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Rohstoffe kompakt Agrar: Prognosen 2014/15: Entspannter Blick in die Zukunft

28.05.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)

Für 2014/15 prognostiziert das US-Landwirtschaftsministerium weder für die wichtigsten Getreide und Ölsaaten noch für Baumwolle ein Angebotsdefizit. Auch wenn andere internationale Institutionen mitunter leicht abweichende Einschätzungen geben, sehen auch sie keine merkliche Anspannung der Versorgungssituation. Wir erwarten daher eine teilweise seitwärts, zum Teil auch nach unten gerichtete Preisentwicklung. Allerdings bleiben zu diesem frühen Zeitpunkt die Risiken für die Prognose hoch: Das Wetter, politische Spannungen und klimatische Ereignisse wie El Niño können die aktuellen Prognosen schnell über den Haufen werfen.

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA veröffentlicht jedes Jahr im Mai die ersten offiziellen Prognosen zu Angebot und Nachfrage bei wichtigen Agrargütern weltweit in der kommenden Saison. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Marktteilnehmer natürlich bereits eine Meinung gebildet und fiebern darauf, diese mit den USDA-Projektionen zu vergleichen und möglicherweise zu korrigieren. Monatlich aktualisierte Einschätzungen zur globalen Versorgung mit Mais, Weizen, Reis und Sojabohnen geben etwa auch der Internationale Getreiderat IGC und das von der G-20 initiierte und bei der FAO ansässige Agricultural Market Information System AMIS ab.

AMIS hat ebenfalls im Mai erste Prognosen zu 2014/15 veröffentlicht, der IGC bereits im März. Beide haben allerdings - anders als nun das USDA - bisher zu Ölsaaten keine Aussage über die nächste Saison gemacht. Auch private Unternehmen wie Informa Economics bieten vielbeachtete Prognosen an. Es gibt also bereits Einschätzungen von anderer Seite, doch kann nach wie vor von einer gewissen Dominanz der USDA-Prognosen bei der Beeinflussung der Marktmeinung ausgegangen werden.


Weizen:

Weitgehend Einigkeit besteht unter den Marktbeobachtern darin, dass 2014/15 mit einem Rückgang der weltweiten Weizenproduktion nach der Rekordernte des Vorjahres zu rechnen ist. Der IGC prognostiziert ein kleines globales Defizit, Amis einen kleinen Überschuss und das USDA einen quasi ausgeglichenen Markt (Grafik 2). Die weltweite Versorgung ist damit 2014/15 nicht gefährdet – bei allen Unsicherheiten zu diesem frühen Zeitpunkt. Wie schnell sich Annahmen ändern können, zeigt das Beispiel USA.

In einer ersten Vorausschau auf 2014/15 hatte das USDA im Februar für die USA eine marginal höhere Weizenproduktion angenommen. Nach einer Reihe von Abwärtsrevisionen werden allerdings nur noch 29% der Winterweizenpflanzen mit gut oder sehr gut bewertet, dagegen 44% mit schlecht oder sehr schlecht (Grafik 3). Die schlechten Pflanzenbewertungen haben das USDA dazu bewogen, die 2014 erwartete US-Ernte mit 53,4 Mio. Tonnen um 9% niedriger als im Vorjahr anzusetzen.

Weicher Roter Winterweizen trägt dabei nach Angaben des USDA den größten Anteil an den erwarteten Ernteeinbußen. Weitere Länder, die zum Rückgang der weltweiten Erzeugung beitragen, sind Australien, Kanada und die Ukraine - aus ganz verschiedenen Gründen. In Kanada soll die Ernte um ein Viertel hinter der Rekordernte des Vorjahres zurückbleiben. Neben einer kleineren Fläche soll dafür vor allem eine deutlich niedrigere Produktivität nach den optimalen Bedingungen des Vorjahres verantwortlich sein. Geringere Erträge sollen auch der Grund für die etwas niedrigere australische Ernte sein.

