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Rohstoffe kompakt Agrar: Mangel an fundamentalen Daten hält Unsicherheit hoch

15.08.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Ein wirklicher Versorgungsengpass am Kaffeemarkt steht zwar nicht bevor. Doch die Internationale Kaffeeorganisation ICO hat bereits im Mai eine Defizitschätzung für 2014/15 von mindestens 2 Mio. Sack ausgegeben und hält inzwischen unter Bezug auf verschiedene Quellen auch 10 Mio. Sack für möglich. Der Kaffeehändler Volcafe hatte zwischenzeitlich den Markt mit einer Defizitprognose von 11 Mio. Sack 2014/15 und einem weiteren Defizit 2015/16 aufgeschreckt.

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Wie von uns erwartet, hat der Arabica-Preis seit Mai nachgegeben. Bestätigen hoffentlich bald eintreffende belastbare Daten zur brasilianischen Kaffeeernte, dass die schlimmsten Befürchtungen sich nicht bewahrheitet haben, dann könnten die Preise noch etwas weiter nachgeben. Unsere Prognose lautet daher auf 170 US-Cents je Pfund für Q4 2014 für Arabica-Kaffee. Knapp dürfte Kaffee allemal bleiben, selbst wenn die nächste brasilianische Ernte nicht nochmals schlechter ausfällt. Dies dürfte das Preisniveau auch längerfristig hoch halten. Für Robusta-Kaffee schätzen wir den Preis in Q4 auf 1.800 USD je Tonne.


Zucker:

Der Rohzuckerpreis im Oktober-Kontrakt hatte sich nach dem Anstieg im Frühjahr über vier Monate im Raum zwischen 18 und 19 US-Cents je Pfund bewegt. Nun ist er seit Ende Juni kräftig abgesunken und taumelt derzeit bei 16 US-Cents je Pfund. Dies hat maßgeblich mit der bisher besser als erwartet laufenden brasilianischen Zuckerrohrernte zu tun.

Nach Angaben der Zuckerindustrievereinigung Unica wurde im Hauptanbaugebiet Center-South seit Beginn der Verarbeitungssaison 8,3% mehr Zuckerrohr verarbeitet als in der Vorjahresperiode und die Zuckerproduktion um 13,4% gesteigert. Dies scheint zunächst die pessimistischen Prognosen zu widerlegen, wonach wegen der Dürre im ersten Quartal mit einem deutlichen Rückgang der Zuckerrohrmenge zu rechnen sei. Während im Vorjahr 597 Mio. Tonnen verarbeitet wurden, sollten es demnach eher 560 Mio. Tonnen sein. Gerade hatte der größte brasilianische Zuckerexporteur Copersucar eine Ernte von 565 Mio. Tonnen sogar als das bestmögliche Szenario bezeichnet (Grafik 4).

Stimmt diese Größenordnung, werden über kurz oder lang die zweiwöchentlichen Verarbeitungszahlen von Unica nachhaltig absacken. In seiner ersten Schätzung vom April hatte die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica die Zuckerrohrernte in Center-South trotz Berücksichtigung der Dürre noch mit 580 Mio. Tonnen und die Zuckerproduktion mit 32,5 Mio. Tonnen (-5,2% gegenüber 2013/14) angesetzt.

Erfreulicher ist der Blick auf Thailand, das nach Brasilien zweitgrößte Zuckerexportland. Thailands Produktion belief sich laut dem staatlichen Cane and Sugar Board in der inzwischen beendeten Verarbeitungssaison für 2013/14 auf rekordhohe 11,3 Mio. Tonnen. Für 2014/15 erwartet das Board einen Anstieg auf 12 Mio. Tonnen, nachdem ein Subventionsprogramm für Reis ausgelaufen ist und vermehrt Reisproduzenten auf Zuckerrohr umsteigen.

Beobachter wie Czarnikow, die bereits für 2013/14 die thailändische Produktion mit 12 Mio. Tonnen höher angeben, erwarten ebenfalls einen weiteren Anstieg. Kritischere Stimmen weisen aber auf die inzwischen lange anhaltende Trockenheit hin, die die Produktion möglicherweise sogar geringer ausfallen lassen könnte.

Inwieweit der im Sommer 2014 verspätet eingesetzte Monsunregen die Zuckerrohrernte 2014/15 beim zweitgrößten Zuckerproduzenten Indien beeinträchtigt, bleibt abzuwarten. Dies gilt umso mehr, als inzwischen der überwiegende Teil der Zuckerrohrfläche mit Bewässerungssystemen ausgestattet ist und durch eine recht gute Feuchtigkeitsversorgung die Reservoirs auch vor dem Monsun gut gefüllt waren.

Inzwischen hat sich der Rückstand des Monsunregens gegenüber dem langjährigen Durchschnitt deutlich reduziert. Die Zuckerrohrfläche soll aber auf jeden Fall, laut Angaben der indischen Zuckermühlenvereinigung ISMA, um 2% unter dem Vorjahr liegen, sich allerdings vermehrt in ertragsstarken Regionen konzentrieren. ISMA erwartet daher dennoch eine Zuckerproduktion 2014/15 von 25,3 Mio. Tonnen, die mehr als ausreichen soll, die heimische Nachfrage zu decken.

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Da vor allem wegen Brasilien die weltweite Zuckerproduktion um 1-2 Mio. Tonnen sinken soll, könnte 2014/15 das erste Marktdefizit seit fünf Jahren auftreten (Grafik 5). Bereits vor der problematischen Wetterentwicklung in Brasilien erwartete die ISO für 2014/15 ein Ende der Überschüsse. Inzwischen belaufen sich die Schätzungen am Markt auf ein Defizit 2014/15 von 2-3 Mio. Tonnen. Allerdings gibt es auch Stimmen, die nur ein marginales Defizit oder aber gar wie das Handelshaus Sucden einen nochmaligen Überschuss erwarten.

Echte Knappheit ließe aber auch ein Defizit nicht entstehen. Denn für 2013/14 ist laut ISO nochmals mit einem Überschuss von gut 4 Mio. Tonnen zu rechnen. Zwischen 2010/11 und 2012/13 waren es sogar fast 10 Mio. Tonnen gewesen und auch die beiden Jahre davor hatten mit einem Überschuss geschlossen.

Hohe Lagerbestände nach den Überschüssen der Vorjahre sollten daher große Preissprünge weiterhin verhindern. Wir rechnen aber mit einem Anstieg des Rohzuckerpreises auf 17 USCents je Pfund in Q4 2014 und sehen weiteres Aufwärtspotenzial im Jahr 2015.




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