Rohstoffe kompakt Agrar: Prognosen 2014/15: Entspannter Blick in die Zukunft

Die weltweite Maisproduktion soll nach Ansicht des USDA 2014/15 ebenso hoch ausfallen wie in der noch laufenden Saison, in welcher ein Rekordniveau erreicht wurde. Da das USDA einen kräftigen Anstieg der Nachfrage unterstellt, soll der globale Angebotsüberschuss in der nächsten Saison mit 13 Mio. Tonnen nur noch knapp halb so hoch ausfallen als 2013/14.

Der IGC erwartet bei einer leicht sinkenden Weltproduktion nur einen Überschuss von 5 Mio. Tonnen, AMIS sogar einen Rückgang der weltweiten Produktion um 4% und ein Defizit von 7 Mio. Tonnen. Der Hauptgrund für die Divergenz der Prognosen liegt in der unterschiedlichen Einschätzung der US-Flächenerträge. Während das USDA für die USA einen weiteren signifikanten Anstieg der Produktivität unterstellt (Grafik 4), gehen IGC und AMIS von einem Rückgang der Erträge vom außerordentlich hohen Niveau des Vorjahres aus. Einig sind sich alle drei Beobachter darüber, dass die Anbaufläche zurückgehen wird.
Zwar gibt die Aussaat in den USA inzwischen wenig Anlass zur Sorge. Nach einem kälte- und nässebedingten Rückstand in den ersten Wochen wurde dieser innerhalb einer einzigen Woche aufgeholt. Geht die Maisaussaat zügig weiter, muss auch nicht mit größeren Verschiebungen zugunsten von Sojabohnen gerechnet werden, die etwas später ausgebracht werden können. Wir erachten dennoch die Annahme des USDA eines Flächenertrages von 165 Scheffeln je Morgen und einem Plus von 4% gegenüber 2013/14 in den USA als ambitioniert. Wir sind skeptisch, dass der Ertrag stark genug steigt, um die Flächenreduktion wie vom USDA erwartet auszugleichen.
Den noch immer sehr dynamischen US-Maisexporten hat das USDA in seinem Mai-Bericht mit einer nochmals erhöhten Exportzahl für 2013/14 Rechnung getragen (Grafik 5). Entsprechend dürften seiner Ansicht nach die US-Endbestände noch niedriger sein als bislang vermutet. Trotz der Rekordernte 2013 starten die USA also mit einem niedrigen Lager-Verbrauchs-Verhältnis in die kommende Saison. Die weltweiten Endbestände an Mais erwartet das USDA Ende 2014/15 so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Durch die steigende Nachfrage soll sich das Lager-Verbrauchs-Verhältnis allerdings nur um einen Prozentpunkt auf im historischen Vergleich noch immer niedrige 17% verbessern.
Der zweitgrößte Anbieter Brasilien soll laut USDA 2014/15 eine Maisernte von 74 Mio. Tonnen erzielen. Das wäre nur geringfügig weniger als in der aktuell noch laufenden Saison. In den beiden letzten Monaten wurden die Erwartungen für die diesjährige Ernte auf 75 Mio. Tonnen nach oben korrigiert, nachdem sich die Witterung verbessert hat. Der Ernterekord von 81,5 Mio. Tonnen aus dem Jahr 2012/13 würde aber noch immer deutlich unterschritten.
Nach einer guten Ernte in der EU von 65 Mio. Tonnen im Erntejahr 2013/14 erwartet das USDA auch für die nächste Ernte eine ähnlich hohe Menge. Dabei zeigt sich die EU-Kommission bisher deutlich optimistischer als das USDA und taxiert die EU-Maisernte 2014 auf gut 69 Mio. Tonnen - wozu auch ein Anstieg der Fläche um 1,6% beträgt - , wobei Frankreich mit 17 Mio. Tonnen den weitaus größten Einzelbeitrag leistet.
Die EU-Kommission erwartet zudem eine Fortsetzung des Lageraufbaus. Ob es tatsächlich dazu kommt, wird maßgeblich von der Entwicklung in der Ukraine abhängen, welche der wichtigste Maislieferant der EU ist. Das Wetter liefert dort inzwischen zwar sehr gute Voraussetzungen, nachdem es im Frühling zu trocken war. Allerdings könnte der seit Monaten schwelende Konflikt mit Russland die ukrainische Maisernte belasten, weil die Verfügbarkeit von Finanzierung und Betriebsmitteln verringert und die bei Mais intensive Feldbearbeitung unterbrochen werden könnte.
Bisher scheint aber die Arbeit ihren normalen Gang zu gehen. Das USDA trägt den Risiken aber bereits mit einem Abschlag von 15% gegenüber der Vorjahresernte Rechnung.

Die stärker als erwartete Beanspruchung des verfügbaren Maisangebots in den USA hat den meistgehandelten Terminkontrakt an der CBOT zwischenzeitlich auf mehr als 500 US-Cents je Pfund steigen lassen. Wir sehen weiterhin keine Knappheit am Maismarkt heraufziehen und sind daher über den jüngsten Preisrückgang nicht überrascht. Die Preise für Mais aus der kommenden Ernte 2014 liegen laut Terminkurve leicht unter denen für aktuell verfügbare Ware. Dies spiegelt die Erwartung weiter steigender weltweiter Bestände durch einen neuerlichen Angebotsüberschuss wider (Grafik 6).
Wir erwarten für das vierte Quartal einen Maispreis an der CBOT von 480 US-Cents je Scheffel. Analog dazu und angesichts der Erwartung einer erneut guten Maisernte in der EU sollten auch die Notierungen in Paris im Jahresverlauf weiter um die derzeitigen 175 Euro je Tonne liegen. Dem liegt allerdings die Erwartung zugrunde, dass es zu keiner nennenswerten Beeinträchtigung des Maisangebots aus der Ukraine kommt.