Sollte sich tatsächlich bereits früh im zweiten Halbjahr eine El-Niño-Situation ergeben und diese recht stark ausfallen, dürfte sich hier noch Abwärtspotenzial ergeben. Das El-Niño-Phänomen geht meist mit Trockenheit im Osten Australiens einher, wo in Queensland und New South Wales 40% der australischen Weizenernte angebaut werden. Für die Ukraine wird das Minus gegenüber 2013 mit 10% angesetzt, wobei erschwerte Finanzierungsbedingungen und Verfügbarkeit an Betriebsmitteln im Zuge der politischen Krise verantwortlich gesehen werden. In Russland und Kasachstan rechnet das USDA aber mit einer guten Ernte nicht unter Vorjahresniveau.

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Auf der positiven Seite hat das USDA neben einem moderaten Plus bei China und Argentinien auch für die EU einen leichten Anstieg der Weizenernte eingestellt. Auch die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission beschreibt die Aussichten für die EU-Weichweizenernte 2014 als weiterhin gut, zumal die Regenfälle seit April auch in bisher zu trockenen Gebieten Frankreichs, Deutschlands und im Vereinigten Königreich für Entlastung gesorgt haben. MARS rechnet damit, dass die durchschnittlichen EU-Erträge vom sehr hohen Vorjahresniveau aus nur geringfügig auf 58 dt/ha zurückgehen.

Die EU-Kommission setzt die Weichweizenfläche 2014/15 um 2,8% höher als im Vorjahr an und die Weichweizenproduktion mit 135,9 Mio. Tonnen um 1,2% über dem Vorjahr. Für die EU-28 rechnet sie mit einem leichten Überschuss der Produktion über die Nachfrage, so dass ein weiterer Lageraufbau prognostiziert wird. Ähnlich wie das USDA schätzt auch die EU-Kommission, dass die EU-Weizenexporte 2014/15 das hohe Niveau aus der Vorsaison wohl nicht werden halten können. Mit 27,5 Mio. Tonnen ist das USDA aber sehr viel optimistischer als die EU-Kommission mit 23 Mio. Tonnen, liegt aber bereits mit seiner Schätzung für 2013/14 deutlich über dem Niveau der Kommission.

Wir bleiben bei unserer Prognose, dass der US-Weizenpreis im vierten Quartal bei 650 USCents je Scheffel liegen dürfte. Als Risikofaktoren nach oben sehen wir neben dem Wetter vor allem die politische Lage in Russland und der Ukraine sowie die Entwicklung eines El-Niño-Phänomens früh im zweiten Halbjahr. Auch der Weizenpreis in Paris - der nächstfällige Kontrakt ist hier bereits der November-Kontrakt - dürfte in unserem Hauptszenario das von Mitte März bis Mitte Mai gesehene Niveau von über 200 EUR je Tonnen nicht mehr erreichen.

Die Zahlen der letzten Wochen zeigen eine Abschwächung der Ausfuhrdynamik an, und der Ausblick auf ein weiteres hohes Angebot sollte ebenfalls preisdämpfend wirken. Auch hier halten wir an unserer Prognose von 185 EUR je Tonnen im vierten Quartal mit den oben genannten Aufwärtsrisiken fest.





Mais:

Die weltweite Maisproduktion soll nach Ansicht des USDA 2014/15 ebenso hoch ausfallen wie in der noch laufenden Saison, in welcher ein Rekordniveau erreicht wurde. Da das USDA einen kräftigen Anstieg der Nachfrage unterstellt, soll der globale Angebotsüberschuss in der nächsten Saison mit 13 Mio. Tonnen nur noch knapp halb so hoch ausfallen als 2013/14.

