesem Jahr um 750 Tsd. Unzen gegenüber dem Vorjahr auf ein 18-Jahrestief von 3,46 Mio. Unzen zurückgehen. Verantwortlich hierfür ist der fünfmonatige Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie zu Jahresbeginn. Das weltweite Minenangebot fällt daraufhin um gut 700 Tsd. auf 5,10 Mio. Unzen.

Dieser Rückgang kann durch ein etwas höheres Angebot aus Recycling bei weitem nicht ausgeglichen werden. Die gesamte Platinnachfrage soll um 235 Tsd. auf 8,52 Mio. Unzen zurückgehen (Grafik 10), was im Wesentlichen einer niedrigeren Investmentnachfrage geschuldet ist. Letztere soll auf 300 Tsd. Unzen fallen, was nur noch etwas mehr als einem Drittel des Vorjahres entspricht. Dieser Rückgang ist in erster Linie eine Gegenbewegung auf die außerordentlich starke Investmentnachfrage im Vorjahr, welche begünstigt durch die Einführung eines neuen Platin-ETFs in Südafrika 2013 ein Rekordniveau erreichte (Grafik 23).

Die Nachfrage aus der Automobilindustrie wird dagegen aller Voraussicht nach um ca. 250 Tsd. auf ein 6-Jahreshoch von 3,39 Mio. Unzen steigen. Auch die Nachfrage aus der übrigen Industrie soll um 130 Tsd. auf 1,84 Mio. Unzen zulegen, die Schmucknachfrage dagegen geringfügig unter die Marke von 3 Mio. Unzen sinken.

Bei Palladium ist eine Kombination aus einem geringeren Angebot und einer stärkeren Nachfrage für das von Johnson Matthey erwartete Rekorddefizit verantwortlich. Das weltweite Palladiumangebot soll 2014 mit 6,20 Mio. Unzen um ca. 380 Tsd. Unzen niedriger ausfallen als im Vorjahr. Auch bei Palladium ist Südafrika mit einem Rückgang um 350 Tsd. Unzen dafür hauptverantwortlich. Zudem kommen 100 Tsd. Unzen weniger Angebot aus Russland an den Markt. Wie bei Platin kann auch bei Palladium ein höheres Recyclingangebot den Rückgang der Minenproduktion in Südafrika und Russland nicht ausgleichen, zumal die Verkäufe aus den russischen Staatsresreven versiegt sind.



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