Rohstoffe kompakt Agrar: Prognosen 2014/15: Entspannter Blick in die Zukunft


Dass die Preise für die neue Ernte deutlich unter dem aktuellen Niveau liegen, ist der Erwartung einer entspannteren Marktlage in den USA in der kommenden Saison geschuldet. Die US-Baumwollernte soll 2014 laut USDA um 12% auf 14,5 Mio. Ballen steigen. Damit fällt das Plus zwar nur noch halb so hoch aus wie auf der Outlook-Konferenz des USDA im Februar erwartet wurde.
Auch der Nationale Baumwollrat der USA reduzierte seine Schätzung für die US-Ernte 2014 Anfang Mai auf 15,25 Mio. Ballen, nachdem er im Februar noch von 16,4 Mio. Ballen ausging. Das ICAC rechnet mit gut 14 Mio. Ballen. Dennoch besteht die begründete Hoffnung, dass die aktuell sehr niedrigen US-Bestände wieder aufgefüllt werden können. Das USDA erwartet einen Anstieg der Endvorräte auf 3,9 Mio. Ballen, womit der Rückgang in der laufenden Saison wieder wettgemacht würde.
Für diese Prognose gibt es allerdings Abwärtsrisiken. Zum einen ist die Dürre im wichtigsten Anbaustaat Texas sowie im drittgrößten Anbaustaat Kalifornien zu nennen. Aus diesem Grund hat das USDA bereits die Annahme der zur Ernte kommenden Fläche reduziert. Der Anteil der aufgegebenen Fläche wird inzwischen mit 24% so hoch angesetzt wie in den beiden Vorjahren (Grafik 10).
Zum anderen könnte das Wetterphänomen El Niño für zusätzliche Ernteeinbußen sorgen, da dieses zur Erntezeit im Süden der USA mit überdurchschnittlichen Regenfällen einhergeht, welche die Qualität der erntereifen Baumwolle beeinträchtigen würden. Die höhere Feuchtigkeit wäre allerdings gut für die Wachstumsbedingungen im nächsten Frühjahr.
Durch erwartete Ernterückgänge in den beiden wichtigsten Produzentenländern China und Indien, welche zusammen mehr als die Hälfte des weltweiten Angebots stellen, soll die globale Ernte 2014/15 geringer ausfallen als 2013/14 und damit zum dritten Mal in Folge im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen (Grafik 11).
Nach Erwartung des USDA wird der globale Baumwollmarkt 2014/15 dennoch den vierten Angebotsüberschuss in Folge aufweisen. Dieser soll allerdings nur noch weniger als eine Mio. Tonnen betragen und damit halb so hoch wie im laufenden Erntejahr ausfallen. Dies deckt sich mit der Prognose des International Cotton Advisory Committee ICAC. Die bereits stark gestiegenen globalen Bestände, von denen allerdings über 60% in China lagern, dürften daher weiter anwachsen.
Auf der Nachfrageseite spielt China die entscheidende Rolle. Nach Einschätzung des USDA werden die chinesischen Baumwollimporte mit 1,8 Mio. Tonnen fast eine Million Tonnen unter dem Vorjahr bleiben. Das ICAC ist mit 2,2 Mio. Tonnen zwar etwas optimistischer, rechnet aber ebenfalls mit einer Halbierung der Importe gegenüber 2012/13.
Nachdem die staatliche Ankaufpolitik der letzten Jahre mit hohen Kosten für Lagerhaltung und Durchführung verbunden war, sollen die lokalen Baumwollproduzenten anderweitig unterstützt werden. Zunächst bekommen nur die Anbauer der Provinz Xingjiang eine direkte Zahlung auf Basis eines recht hoch angesetzten Zielpreises. Anbauer in den anderen Regionen werden wohl ihre Flächen daraufhin deutlich einschränken, was auch den erwarteten Rückgang der chinesischen Ernte in diesem Jahr erklären kann.
Bis die neue Ernte auf den Markt kommt, dürfte der Baumwollpreis auf einem erhöhten Niveau bleiben. Wir rechnen daher bis zum Herbst mit einem Preis von etwa 85 US-Cents je Pfund. Der erwartete Anstieg der US-Vorräte und eine schwächere Nachfrage aus China sprechen danach für einen Preisrückgang auf 78 US-Cents je Pfund bis zum Jahresende. Im nächsten Jahr dürfte der Baumwollpreis noch darunter fallen. Sollte es aufgrund der Dürre oder von El Niño zu stärkeren Ernteeinbußen in den USA kommen, dürften 80 US-Cents je Pfund die Untergrenze für den Baumwollpreis darstellen.

Auf einen Blick