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Der IGC erwartet bei einer leicht sinkenden Weltproduktion nur einen Überschuss von 5 Mio. Tonnen, AMIS sogar einen Rückgang der weltweiten Produktion um 4% und ein Defizit von 7 Mio. Tonnen. Der Hauptgrund für die Divergenz der Prognosen liegt in der unterschiedlichen Einschätzung der US-Flächenerträge. Während das USDA für die USA einen weiteren signifikanten Anstieg der Produktivität unterstellt (Grafik 4), gehen IGC und AMIS von einem Rückgang der Erträge vom außerordentlich hohen Niveau des Vorjahres aus. Einig sind sich alle drei Beobachter darüber, dass die Anbaufläche zurückgehen wird.

Zwar gibt die Aussaat in den USA inzwischen wenig Anlass zur Sorge. Nach einem kälte- und nässebedingten Rückstand in den ersten Wochen wurde dieser innerhalb einer einzigen Woche aufgeholt. Geht die Maisaussaat zügig weiter, muss auch nicht mit größeren Verschiebungen zugunsten von Sojabohnen gerechnet werden, die etwas später ausgebracht werden können. Wir erachten dennoch die Annahme des USDA eines Flächenertrages von 165 Scheffeln je Morgen und einem Plus von 4% gegenüber 2013/14 in den USA als ambitioniert. Wir sind skeptisch, dass der Ertrag stark genug steigt, um die Flächenreduktion wie vom USDA erwartet auszugleichen.

Den noch immer sehr dynamischen US-Maisexporten hat das USDA in seinem Mai-Bericht mit einer nochmals erhöhten Exportzahl für 2013/14 Rechnung getragen (Grafik 5). Entsprechend dürften seiner Ansicht nach die US-Endbestände noch niedriger sein als bislang vermutet. Trotz der Rekordernte 2013 starten die USA also mit einem niedrigen Lager-Verbrauchs-Verhältnis in die kommende Saison. Die weltweiten Endbestände an Mais erwartet das USDA Ende 2014/15 so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Durch die steigende Nachfrage soll sich das Lager-Verbrauchs-Verhältnis allerdings nur um einen Prozentpunkt auf im historischen Vergleich noch immer niedrige 17% verbessern.

Der zweitgrößte Anbieter Brasilien soll laut USDA 2014/15 eine Maisernte von 74 Mio. Tonnen erzielen. Das wäre nur geringfügig weniger als in der aktuell noch laufenden Saison. In den beiden letzten Monaten wurden die Erwartungen für die diesjährige Ernte auf 75 Mio. Tonnen nach oben korrigiert, nachdem sich die Witterung verbessert hat. Der Ernterekord von 81,5 Mio. Tonnen aus dem Jahr 2012/13 würde aber noch immer deutlich unterschritten.

Nach einer guten Ernte in der EU von 65 Mio. Tonnen im Erntejahr 2013/14 erwartet das USDA auch für die nächste Ernte eine ähnlich hohe Menge. Dabei zeigt sich die EU-Kommission bisher deutlich optimistischer als das USDA und taxiert die EU-Maisernte 2014 auf gut 69 Mio. Tonnen - wozu auch ein Anstieg der Fläche um 1,6% beträgt - , wobei Frankreich mit 17 Mio. Tonnen den weitaus größten Einzelbeitrag leistet.

Die EU-Kommission erwartet zudem eine Fortsetzung des Lageraufbaus. Ob es tatsächlich dazu kommt, wird maßgeblich von der Entwicklung in der Ukraine abhängen, welche der wichtigste Maislieferant der EU ist. Das Wetter liefert dort inzwischen zwar sehr gute Voraussetzungen, nachdem es im Frühling zu trocken war. Allerdings könnte der seit Monaten schwelende Konflikt mit Russland die ukrainische Maisernte belasten, weil die Verfügbarkeit von Finanzierung und Betriebsmitteln verringert und die bei Mais intensive Feldbearbeitung unterbrochen werden könnte.

Bisher scheint aber die Arbeit ihren normalen Gang zu gehen. Das USDA trägt den Risiken aber bereits mit einem Abschlag von 15% gegenüber der Vorjahresernte Rechnung.

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Die stärker als erwartete Beanspruchung des verfügbaren Maisangebots in den USA hat den meistgehandelten Terminkontrakt an der CBOT zwischenzeitlich auf mehr als 500 US-Cents je Pfund steigen lassen. Wir sehen weiterhin keine Knappheit am Maismarkt heraufziehen und sind daher über den jüngsten Preisrückgang nicht überrascht. Die Preise für Mais aus der kommenden Ernte 2014 liegen laut Terminkurve leicht unter denen für aktuell verfügbare Ware. Dies spiegelt die Erwartung weiter steigender weltweiter Bestände durch einen neuerlichen Angebotsüberschuss wider (Grafik 6).

Wir erwarten für das vierte Quartal einen Maispreis an der CBOT von 480 US-Cents je Scheffel. Analog dazu und angesichts der Erwartung einer erneut guten Maisernte in der EU sollten auch die Notierungen in Paris im Jahresverlauf weiter um die derzeitigen 175 Euro je Tonne liegen. Dem liegt allerdings die Erwartung zugrunde, dass es zu keiner nennenswerten Beeinträchtigung des Maisangebots aus der Ukraine kommt.






Sojabohnen und Raps:

Das USDA ist in seiner ersten Ernteprognose für 2014/15 optimistisch und erwartet, dass die weltweite Sojabohnenproduktion die Marke von 300 Mio. Tonnen erreicht. Dies wäre ein Anstieg um 5,6% und ein neuer Ernterekord. In Brasilien sollen rekordhohe 91 Mio. Tonnen erzielt werden, nachdem die Prognosen für 2013/14 aufgrund der Dürre zu Jahresbeginn deutlich unter die zwischenzeitlich erwarteten 90 Mio. Tonnen gesenkt werden mussten. Der entscheidende Beitrag zur Produktionssteigerung soll aber aus den USA kommen. Die deutlich bessere Preisentwicklung im vergangenen Jahr im Vergleich zu Mais soll zu einer kräftigen Ausdehnung der Sojabohnenfläche auf Kosten der Maisfläche führen.

Die US-Landwirte planten im März mit einer Ausweitung der Anbaufläche um 6,5%. In Kombination mit einem entsprechend dem Trend steigenden Produktivitätszuwachs soll dies zu einer US-Sojabohnenernte von 99 Mio. Tonnen führen. Dies entspricht ebenfalls einem neuen Rekord und würde die Rückkehr der USA zum weltgrößten Sojabohnenproduzenten vor Brasilien bedeuten. Den 1. Platz der Exporteure dürfte Brasilien vor den USA allerdings verteidigen (Grafik 7). Der drittgrößte Sojabohnenproduzent Argentinien soll seine in diesem Jahr erzielte sehr hohe Ernte von 54 Mio. Tonnen wiederholen.

Für die chinesischen Importe an Sojabohnen hat das USDA 2014/15 rekordhohe 72 Mio. Tonnen und damit drei Mio. Tonnen mehr als 2013/14 angesetzt. Es geht also davon aus, dass Einschränkungen - wie sie sich im ersten Quartal aus dem Auftreten der Vogelgrippe ergeben hatten - ein vorübergehendes Phänomen bleiben.

Die rekordhohe globale Produktion an Sojabohnen soll 2014/15 aber zu einem dritten Angebotsüberschuss in Folge führen, den das USDA auf 19 Mio. Tonnen schätzt und damit sogar noch etwas höher als den erwarteten Überschuss von knapp 14 Mio. Tonnen im laufenden Erntejahr 2013/14.

Die hohen Preise von zeitweise über 15 USD je Scheffel im April und in den letzten Tagen - damit war der Preis so hoch wie zuletzt im Juni 2013 - dürften sich aus unserer Sicht nicht halten. Sie waren dem aktuell knappen Sojabohnenangebot in den USA geschuldet, nachdem die höher als erwartete Exporttätigkeit das US-Lager-Verbrauchs-Verhältnis auf ein Rekordtief von 4% zum Ende des derzeit laufenden Erntejahres 2013/14 drücken soll. Behält das USDA Recht, kann sich das Lager-Verbrauchs-Verhältnis in den USA 2014/15 nach drei rückläufigen Jahren auf 10% erholen (Grafik 8).

Zudem rückt die Entlastung mit dem auf den Markt drückenden südamerikanischen Angebot näher. Die niedrigen US-Bestände dürften den Sojabohnenpreis allerdings bis zur neuen Ernte dennoch auf einem relativ hohen Niveau halten. Erst mit der US-Ernte rechnen wir mit merklich sinkenden Notierungen und mit einem Preisrückgang auf 1.200 US-Cents je Scheffel im vierten Quartal 2014.

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Bei Raps erwartet das USDA für 2014/15 - ähnlich wie der IGC - eine um 3,5% niedrigere weltweite Ernte. Dennoch soll mit 68,6 Mio. Tonnen noch immer die zweithöchste jemals erzielte Erntemenge nach der Rekordernte im laufenden Erntejahr erzielt werden. Der Hauptgrund für den erwarteten Ernterückgang ist sowohl bei USDA als auch IGC, dass Kanada sein Rekordergebnis aus dem Vorjahr nicht wird wiederholen können (Grafik 9).

Trotz eines Rückgangs um 14% gegenüber dem Vorjahr soll aber auch in Kanada mit 15,4 Mio. Tonnen die zweithöchste Erntemenge aller Zeiten erreicht werden. Für die EU, dem vor Kanada größten Rapsproduzenten, erwartet das USDA sogar einen geringfügigen Anstieg auf 21,5 Mio. Tonnen, was nur knapp unter dem Rekord aus dem Erntejahr 2009/10 liegen würde. Insbesondere Frankreich dürfte nach der schwachen letztjährigen Ernte wieder aufschließen, nicht zuletzt weil eine deutlich größere Fläche zur Ernte kommen soll.

Die weltweite Nachfrage soll laut USDA geringfügig steigen, so dass sich Angebot und Nachfrage global betrachtet die Waage halten werden. Mit einer Knappheit ist für 2014/15 bei Raps daher nicht zu rechnen, zumal sich beim Konkurrenzprodukt Sojabohnen wie oben beschrieben eine recht entspannte Marktlage abzeichnet. Für den Rapspreis bleiben wir daher bei unserer Prognose von 360 EUR je Tonne im vierten Quartal - also ähnlich dem derzeitigen Niveau.


Baumwolle:

Es besteht bei Baumwolle weiterhin ein deutlicher Preisunterschied zwischen den Kontrakten mit Fälligkeit vor der nächsten US-Ernte und denen, welche erst nach der Ernte im Herbst fällig werden. Ähnlich wie bei Sojabohnen liegt dies an der aktuell recht knappen Versorgungslage in den USA. Zum einen erwiesen sich die US-Exporte als robuster als vermutet. Zum anderen wurde die US-Baumwollernte 2013 nach unten korrigiert. Zwar hat das USDA seine Einschätzung für die US-Exporte in der Gesamtsaison zuletzt wieder auf das bereits im letzten Herbst prognostizierte Niveau zurückgenommen. Dennoch sollen die US-Lagerbestände zum Ende der Saison 201314 auf einem sehr niedriges Niveau von 2,8 Mio. Ballen und damit nur knapp über dem vor drei Jahren verzeichneten 17-Jahrestief liegen.





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Dass die Preise für die neue Ernte deutlich unter dem aktuellen Niveau liegen, ist der Erwartung einer entspannteren Marktlage in den USA in der kommenden Saison geschuldet. Die US-Baumwollernte soll 2014 laut USDA um 12% auf 14,5 Mio. Ballen steigen. Damit fällt das Plus zwar nur noch halb so hoch aus wie auf der Outlook-Konferenz des USDA im Februar erwartet wurde.

Auch der Nationale Baumwollrat der USA reduzierte seine Schätzung für die US-Ernte 2014 Anfang Mai auf 15,25 Mio. Ballen, nachdem er im Februar noch von 16,4 Mio. Ballen ausging. Das ICAC rechnet mit gut 14 Mio. Ballen. Dennoch besteht die begründete Hoffnung, dass die aktuell sehr niedrigen US-Bestände wieder aufgefüllt werden können. Das USDA erwartet einen Anstieg der Endvorräte auf 3,9 Mio. Ballen, womit der Rückgang in der laufenden Saison wieder wettgemacht würde.

Für diese Prognose gibt es allerdings Abwärtsrisiken. Zum einen ist die Dürre im wichtigsten Anbaustaat Texas sowie im drittgrößten Anbaustaat Kalifornien zu nennen. Aus diesem Grund hat das USDA bereits die Annahme der zur Ernte kommenden Fläche reduziert. Der Anteil der aufgegebenen Fläche wird inzwischen mit 24% so hoch angesetzt wie in den beiden Vorjahren (Grafik 10).

Zum anderen könnte das Wetterphänomen El Niño für zusätzliche Ernteeinbußen sorgen, da dieses zur Erntezeit im Süden der USA mit überdurchschnittlichen Regenfällen einhergeht, welche die Qualität der erntereifen Baumwolle beeinträchtigen würden. Die höhere Feuchtigkeit wäre allerdings gut für die Wachstumsbedingungen im nächsten Frühjahr.

Durch erwartete Ernterückgänge in den beiden wichtigsten Produzentenländern China und Indien, welche zusammen mehr als die Hälfte des weltweiten Angebots stellen, soll die globale Ernte 2014/15 geringer ausfallen als 2013/14 und damit zum dritten Mal in Folge im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen (Grafik 11).

Nach Erwartung des USDA wird der globale Baumwollmarkt 2014/15 dennoch den vierten Angebotsüberschuss in Folge aufweisen. Dieser soll allerdings nur noch weniger als eine Mio. Tonnen betragen und damit halb so hoch wie im laufenden Erntejahr ausfallen. Dies deckt sich mit der Prognose des International Cotton Advisory Committee ICAC. Die bereits stark gestiegenen globalen Bestände, von denen allerdings über 60% in China lagern, dürften daher weiter anwachsen.

Auf der Nachfrageseite spielt China die entscheidende Rolle. Nach Einschätzung des USDA werden die chinesischen Baumwollimporte mit 1,8 Mio. Tonnen fast eine Million Tonnen unter dem Vorjahr bleiben. Das ICAC ist mit 2,2 Mio. Tonnen zwar etwas optimistischer, rechnet aber ebenfalls mit einer Halbierung der Importe gegenüber 2012/13.

Nachdem die staatliche Ankaufpolitik der letzten Jahre mit hohen Kosten für Lagerhaltung und Durchführung verbunden war, sollen die lokalen Baumwollproduzenten anderweitig unterstützt werden. Zunächst bekommen nur die Anbauer der Provinz Xingjiang eine direkte Zahlung auf Basis eines recht hoch angesetzten Zielpreises. Anbauer in den anderen Regionen werden wohl ihre Flächen daraufhin deutlich einschränken, was auch den erwarteten Rückgang der chinesischen Ernte in diesem Jahr erklären kann.

Bis die neue Ernte auf den Markt kommt, dürfte der Baumwollpreis auf einem erhöhten Niveau bleiben. Wir rechnen daher bis zum Herbst mit einem Preis von etwa 85 US-Cents je Pfund. Der erwartete Anstieg der US-Vorräte und eine schwächere Nachfrage aus China sprechen danach für einen Preisrückgang auf 78 US-Cents je Pfund bis zum Jahresende. Im nächsten Jahr dürfte der Baumwollpreis noch darunter fallen. Sollte es aufgrund der Dürre oder von El Niño zu stärkeren Ernteeinbußen in den USA kommen, dürften 80 US-Cents je Pfund die Untergrenze für den Baumwollpreis darstellen.

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Auf einen Blick

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



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